Bischof Zsifkovics beim Martinsfest: "Danke an all die Zeit-Schenkenden"
Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics beim Auftakt des Martinsfestes am Freitagabend im Eisenstädter Haus St. Martin und bei der Martinifeier der Burgenländer in Wien am Sonntagabend: Martinus zeige sinnerfüllten Umgang mit der uns geschenkten Zeit
Eisenstadt/Wien – Der Mensch ist ein zeitliches Wesen, weil er nicht nur in der Zeit lebt, sondern sich zu der ihm geschenkten Zeit verhält. "Nützen wir wie Martinus die uns geschenkte Zeit. Mein herzlicher Dank gilt all den Zeit-Schenkenden, weil sie Zeit haben und sich Zeit nehmen für Gott, die Mitmenschen und für sich selbst": Diesen Grundgedanken entfaltete Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics zum Auftakt und Abschluss des großen Martinsfestes der Diözese Eisenstadt. Eröffnet wurde der Festreigen am Freitagabend mit einer hl. Messe mit Vesper im Eisenstädter Haus St. Martin, das als Altenwohnheim der diözesanen Caritas dem hl. Martin geweiht ist. Den finalen Schlusspunkt bildete die Martinifeier der Burgenländer in Wien am Sonntagabend in der Michaelerkirche.
Zeit für Gott haben: "Holen wir uns den langen Atem zurück"
Besser als wie jeder moderne Ratgeber zeige der heilige Martin, wie uns ein sinnvoller Umgang mit dem Geschenk der Zeit gelingen könne. Denn die Zeit, die Martinus hatte und die er sich in seinem Leben nahm, war wesentlich Zeit für Gott. "Er hat die Nähe Gottes gesucht, hat sich in die Stille zurückgezogen zum Gebet, zum Lesen und Betrachten der Heiligen Schrift, zur Meditation." Gerade in Zeiten einer zunehmenden Gottesvergessenheit zeige Martinus mit seinem Leben: "Wer sich Zeit nimmt für Gott, der hat im Leben und im Glauben Orientierung, Freude am Menschsein und Christsein sowie Mut zum Zeugnis und dem geht auch nicht die Luft aus, der hat den langen Atem", so Bischof Zsifkovics.
Zeit-Haben füreinander als Reichtum der Gemeinschaft
Zugleich steht Martinus immer auch für ein Zeit-Haben für die Mitmenschen: "Genau dafür ist die Mantelteilung mit dem Bettler ein Symbol. Martinus hat das in die Tat umgesetzt, wovon das Evangelium spricht." Zeit zu haben für die Mitmenschen und für Werke der Barmherzigkeit sei ein wesentliches Merkmal für einen gelingenden Lebensentwurf des Einzelnen, sondern für den wahren Reichtum einer Gemeinschaft: "Verarmen und zerfallen unsere Gemeinschaftsformen nicht oft auch deshalb, weil wir wenig oder keine Zeit füreinander haben?", fragte Bischof Zsifkovics im Rahmen des Martinsfestes.
Martinus als Rezept gegen Burn-out
Schließlich bedeute ein sinnerfüllter Umgang mit der Zeit auch das Zeit-Haben für sich selber. Wenn sich Martinus, der so umtriebige Bischof von Tours, vom Trubel des Alltags in Oasen der Ruhe zurückzog, so habe er sich gerade nicht "aus dieser Welt geflüchtet. Er hat sich vielmehr Zeit für sich selber genommen, um sich seiner Wurzeln, Aufgabe und Sendung bewusst zu werden und sie zu erfüllen". In der Rastlosigkeit der gegenwärtigen Welt bestehe vielmehr die existenzielle Gefahr, das eigene Selbst in einem atemlosen und an der Oberfläche klebenden Aktionismus zu betäuben oder im ständigen Kreisen um sich selbst das wahre Selbst gerade zu verlieren. "Solche Abwege, ob sie nun durch Konsum- oder Unterhaltungsbedürfnisse, durch Narzissmus oder Aktionismus berauscht werden, führen im Hochgeschwindigkeitstempo in das Burn-out", warnte Bischof Zsifkovics.
Herzlicher Dank an alle Engagierten
Umso herzlicher bedankte sich der Bischof im Rahmen der Martinsfeier bei all jenen, die sich "Zeit nehmen für Gott, die konkreten Mitmenschen und für sich selbst". Besonders hob Bischof Zsifkovics im Haus St. Martin das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas, der Förderer und Freunde des Hauses, der Seelsorgerinnen und Seelsorger so wie aller sozial und karitativ tätigen Einrichtungen in der Diözese hervor, "die vom unermüdlichen Einsatz so vieler Menschen leben, die Zeit haben – für Gott, für Mitmenschen und für sich selbst."