Paukenschlag: Orthodoxes Kloster kommt doch nach St. Andrä
Nach einem „Willkommensgruß“ und Schreiben des neuen Bürgermeisters von St. Andrä am Zicksee, Andreas Sattler, das erste orthodoxe Kloster Österreichs doch noch am ursprünglich geplanten Standort zu errichten, sowie nach erfolgter Flächenumwidmung des Grundstücks erteilte Metropolit Arsenios Kardamakis in einem heute (Montag, 11.12.) eingetroffenen Brief die Zusage für das Projekt – Diözese Eisenstadt glücklich über positive Wende und „großen Tag für die Ökumene, das Burgenland und Europa“
St. Andrä am Zicksee – Es ist ein Paukenschlag als positive Wende eines ereignisreichen Ringens im Bemühen um ein ökumenisches Jahrtausendprojekt: Das erste orthodoxe Kloster Österreichs wird nun doch in St. Andrä am Zicksee errichtet. Dies teilte der orthodoxe Metropolit von Austria und Exarch von Ungarn, Arsenios Kardamakis, dem neuen Bürgermeister und der Gemeindevertretung des Ortes im burgenländischen Seewinkel in einem am Montag eingelangten Schreiben mit. Dem Brief des Metropoliten war Ende November ein Schreiben des neuen Bürgermeisters von St. Andrä, Andreas Sattler, vorausgegangen, der in einem „Willkommensgruß“ die klare Bitte zum Ausdruck bringt, „die Ansiedlung des Klosters in St. Andrä am Zicksee Wirklichkeit werden zu lassen“.
Bekenntnis und „höflichstes“ Ersuchen der Gemeinde
Der Brief des neuen Bürgermeisters, der den Metropoliten letztlich zu seiner Zusage veranlasste, ist ein ausdrückliches Bekenntnis für das Klosterprojekt in St. Andrä. In dem von Vizebürgermeister und Gemeindevorständen mitunterzeichneten Schreiben heißt es unter anderem: „Die klar überwiegende Mehrheit der St. Andräerinnen und St. Andräer hat im demokratischen Weg der Volksabstimmung als höchste Instanz der Meinungsbildung dem Projekt ihre Zustimmung erteilt und steht diesem positiv gegenüber.“ Der Metropolit werde somit „höflichst“ ersucht, „die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen in St. Andrä in die Entscheidung einfließen zu lassen“.
Grünes Licht nach Flächenumwidmung
Der Metropolit wurde in dem Schreiben von Bürgermeister Sattler außerdem über die erfolgte Flächenumwidmung nach einem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss und der positiven Beurteilung durch die Landesregierung sowie über das grüne Licht seitens der Bezirkshauptmannschaft Neusiedl am See informiert.
Metropolit: Dank für „Ausdruck des Willkommenseins“
Er sei von dem „Willkommensgruß der Bevölkerung“ an die orthodoxe Kirche „menschlich sehr bewegt“, bedanke sich „für diesen starken Ausdruck des Willkommenseins“, der „viele Erfahrungen von Gastfreundschaft und Großzügigkeit“ mit Menschen in St. Andrä widerspiegle, so Metropolit Arsenios in dem am 6. Dezember, zum Fest des hl. Nikolaus, verfassten und am Montag eingelangten Brief. Er begrüßte zudem die eindeutige Entscheidung „in einem demokratischen Verfahren“ zugunsten des Klosters, was ein „Auftrag an die politischen Verantwortungsträger“ sei, „sich dem Willen der Bevölkerung nicht zu verschließen“.
Neuaufrollung „aus Respekt vor der menschlichen Freiheit“
Zugleich bedankte sich der Metropolit in seinem Schreiben bei den „vielen Menschen – Vertretern diverser politischer Gemeinden und des öffentlichen Lebens sowie Privatpersonen – für ihre Solidarität mit der Entstehung des Orthodoxen Klosters als ökumenisches Jahrtausendprojekt“. Dabei bezog sich Metropolit Arsenios auf die notwendig gewordene Neuaufrollung der Standortfrage, nachdem er sich im April dieses Jahres dazu entschlossen hatte, infolge einer negativen Stimmungsmache und der Verbreitung von Falschmeldungen von der Errichtung des Klosters in der 1.365-EinwohnerInnen-Gemeinde St. Andrä Abstand zu nehmen: „Aus Respekt vor der menschlichen Freiheit, die Botschaft des Evangeliums ohne Zwang anzunehmen, habe ich als Metropolit von Austria zum vergangenen Osterfest (…) den mir liebgewordenen Ort St. Andrä meinerseits losgelassen und bei der weiteren Standortentscheidung für das Kloster allein auf den Willen Gottes und die Freiheit der Menschen vertraut“, so die würdevolle Antwort von Metropolit Arsenios zu den damaligen Geschehnissen, die nicht immer der Würde eines Klosters als „Ort der Begegnung“, als „Zeichen des Glaubens in der Welt“ und als „Symbol der Ökumene“ angemessen waren.
Glückliche Fahrt voraus nach der Notbremse
Im April teilte Metropolit Arsenios noch der Gemeinde „betrübt, aber überzeugt von der moralischen Richtigkeit“ mit, dass man sich angesichts der Verbreitung von Falschmeldungen und teilweise von Feindseligkeiten gegen das Kloster als ein „Symbol des Friedens und der Versöhnung“ seitens einer Minderheit im Ort veranlasst sehe, „sich der Standortfrage für das erste Orthodoxe Kloster Österreichs neu zu widmen“. Der Metropolit zog damals die Notbremse gegenüber dem Schüren von Ängsten und Gerüchten, „viele davon verletzend für die Orthodoxie und die Katholische Kirche gleichermaßen“, wie es in dem Schreiben vom April hieß. In Folge kam es zu einer großen Zahl von burgenlandweiten und auch überregionalen Unterstützungserklärungen und wurden - wie Metropolit Arsenios in seinem jetzigen Schreiben an Bürgermeister Sattler festhält - von verschiedensten Personen und Institutionen „teils beachtliche Hilfe und Mittel angeboten, um das Projekt an alternativen Standorten zu verwirklichen“, von Menschen, denen „unsere Verbundenheit, unser Dank und unser Gebet gilt.“ Angesichts der dadurch neu entstandenen menschlichen Beziehungen stelle die „nunmehrige Bitte, eine Entscheidung zugunsten des Standortes St. Andrä zu fällen … eine tiefgreifende Überlegung dar“, so der Metropolit an Sattler.
Diözesansprecher Orieschnig: „Passender Weitblick, Klugheit und Format für einen bedeutenden Ort des Friedens und der Ökumene“
Für die nun doch erfolgte positive Wende war ohne Zweifel das klare Bekenntnis des neuen Bürgermeisters für das Klosterprojekt ausschlaggebend – ein Umstand, auf den das Schreiben des Metropoliten mit theologischer Argumentation, unter anderem in Betrachtung der historischen Gestalt des Bischofs Nikolaus von Myra, ausdrücklich Bezug nimmt. So trägt der Brief des Metropoliten nicht zufällig das Datum des Festtages dieses äußerst beliebten Heiligen von Ostkirche und Westkirche. Kritiker hatten Sattlers Vorgänger wiederholt vorgeworfen, durch eine zögerliche und unentschlossene Haltung einen Nährboden für Vorurteile und negative Stimmungsmache entstehen zu lassen. Damit sei das Feld einer Minderheit im Ort überlassen worden, „die gezielt und sehr fleißig mit Desinformation, Halbwahrheiten und geschürten Ängsten operiert“, so damals der Sprecher der Diözese Eisenstadt, Dominik Orieschnig. Dieser zeigte sich bereits vor der Volksabstimmung überzeugt, dass diese zugunsten des Klosters ausgehen werde, betonte jedoch zugleich in einem Appell an die Bevölkerung: „Wer gegen ein christliches Kloster stimmt, muss wissen, wogegen er stimmt. Nämlich gegen einen Ort der Stille und des Gebets, des Friedens und der Versöhnung und nicht zuletzt gegen einen Ort einer besonders naturverbundenen Lebensart.“ Der nun verfasste Brief des neuen Bürgermeisters, der auch in der Vergangenheit öffentlich für das Kloster eingetreten ist, ist jedenfalls ein starkes Bekenntnis für einen solchen Ort des Friedens und der Ökumene und Orieschnig findet zur neuen Situation in St. Andrä abermals klare Worte: „In Zeiten, wo zu viele Verantwortungsträger in Fragen einer nachhaltigen Menschheitsentwicklung ihr Fähnchen nach dem Wind kurzfristiger ökonomischer, politischer oder sonstiger Vorteile hängen, sind all jene, denen dieses Kloster als spirituelle und kulturelle Weltbotschaft am Herzen liegt, dankbar für das Bekenntnis und den Mut, den Weitblick und die Klugheit, die aus dem Brief sprechen. Hier stimmt ganz einfach das Format. Alle Menschen guten Willens und solche, die es noch werden wollen, sind jetzt herzlich eingeladen, sich dem anzuschließen. Es geht um mehr als um ein Kloster.“
Bischof Zsifkovics: „Ein großer Tag für die Ökumene, für das Burgenland und Europa“
Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, der durch die Stiftung eines kirchlichen Grundstücks an die orthodoxe Kirche den Plan eines ersten orthodoxen Klosters in Österreich mit Standort in St. Andrä überhaupt erst ermöglichte, zeigt sich in einer ersten Reaktion hocherfreut von der positiven Wende: „Ich freue mich sehr, dass dem Geist des Dialogs, der Begegnung und des geschwisterlichen Aufbaus einer Stätte des Friedens und Glaubens zum Durchbruch verholfen wurde. Ich freue mich sowohl für meine Mitbrüder von der orthodoxen Kirche als auch für die Menschen von St. Andrä, die einem einzigartigen und ungemein bedeutsamen Projekt für die Ökumene eine Heimat geben werden. Das ist ein großer Tag für die Ökumene, für das Händereichen der christlichen Konfessionen, für St. Andrä als ein Ort, der dank dieser Entscheidung nur als Gewinner in die Zukunft gehen kann, und für die Diözese Eisenstadt, die dadurch dem uns gegebenen Auftrag des heiligen Papstes Johannes Paul II. bei seinem Burgenlandbesuch 1988, im Herzen Europas stets eine christliche Brücke in den Osten zu sein, auf überaus konkrete Weise nachkommt.“
Zsifkovics erinnert an Segen des Papstes für St. Andrä
Der Stellenwert des Vorhabens könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, so Bischof Zsifkovics: „Vergessen wir nicht, dass selbst Papst Franziskus die Menschen von St. Andrä ausdrücklich gesegnet und den Ort als mögliche Beheimatung für eine große ökumenische Chance gewürdigt hat! Vergessen wir nicht, dass der Ökumenische Patriarch Bartholomäus I. von Konstantinopel im Jahr 2014 St. Andrä eigens besucht hat, um in einem berührenden Fest der Begegnung die Bedeutung des Klosterprojekts zu unterstreichen!“
Starkes Symbol für Europa des Glaubens
Für Metropolit Arsenios steht fest, dass das „Kloster ein sichtbares Zeichen des Glaubens in der Welt sein soll und auch eine Erinnerung an die Möglichkeit eines jeden Menschen, zu Gott umzukehren. Es soll den orthodoxen Christen Österreichs spirituelles Zentrum und Wallfahrtsort sein und damit ein Vierteljahrhundert nach dem Fall des Eisernen Vorhangs der ganzen Welt ein starkes Symbol für ein Europa des Glaubens, des Geistes, des Friedens und der Versöhnung.“