Familien im Wandel unterstützen
Väterrolle im Fokus der diesjährigen "Woche der Familie" – Alfred Handschuh vom Katholischen Familienverband: "Wir brauchen unterstützende Rahmenbedingungen, damit Väter vermehrt Erziehungsverantwortung übernehmen"
Eisenstadt– "Familie im Wandel – Mannsbilder in der Familie" lautet das diesjährige Themenmotto der Woche der Familie, eine von der Diözese Eisenstadt ins Leben gerufene gesamtgesellschaftliche Initiative, getragen von 16 Institutionen und Vereinen aus unterschiedlichen Bereichen von Zivilgesellschaft, Sozial- und Familienpolitik sowie der evangelischen und katholischen Kirche. "Das Bild von Familie und die gesellschaftlichen Herausforderungen sind in einem Wandel begriffen. Diese Herausforderung, Familie zu haben, braucht eine breite Unterstützung, denn Familie ist das Rückgrat unserer Gesellschaft", waren sich der evangelischen Superintendent Manfred Koch, Pastoralamtsdirektor Michael Wüger von der Diözese Eisenstadt, Landesrätin Verena Dunst und Alfred Handschuh, Vorsitzender des Katholischen Familienverbandes, auf der Pressekonferenz zur "Woche der Familie" einig.
Erziehung ist auch Männersache
"Während dieser Woche soll vor allem die Rolle der Väter in den Fokus gerückt werden. Wir wollen die wichtige Rolle der Väter bei der Erziehung verstärkt ins Bewusstsein rufen. Immer noch wird ein großer Teil von Erziehungsaufgaben von Frauen übernommen. Dabei brauchen wir auch unterstützende Rahmenbedingungen, damit Väter vermehrt Erziehungsaufgaben übernehmen", ist Alfred Handschuh überzeugt. Das afrikanische Sprichwort, "zur Erziehung eines Kindes braucht man ein ganzes Dorf", bringe einen wesentlichen Aspekt zur Sprache: "An der Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen sind sehr viele Mitmenschen beteiligt. Diese breite Verantwortung für die Erziehung wollen wir in der Woche der Familie stark machen", so der Vorsitzende des Katholischen Familienverbandes.
Empowerment für Familien
Die Katholische Aktion der Diözese Eisenstadt und der Katholische Familienverband Burgenland übernehmen heuer die jährlich wechselnde Hauptorganisation der "Woche der Familie". Diese engagiert sich seit dem Jahr 2001 im Bereich der Bewusstseinsbildung und für die gesellschaftliche Anerkennung von Familienleistungen, für Bildungs- und Betreuungsangebote und die Vernetzung der Familien.
Vorträge, Kabarett, Steuerinfos und vieles mehr
Im Rahmen der Woche der Familie wird es eine Reihe von Veranstaltungen geben. So findet am 17. Mai 2018 ab 18 Uhr im Eisenstädter Haus der Begegnung ein Vortrag zum Thema "Familien Wandel – Mannsbilder in der Familie" des Männerforschers Erich Lehner statt. Im Anschluss daran (ab 20 Uhr) bringen die Kabarettisten Rudi Weiß, Robert Schießbiegl und Franz Gurnhofer mit ihrem Programm "Männer mag man eben 2.0" unterschiedliche Männerbilder humoristisch zur Sprache. Landesweit findet ab 9. Mai ein Plakatbewerb für alle burgenländischen Kinder und Jugendliche über Augenblicke und Wandel von Kindsein in der 100-jährigen Geschichte Österreichs statt. Das Familienpfingstcamp der Kinderfreunde Burgenland lädt burgenländische Familien vom 19. bis 21. Mai 2018 zur Teilnahme am Zeltlager nach Döbriarch am Millstättersee ein. In den einzelnen Bezirken werden zahlreiche Angebote, darunter ein Steuerinfotag zum "Familien-Steuergeld" am 15. Mai, Familienfeste, Vorträge, Workshops für Jugendliche und Erwachse und vieles mehr, organisiert. Die Homepage www.woche-der-familie.at informiert über sämtliche Veranstaltungen im Rahmen der Woche der Familie.
Landesrätin Dunst: "Für das Wohl der Kinder"
Die in der Burgenländischen Landesregierung für Familien zuständige Landesrätin Verena Dunst (SPÖ) betonte: "Es ist eine Herausforderung, heute Familie zu haben. Umso mehr brauchen Familien gesellschaftliche Unterstützung und Anerkennung. Familienstrukturen und Familienbilder haben sich deutlich geändert, es gibt immer mehr Alleinerziehende. Gerade deshalb wollen wir die Rolle der Väter in den Mittelpunkt stellen: Wie kann jemand ein guter Vater, ein guter Opa sein?" Aufgabe der Politik sei es, unterstützende Rahmenbedingungen für Familien zu schaffen, ohne deren Freiheit, ihr Leben eigenständig und entsprechend individueller Bedürfnisse zu gestalten, einzuschränken. Im Fall von Trennungen müsse man Vätern und Müttern auch sagen: "Nehmt euch mit euren eigenen Interessen insofern zurück, als ihr beide das Wohl der Kinder in den Blick nehmt."
Koch: Familie als Ort der Geborgenheit und Orientierung
Für Superintendent Manfred Koch ist der Wandel der Familien Realität: "Darauf hat die Politik etwa mit dem Modell der Väterkarenz reagiert. Wir als Religionsvertreter müssen diesem Wandel Verständnis entgegenbringen, indem wir Veränderungen begleiten und uns an die Seite der Menschen stellen. In einer Zeit der zunehmenden Orientierungslosigkeit und der sich immer schneller ändernden gesellschaftlichen Werte ist es besonders wichtig, dass Menschen in der Gemeinschaft der Familie Geborgenheit finden. In der Familie den Glauben zu leben und sich gegenseitig in Lebensmut und Hoffnung zu stärken, ist ein wesentliches Lebensprinzip", so der evangelische Superintendent.
Wüger: "Danke an die Familien"
Michael Wüger, Pastoralamtsdirektor der Diözese Eisenstadt und Pfarrer in Wiesen, ist als Seelsorger in ständigem Kontakt mit Familien. Auch er beobachtet einen Wandel im Rollenverständnis von Familien: "Das liegt auch an der sich verändernden Väterrolle. Früher hieß es mitunter: Als Mann fährt man nicht mit dem Kinderwagen durch das Dorf. Hier hat bei jungen Eltern ein Bewusstseinswandel eingesetzt. Männer übernehmen tendenziell mehr Verantwortung. Von Familien wird von der Gesellschaft zunehmend mehr Flexibilisierung gefordert, was wiederum den innerfamiliären Druck erhöht", so der Pastoralamtsleiter der Diözese Eisenstadt. Vor allem wollte Wüger ein großes Danke an die Familien aussprechen: "Wir alle müssen den Familien sehr dankbar dafür sein, was sie für die Gesellschaft tun."