Festakademie: Eisenstadt als "Hotspot der Ökumene"
Bischof Ägidius Zsifkovics, Metropolit Arsenios Kardamakis und Superintendent Manfred Koch betonten ihr Anliegen, vom ehemaligen Gegen- und Nebeneinander der christlichen Kirchen zu einem Füreinander zu gelangen
Eisenstadt – "Die Diözese Eisenstadt ist der Hotspot der Ökumene in Österreich. Bei uns herrscht keine ökumenische Stille, sondern Zuneigung": Davon zeigte sich Pastoralamtsleiter und Festakademie-Mitveranstalter Richard Geier am Sonntagnachmittag in der Eisenstädter Wirtschaftskammer überzeugt. Die Ökumene bildete das zentrale Thema der diesjährigen Festakademie zum Martinsfest. Festvortragender war Kurienkardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.
Für den Kardinal gibt es "schlechterdings keine Alternative zur Ökumene", auch und gerade wegen der "existenziellen Dringlichkeit" der stark gestiegenen Christenverfolgung weltweit (siehe Medieninfo Kardinal Koch bei Martini-Festakademie). Neben dem Kurienkardinal sprachen auch der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis und der evangelische Superintendent Manfred Koch. Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics nahm die Zusammenfassung und den Abschluss vor.
Zsifkovics über "Stammbuch-Eintrag" des hl. Martin
Bischof Zsifkovics zeigte sich davon überzeugt, dass "es die vielen kleinen, aber sehr wichtigen Schritte sind, aus denen einmal etwas Großes werden kann", wenn es um das Bemühen der Einheit der Christen gehe. Der Kurs der Diözese Eisenstadt sei jedenfalls klar: "Wir wollen weitere Schritte setzen, um immer mehr zu einem Füreinander der Konfessionen zu gelangen." Dazu, so der Bischof im Rahmen der Festakademie, brauche es dreierlei: "Erstens intensive Bemühungen um die evangelische Erneuerung, zweitens ein gemeinsames Christusbekenntnis und drittens ein starkes Zeugnis der Barmherzigkeit." Genau diese drei Dinge seien es gewesen, die der hl. Martin uns allen "ins Stammbuch geschrieben" habe.
Metropolit Arsenios dankt für "tatkräftige Unterstützung"
Der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis sprach in seinem Vortrag von einer "großen Herzlichkeit, Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft", mit der "unsere katholischen und evangelischen Brüder im Glauben uns Orthodoxen begegnen". Er hatte in seinen Ausführungen zur "Konkreten und gelebten Ökumene in Österreich" vor allem das Projekt des ersten Orthodoxen Klosters in Österreich, das im burgenländischen St. Andrä am Zicksee entsteht, im Blick. Der Metropolit bedankte sich ausdrücklich für die "tatkräftige Förderung und Unterstützung" seitens der katholischen Kirche, wobei er die "äußert großzügige Überlassung des Grundstücks durch Bischof Ägidius Zsifkovics" und auch die Spende von Papst Franziskus, der im Frühjahr 100.000 Euro für das Kloster gespendet hatte, erwähnte.
Persönliche Begegnung als Ort der Ökumene
Es gebe viele positive Zeichen einer solchen gelebten Ökumene in Österreich, etwa hinsichtlich der "Organisation des liturgischen und pastoralen Lebens unserer Gemeinden", die "Unterstützung durch unsere katholischen Schwestern und Brüder" erfahren. Als besonderes Beispiel führte Metropolit Arsenios die Schenkung einer Kirche in Leoben an: Dass der Orden der Remptoristen durch "Vermittlung des bischöflichen Sekretärs von Eisenstadt, Dominik Orieschnig, uns eine Kirche geschenkt hat, ist sicher ein weltweit einmaliges Beispiel gelebter Ökumene", so ein dankbarer Metropolit Arsenios, der sich davon überzeugt zeigte, dass Spannungen und Schwierigkeiten am besten durch "persönliche Beziehungen und Begegnungen aus der Welt geschafft werden können". Denn genau darin – in der persönlichen Begegnung – sehe er die Ökumene primär verortet.
Koch: Ökumene oft "unter einfachen Leuten"
Für den evangelischen Superintendenten Manfred Koch muss Ökumene in ihrer historischen Entwicklung betrachtet werden: "Ökumene ist im Werden, fand und findet oft auf der Ebene des alltäglichen Zusammenlebens, gerade unter einfachen Leuten, statt." Gerade im Burgenland "haben Christen immer nach Wegen des Miteinander gesucht, auch in Zeiten von Not und Armut", so Superintendent Koch.
"Riesenschritte" gemeinsam mit Bischof Zsifkovics
Der historische Prozess der Ökumene lasse sich als ein Weg von einem Gegeneinander der Vergangenheit über ein Nebeneinander hin zu einem Miteinander beschreiben. Der evangelische Superintendent würdigte den von Altbischof Paul Iby ins Leben gerufenen Ökumenischen Sozialfonds als einen ersten wichtigen Schritt. "Riesenschritte" habe die Ökumene im Burgenland dann mit Bischof Ägidius Zsifkovics gemacht: "Davor war etwa die orthodoxe Kirche im Burgenland so gut wie nicht vorhanden. Heute gibt es tragende Pfeiler, auf denen wir im Burgenland weiterbauen können. Dazu gehören gemeinsame Pfarrertage, die gemeinsame Pilgerfahrt ins Heilige Land, die beiden von Bischof Ägidius und mir verfassten Hirtenbriefe, zuletzt zu den Novemberpogromen und das Treffen der katholischen Bischofskonferenz mit den Spitzen der evangelischen Kirche in Rust."
Laternenumzug und Segnung der Kinder
Am Sonntagabend fand schließlich noch die Festvesper im Martinsdom mit dem anschließenden traditionellen und stimmungsvollen Laternenumzug und der Segnung der Kinder statt. Seinen Abschluss findet das Martinsfest der Diözese Eisenstadt am kommenden Sonntag, 18. November 2018, mit der Martinifeier der Burgenländer in der Wiener Michaelerkirche (18 Uhr).