Orthodoxe im Burgenland: Bischof Zsifkovics setzt im Jubiläumsjahr auf symbolträchtige Akzente
Orthodoxes Kloster im Burgenland soll definitiv im Frühjahr 2020 kommen – Gemeinsame Sitzung der Katholischen und der Orthodoxen Bischofskonferenz als weiterer Schritt zur christlichen Einheit – Zsifkovics: "Wir sind Zeugen und Beteiligte historischer Ereignisse!"
Eisenstadt / Wien – Eisenstadts Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics ist zuversichtlich, dass das burgenländische Diözesanjubiläum 2020 auch eine symbolträchtige ökumenische Feier mit den Orthodoxen, etwa aus Anlass einer Dachgleiche oder Kuppelschließung im orthodoxen Kloster, bieten kann. Denn das Kloster "Maria Schutz" in St. Andrä am Zicksee wird jetzt definitiv gebaut, nachdem auch viele einstmalige Gegner des Baus eingelenkt haben. Tatsächlich hat das Projekt sämtliche behördliche Instanzen, aber auch bestehende Mechanismen direkter Demokratie wie etwa eine Bürgerbefragung siegreich durchlaufen. Seit diesem Jahr gibt es einen rechtskräftigen Baubescheid, Metropolit Arsenios Kardamakis als Bauherr hat nun das Frühjahr 2020 und somit das Jubiläumsjahr der 1960 gegründeten Diözese Eisenstadt für die Grundsteinlegung ins Auge gefasst.
Happy End nach bewegten Jahren der Vorbereitung
"Es hat sehr viel Desinformation gegeben. Die Lage ist aber jetzt so, dass die Mehrheit der Bevölkerung, der Gemeinderat und auch das Land positiv eingestellt sind und den Bau unterstützen", sagte Bischof Zsifkovics am Rande der Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz am Montag in Wien, bei der die Mitglieder erstmals eine gemeinsame Sitzung mit den Mitgliedern der Orthodoxen Bischofskonferenz Österreichs abgehalten hatten. Danach fand eine orthodoxe Vesper in der griechischen Kathedrale in der Wiener City statt, an der Zsifkovics ebenfalls, gemeinsam mit seinem Sekretär und Berater, dem Kirchenjuristen und Eisenstädter Diözesansprecher Dominik Orieschnig teilnahm. Orieschnig, der als externer wie interner Kommunikator das orthodoxe Klosterprojekt in den vergangenen Jahren durch die von zahlreichen Herausforderungen begleitete Vorbereitungs- und Planungsphase navigierte, berät als Religionsrechtsexperte seit Jahren auch die Orthodoxe Bischofskonferenz und ihren Vorsitzenden Erzbischof Arsenios Kardamakis. "So gesehen gibt es hier schon jahrelang exzellente menschliche Beziehungen und informelle Zusammenarbeit auf Expertenebene zwischen Katholischer und Orthodoxer Kirche. Da kann nun vieles Weitere einfach leichter wachsen, und dafür schuldet die Ökumene in Österreich Dr. Orieschnig besonderen Dank", so Bischof Zsifkovics.
Zwei historische Ereignisse auf dem Weg zur christlichen Einheit
Beide Ereignisse – Klosterbau auf einem Grundstück der katholischen Kirche und gemeinsamer tagungsmäßiger Austausch der Episkopate beider Konfessionen – seien historisch, betonte der Eisenstädter Bischof. "Da geschieht, was Papst Johannes Paul II. erträumt hat: Dass beide Lungenflügel der Kirche – der westliche und der östliche – im Einklang atmen." Die Beratungen seien sehr inspirierend gewesen, berichtete Zsifkovics: "Wir merken beide, dass die Zeit für die Einheit arbeitet und nicht dagegen."
Das gelte auch im Hinblick auf innerorthodoxe Konflikte, von denen auch die Orthodoxen in Österreich betroffen sind. Diese Konflikte, bei denen es um innerorthodoxe jurisdiktionelle Fragen geht, seien zudem Grund dafür gewesen, weshalb einige Bischöfe des Ostens nicht zum katholisch-orthodoxen Austausch gekommen seien. "Aber sie haben sich sehr entschuldigt", so der burgenländische Oberhirte.
Nächste ökumenische Schritte im "Vorreiterland" Burgenland geplant
Bischof Zsifkovics sieht aber hoffnungsfroh in die Zukunft, und er skizziert schon den nächsten Schritt in der burgenländischen West-Ost-Ökumene: "Es gibt sehr viele rumänische Pflegerinnen im Burgenland, die seelsorgliche Betreuung bräuchten. Ich kann mir vorstellen, dass hier eine gemeinsame Initiative ergriffen wird." Es könnte sogar sein, dass – so wie in Wien oder der Steiermark – die eine oder andere katholische Kirche in der Diözese Eisenstadt den Orthodoxen zur Verfügung gestellt wird. Wichtig sei, dass die Bevölkerung mitziehe. Hier kann der Bischof jedoch auf seine Landsleute zählen: "Die burgenländischen Katholiken sind offen und bereit, auf Gläubige anderer Konfessionen zuzugehen. Die Werte Miteinander und Füreinander sind sehr stark entwickelt."
Vor dem Gespräch hatte Zsifkovics an dem von ihm als "historisch" bezeichneten Treffen im Wiener Erzbischöflichen Palais teilgenommen. Orthodoxerseits nahmen daran Metropolit Arsenios Kardamakis, der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Ćilerdžić und der rumänisch-orthodoxe Bischof Serafim Joantă teil. Dazu kamen hochrangige Amtsträger aus dem Patriarchat von Antiochia und der Orthodoxen Kirche von Griechenland. Ebenfalls anwesend war der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura.
Unterricht und Bildung als erste gemeinsame Zielsetzungen
Im Mittelpunkt der Gespräche, die unter dem Vorsitz von Kardinal Christoph Schönborn und Metropolit Arsenios Kardamakis stattfanden, stand die verstärkte Zusammenarbeit beim schulischen Religionsunterricht. Hier gibt es bereits eine international beachtete Kooperation zwischen katholischer und orthodoxer Kirche bei der Religionslehrerausbildung, die in der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) mit Sitz in Wien und Krems stattfindet. Die anwesenden Amtsträger der Kirchen zeigten sich überzeugt, dass eine noch engere Zusammenarbeit beim Religionsunterricht nötig und wünschenswert sei.
Insgesamt begrüßten die orthodoxen und katholischen Bischöfe die positiven Rahmenbedingungen für die Kooperation von Staat und Kirchen in Österreich. Die beiden größten Kirchen des Landes würden stark davon profitieren. Die Vertreter der beiden Kirchen sprachen sich unisono dafür aus, dass Begegnungen ihrer Bischofskonferenzen in regelmäßigen Abständen stattfinden sollen.