"Sternsinger zeigen, wie man zur größeren Wahrheit gelangt"
Eisenstädter Diözesansprecher Orieschnig im Sender "Schau TV": Ankunft der Könige, die ja die Völker, Rassen und Kulturen symbolisieren, ist auch "tiefes Symbol des Friedens" – Es geht um Bescheidenheit im Wahrheitsanspruch von Religion und Wissenschaft und "Respekt vor der Naivität des Herzens, um das Göttliche sehen zu können" – Sammelngehen für Arme zeigt, dass es "nicht um Theologie, Theorie oder Schöngeistigkeit geht"
Eisenstadt – Die Könige aus dem Morgenland an der Krippe seien ein Symbol für die gesamte Menschheit auf ihrem Weg zur Erkenntnis, und zwar nicht zur schöngeistigen, sondern zu derjenigen, die zur Liebe befähigt: Das betonte der Sprecher der Diözese Eisenstadt, Dr. Dominik Orieschnig, am Montagabend (6. Jänner) im ostösterreichischen Regionalfernsehen "Schau TV". "Der Weg dorthin ist immer damit verbunden, Grenzen zu überschreiten – um so zu einer umfassenderen Wahrheit zu gelangen", so Orieschnig. Er kommentierte damit unter anderem die in der traditionellen Ikonografie der Christenheit bestehende "Multikulturalität" der drei Besucher an der Krippe.
Ewiges Megathema "Heilige drei Könige"
Der Beitrag auf "Schau TV", der auch in den kommenden Tagen im Zwei-Stunden-Rhythmus ausgestrahlt wird, ist eine große Tour d’horizon zu den vielfachen Facetten des Themas "Drei Könige". Die Erläuterungen des kirchlichen Medienreferenten führen als roter Faden durch das Special und betrafen sowohl die historischen Hintergründe der antiken Sterndeuter wie die Theologie des Festes "Erscheinung des Herrn", die Philosophie, die menschheitsgeschichtliche Wahrheitssuche und schließlich die volkstümliche Aktualisierung der Königserzählung im Evangelium – somit zu guter letzt die Dreikönigsaktion mitsamt ihrer Projektarbeit in den Slums der dritten Welt. In diesem Zusammenhang kam auch die Bereichsleiterin der Katholischen Jugend und Jungschar der Diözese Eisenstadt, Mag. Rebecca Gerdenitsch-Schwarz, zu Wort und erklärte die erfolgreiche Arbeit der Dreikönigsaktion.
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Geschichtliche Fakten
Historisch belegt sei, wie Orieschnig erläuterte, die Existenz einer untergehenden Priesterkaste in Persien zur Zeit Jesu, die sich mit Sterndeutung befasste und die auch die besondere Sternkonstellation des wahrscheinlichen Geburtsjahres des Jesus von Nazareth (6 v. Chr.) erkannt habe. Orieschnig: "Es war eine Jupiter-Saturn-Konstellation, im Zeichen der Fische. In dieser persischen Priesterkultur wusste man von dieser Besonderheit, die in die Epoche einer allgemeinen Erwartung der Geburt eines Retters der Menschheit fiel". Diese Konstellation sei übrigens später auch von Johannes Kepler und danach von einem steirischen Astronomen und Direktor der Wiener Urania, Konradin Ferrari D‘Occhieppo (1907-2007) berechnet worden – eine naturwissenschaftliche Fußnote, auf die erstmals Papst Benedikt XVI. in einem Band seiner Jesus-Trilogie hinwies.
Wie persische Sterndeuter-Priester zu Königen wurden
Die Magier seien in der Überlieferung "Könige" geworden, weil in der Urkirche zusammen mit den Evangelien immer die Psalmen und die Propheten mitgelesen wurden, zeigte der Sprecher der Eisenstädter Diözese auf. Dort – in den alttestamentlichen Stellen – fänden sich Ochs und Esel, Kamele und Dromedare sowie Könige, die nach Jerusalem pilgerten. Dominik Orieschnig verglich diese kulturhistorischen Hinzufügungen mit dem Krippenbau in der Familie: "Die Krippen sind individuell, da kommen in der Regel immer auch persönliche Dinge hinein, vor allem wenn sie von Kindern gestaltet werden." Ähnlich gebe es in der ganzen christlichen Tradition so etwas wie "gläubige Wahrheit". Diese sei nicht darauf aus, "ob die historische Wahrheit jetzt völlig stimme oder nicht". Die Erzählung von den drei Königen sei somit in jedem Fall nicht "unwahr", so Eisenstadts Diözesansprecher.
Der persönliche Bezug zur Krippe bis zu Papst Franziskus und Felix Mitterer
Orieschnig verbindet auch persönlich viel mit den Sterndeutern und der Krippe von Bethlehem: Vor mehr als zwanzig Jahren hat er als Student gemeinsam mit seiner Mutter eine kostbare Gewandkrippe gefertigt, deren Protagonisten die Gesichtszüge von Menschen aus dem persönlichen Umfeld trugen. Die künstlerische Arbeit daran und die kostbare Ausstattung war ein "sicher sehr persönlicher Ausdruck der Verbindung unserer eigenen Lebenswelt als Mutter und Sohn mit der Familien-Szenerie der Krippe", so Orieschnig. Damit bringt der Diözesansprecher ein uraltes Thema zur Sprache, das jüngst von Papst Franziskus mit dem Apostolischen Schreiben "Admirabile signum" so prominent wie breit ausgeleuchtet wurde. Die Krippe, so heißt es dort, bewege die Menschen aller Zeiten und lasse sie staunen, "weil sie Gottes Zärtlichkeit offenbart", so Franziskus. In dem Säugling Jesus habe Gott den Menschen "einen Bruder geschenkt" und "einen treuen Freund". Ein Gedanke, den zuletzt auch der Tiroler Autor Felix Mitterer in einem sehr persönlichen Interview über seine Kindheit und seine Verhältnis zur Krippe geäußert hat.
Geschenke, die den ganzen Menschen mit seiner Existenz im Blick haben
Eine tiefe Symbolik liege weiter in den Geschenken der Magier, wies Orieschnig im "Schau TV"-Gespräch am Montagabend hin: Gold sei das Geschenk für einen König, Weihrauch für einen Hohepriester, und Myrrhe betreffe die Sphäre der Heilung – als Heilmittel des Arztes in der Antike – und des Eingehens in die Totenwelt. Denn Myrrhe sei auch zum Einbalsamieren verwendet worden. Insoweit sei sie für das Jesuskind "Vorgriff auf Leiden, Sterben und Auferstehung". Die Ankunft der Könige – die ja die Völker, Rassen und Kulturen der Menschheit symbolisieren – an der Krippe sei letztlich "ein tiefes Symbol des Friedens", erinnerte Orieschnig. Es gehe dabei immer auch um Bescheidenheit im Wahrheitsanspruch von Religion und Wissenschaft und den damit verbundenen "Respekt vor der Naivität des Herzens, um das Göttliche sehen zu können".
Junge Menschen nach 2000 Jahren in der direkten Trittspur der Heiligen drei Könige
Die seit 1954 existierende Sternsingeraktion der Katholischen Jungschar – mit dem Sammeln für Benachteiligte in anderen Teilen der Erde, damit es ihnen besser geht – ist für den Sprecher "etwas, das genetisch auf diese Gestalten an der Krippe zurückgeht". "Ich würde sagen, da sind wir – was die Deutung der drei Weisen aus dem Morgenland angeht – nicht im Reich der Theologie, der Theorie oder der Schöngeistigkeit. Sondern das ist etwas sehr Konkretes, wenn junge Menschen sich unter dem Gewand des Königs die Turnschuhe anziehen und von einem Haus zum anderen wandern, weil sie wissen, sie können etwas Gutes bewirken. Damit sind sie direkt in der Trittspur der Heiligen drei Könige, die sich vor zweitausend Jahren auf den Weg gemacht haben, um zu einer größeren Wahrheit zu gelangen", so Orieschnig.