Zsifkovics weiht Ex-Wirtschaftsprüfer zum Kalasantiner-Priester
Eisenstädter Diözesanbischof weihte P. Matthias Gabriel COp vergangenen Samstag in der Wiener Kalasantinerkirche zum Priester. Die Primiz wurde am Sonntag im Martinsdom in Eisenstadt gefeiert, Nachprimiz am 2. Februar in Oberwart, der Heimatpfarre des Neupriesters – Als Spätberufener wird P. Matthias Gabriel COp auch künftig in Eisenstädter Dompfarre mitwirken
Wien-Eisenstadt – Die erste Priesterweihe des Jahres 2020 in Österreich hat der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics am Samstag in Wien vorgenommen: Der aus dem burgenländischen Oberwart stammende P. Matthias Gabriel, Mitglied der Kongregation der Kalasantiner, wurde in der Kalasantinerkirche in Rudolfsheim-Fünfhaus zum Priester geweiht. P. Gabriel ist Spätberufener und war zuvor Wirtschaftsprüfer in einer großen Kanzlei. Zuletzt wirkte der Neugeweihte in der Dompfarre als Diakon und wird dort auch künftig eingesetzt werden.
Wenn Schwächen zu Stärken werden
In seiner Weihepredigt ging Bischof Zsifkovics auf die vermeintlichen "Schwächen Jesu" ein, die der berühmte vietnamesische Kardinal Van Thuan einmal in seinen Exerzitien für Papst Johannes Paul II. thematisiert hatte. Aus Liebe zu diesen Schwächen habe Van Thuan laut Eigenaussage "alles verlassen, um Jesus nachzufolgen". Eben diese Schwächen – Gedächtnisschwäche, Rechenschwäche und Abenteurertum – legte Zsifkovics dem Weihekandidaten für seinen Weg als Priester ans Herz. "Begegne den Dir anvertrauten Menschen in der Seelsorge mit der Haltung Jesu, nicht zu verurteilen, sondern zu vergeben und zu vergessen!", so der Eisenstädter Bischof. Aber auch die vermeintliche Rechenschwäche des Gottessohnes, "dessen Logik sich nicht an Mathematik und Ökonomie orientiert" und der "99 Schafe stehen lässt, nur um das eine fehlende zu suchen", solle für den studierten Betriebswirt Gabriel Ansporn sein, es Jesus gleichzutun. Dementsprechend sei der priesterliche Dienst in der Nachfolge Christi "ein Abenteuer, das nach menschlichen Maßstäben zum Scheitern verurteilt" sei, das aber auf die unwiderrufliche Zusage Gottes vertrauen dürfe.
Vom Wirtschaftsprüfer zum Priester
Gabriel selbst habe lange Zeit "zwei Welten in seinem Leben vereint", so der Neupriester in einem Interview mit der Eisenstädter Kirchenzeitung "martinus". Zugleich Pfarrgemeinderat und Organist in Oberwart, Mitglied einer Gebetsgruppe und fast täglicher Messbesucher, habe er in Wien Betriebswirtschaft studiert und anschließend als Wirtschaftsprüfer begonnen. Der Job sei gut bezahlt, reich an Dienstreisen und auch an langen Arbeitstagen – "oft bis 23 Uhr" – gewesen, was der Neupriester rückblickend als lehrreiche und die Persönlichkeit formende Zeit beschreibt. "Man lernt, das Schwere auszuhalten und nicht zu jammern."
Eins und eins ist zwei
Trotz auch guter Einbindung in die Kollegenschaft habe er jedoch mit 30 Jahren gemerkt, "die Arbeit war nicht meine Berufung", wie P. Gabriel erklärte. "Mein Gedanke war: Du bist alleinstehend, dreißig Jahre alt und am liebsten betest du. Also: eins und eins ist zwei." 2012 kündigte er und trat bei den Kalasantinern, zu denen er schon lange Kontakt pflegte, ins Kloster ein, fasziniert vom Wirken der Gemeinschaft in der Glaubensverkündigung auch auf der Straße. Zu schaffen gemacht habe ihm allerdings das Armutsgelübde: Als ehemaliger Wirtschaftsprüfer gute Hotels gewohnt, sei er nun genötigt, "um Geld für den Kauf einer Haube zu fragen". Er wolle die Kirche als etwas Positives erlebbar machen, "als etwas, das Freude macht, und den Glauben nicht als Zwang, sondern als etwas Sinnstiftendes", so das Anliegen des Ordensmannes. Die erste Primizmesse des Neupriesters fand gestern, am 26. Jänner, im Eisenstädter Martinsdom statt, eine weitere ist für den 2. Februar um 10 Uhr in seiner Heimatpfarre Oberwart angesetzt.
Der Kalasantinerorden wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert vom 1998 seliggesprochenen "Arbeiterapostel" P. Anton Maria Schwarz (1852-1929) als Antwort auf die seelische und soziale Not der Lehrlinge in der Großstadt gegründet. Tätigkeitsgebiete sind heute in Österreich die Arbeiterseelsorge, der Religionsunterricht in Berufsschulen, die außerschulische Seelsorge, Jugendevangelisation und die Leitung von Pfarren, darunter u.a. in Wien die Kalasantinerkirche und ein Kloster im 14. Bezirk oder auch seit 2014 die Eisenstädter Dompfarre. Weitere Gründungen gab es in Deutsch-Göritz und Wolfsgraben, Blumau, Wiener Neustadt und Klagenfurt. Auf die Kalasantiner geht auch die "Jüngergemeinschaft" zurück. (Infos: www.kalasantiner.at)