Pilgern in pittoresker pannonischer Landschaft
Schön langsam kommt der Sommer und schrittweise werden die Corona-Pandemie bedingten Restriktionen gelockert. Das warme Wetter lockt und macht Lust auf Urlaub. Einen Ausflug ins Grüne, Wandern auf den schönsten Strecken in pannonischer Landschaft? Die 2016 eröffnete Route des Martinusweges lädt zum Entdecken, Genießen, Besinnen ein.
Eine kurze Geschichte des Martinusweges
Bereits im Jahr 2005 nahm der Europarat die Route des Martinusweges – "via sancti martini" – in die Liste der Kulturwege auf. Dieser führt von Szombathely, dem Geburtsort des Heiligen Martin, über verschiedene Routen nach Tours, wo er Bischof war und begraben ist.
2016 wurde die Mittelroute – welche von Ungarn durch Österreich, Deutschland, Luxemburg, Belgien bis nach Frankreich führt – und der "Pannonische Martinusweg" eröffnet. Dieser entstand, um auch die Martinskirchen des Burgenlandes mit dem Hauptweg zu verbinden.
Am 11. November 2016, anlässlich des 1.700sten Geburtstages des Patrons des Burgenlandes, stellte Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics diese Route vor. Sie führt vom Martinsdom in Bratislava über Donnerskirchen, Eisenstadt, Mattersburg, Markt St. Martin, St. Martin in der Wart, Schachendorf, Szomabthely, Deutsch Schützen, Gerersdorf bei Güssing bis St. Martin an der Raab. Dieser pannonische Pilgerweg ist rund 300 km lang, besteht aus zehn Tagesetappen und erfreut sich aufgrund der pittoresken Landschaft bei WallfahrerInnen aus Österreich und ganz Europa großer Beliebtheit.
Martinus-Gemeinschaft Eisenstadt
In den einzelnen Ländern haben sich Gemeinschaften von Gläubigen etabliert, die sich der Pflege und Gestaltung des Weges annehmen. Seit dem 11. November 2017 hat auch die Martinsdiözese Eisenstadt eine eigens dafür eingerichtete Gemeinschaft, eben die Martinus-Gemeinschaft Eisenstadt.
Vorsitzender der Martinus-Gemeinschaft Eisenstadt ist der Generalvikar der Diözese Eisenstadt, Martin Korpitsch. Neben Aufgaben der Pflege und Belebung des Pilgerweges ist der Gemeinschaft auch die Vernetzung mit den zahlreichen Pilgerinitiativen, Pfarren und Gemeinden im pannonischen Raum ein zentrales Anliegen.
Auf den Spuren des Heiligen Martin
Der heilige Martin von Tours war ein leuchtendes Beispiel christlicher Nächstenliebe, aber auch ein unermüdlicher Pilger durch Europa. Geboren 316/317 im ungarischen Szombathely, verbrachte er seine Jugend in Norditalien und war danach in Gallien, dem heutigen Frankreich, Soldat des Römischen Reiches. Er zeichnete sich nicht nur durch seine Tapferkeit, sondern auch durch seine Güte, sowie durch sein Mitleid mit kranken und armen Menschen aus. Die bekannteste Geschichte aus seinem Leben ist jene, in der er in Amiens seinen Mantel mit einem Bettler teilte. Diese Tat wurde zum Symbol der Barmherzigkeit.
Von Frankreich zog er sich als Einsiedler in die Nähe von Genua zurück und wirkte schließlich ab 372 als Bischof in Tours, wo er 397 auf einer Visitationsreisen verstarb und am 11. November in seiner Bischofsstadt begraben wurde.
Gleich nach seinem Tod begannen Pilgerreisen zu seinem Grab einzusetzen und spätestens ab dem 5. Jahrhundert galt Tours als das bedeutendste Pilgerziel des ganzen fränkischen Raums.
Mehr als ein Jahrtausend war die Grablege des Heiligen einer der wichtigsten Wallfahrtsorte Europas, besonders in Frankreich. Die Französische Revolution brachte jedoch einen radikalen Bruch mit der Kirche und eine Entchristianisierung des Landes mit sich, in deren Zuge auch die Basilika von Tours weitgehend zerstört wurde. Heute steht eine im Jahr 1925 neu geweihte über der Krypta.
Nora Demattio, BA