Loretto: Maria im Spiegel der Menschen und ihrer Geschichte
Stimmungsvolle Messfeier am Vorabend des 60. Jahrestages der Diözesanerrichtung. Diözesanbischof reflektiert: "Was bedeutet es Burgenländer und Christ zu sein?" – damals und heute.
Eisenstadt – Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics feierte in der Basilika von Loretto, dem berühmten Marienwallfahrtsort am Fuße des Leithagebirges, am Freitag (14. August) den Vorabend der Diözesanerrichtung. In seiner Predigt sprach er über die drei neuen Anrufungen Mariens, die durch Papst Franziskus in die Lauretanische Litanei eingefügt wurden – Maria als Mutter der Barmherzigkeit, Maria als Mutter der Hoffnung, Maria als Trost der Migranten – und warf einen Blick in die Kirche und Gesellschaft, die Geschichte und Charakteristika der burgenländischen Christen. Eine anschließende Lichterprozession rundete den Abend perfekt ab.
Am Vorabend des größten Marienfeiertages und der Errichtung der Diözese vor 60 Jahren sei es naheliegend "in unserem burgenländischen Loretto" über diese drei neuen Anrufungen nachzudenken, so Zsifkovics. "Maria ist uns darin als Einzelne, als Kirche-Diözese und als Gesellschaft Wegweiserin auf unserem Weg in die Zukunft."
Barmherzigkeit und Hoffnung
Mit der Frage "Welchen Stellenwert hat Barmherzigkeit in unserem Leben?" warf der Diözesanbischof einen kritischen Blick auf die Kirche und Gesellschaft. Es zeige sich, dass heute oft nicht Rücksicht und Barmherzigkeit gefragt seien, sondern Egoismus, Rücksichtslosigkeit und Brutalität den Ton angeben. Doch er hielt fest: Klagen alleine sei zu wenig! "Es braucht Menschen wie Maria, die von Gott Barmherzigkeit erfahren hat und die auch zu ihren Mitmenschen barmherzig sind."
Als "Mutter der Hoffnung" spiegle die Muttergottes den Motor und Antrieb der Menschen aller Zeiten wider, so Zsifkovics. Hoffnung habe auch die Menschen des neu entstehenden Burgenlandes vor hundert Jahren nach den Trümmern des Ersten Weltkrieges und dem Zusammenbruch der Donaumonarchie erfüllt, die durch Fleiß, Zusammenhalt und Opferbereitschaft dieses Land, an dessen Zukunft nur wenige glaubten, aufbauten und ihm so zu einer eigenen burgenländischen Identität verholfen haben.
"Christliche Hoffnung hat auch die Menschen unserer neu errichteten Diözese vor 60 Jahren erfüllt, die ihre Kraft, Talente und Fähigkeiten einsetzten, um dem neuen Kirchengebiet Leben und Zukunft zu geben, um am Reich Gottes schon hier auf Erden mitzubauen," betonte der Diözesanbischof und dankte allen "Menschen der Hoffnung" – jenen, die bis heute die Diözese ausmachen und sie in die Zukunft tragen.
Solatium migrantium – Trost der Migranten
Die dritte Anrufung "Trost der Migranten" sei für Papst Franziskus wohl besonders aktuell und, so Zsifkovics, hat einen engen Bezug zu den BurgenländerInnen. Die Menschen kennen dieses Los aufgrund der eigenen Geschichte – die Flucht der nun seit 500 Jahren hier beheimateten Burgenlandkroaten vor der Türkengefahr, die Auswanderungen nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg – es ist Teil von uns. Dafür sei auch diese Basilika hier in Loretto Zeugin. "Unser Land und unsere Diözese hat im Laufe der Geschichte vielen Migranten Aufnahme, Hilfe und Trost geschenkt", betont Diözesanbischof Zsifkovics. "Wir Burgenländer kennen Migration und wir sind Migranten und bis heute Pendler."
Gerade aufgrund dessen sei es wichtig sich daran zu erinnern, was die Menschen hier stets ausgezeichnet hat – Bereitschaft zu Hilfe, Zusammenhalt und Solidarität – und so wie unser Landes- und Diözesanpatron, der hl. Martin von Tours, zu handeln.
Nora Demattio, BA