Krankenhausseelsorge – Wertvolle Ergänzung des Gesundheitssystems
KrankenhausseelsorgerInnen begleiten Menschen im Kontext von Erkranken, Gesunden und Sterben. Sie betreuen PatientInnen, deren Angehörige und die MitarbeiterInnen des Krankenhauses – um sie zu unterstützen und spirituell zu begleiten.
Eisenstadt – Kategoriale Seelsorge bezeichnet in der katholischen Kirche Seelsorge für spezielle Personengruppen oder für Menschen in besonderen Lebenssituationen. Gerade in Zeiten in der die Norm – in diesem Falle Gesundheit – nicht gegeben oder gefährdet ist, ist Beistand, Seel-Sorge besonders wichtig. Das möchte man meinen. Doch wie sieht die Realität aus? Was bewegt Menschen, sich dieser Aufgabe anzunehmen? Gabriele Leser, seit 25 Jahren Krankenausseelsorgerin in der Diözese Eisenstadt, gibt Einblick in dieses Arbeitsfeld und die geforderten fachlichen sowie persönlichen Kompetenzen.
Sich auf die "Suche" machen
Kein Arbeitstag gleicht einem anderen. In der Krankenhausseelsorge ist man ausgerichtet auf Begegnung. Man kann vielleicht planen, welche PatientInnen man auf welcher Station besuchen möchte, mehr aber nicht. Worüber und ob jemand überhaupt mit SeelsorgerInnen sprechen möchte, ob Untersuchungen, Therapien, Pflegehandlungen anstehen, ob Mit-Patienten oder Besucher ein Sich-öffnen überhaupt ermöglichen, das alles weiß man im Normalfall nicht, wenn man die Tür des Krankenzimmers öffnet.
Der Idealfall ist, dass Patienten oder deren Angehörige die SeelsorgerInnen von sich aus kontaktieren und um ein Gespräch oder eine seelsorgliche Begleitung ersuchen. Der Normalfall ist jedoch, dass man sich auf die "Suche" machen muss nach den Menschen. Oftmals wissen die Patienten nicht, dass es Seelsorge gibt, möchten niemandem zur Last fallen, finden ihr Thema nicht wichtig genug, oder haben keinen Bezug zu Kirche und Seelsorge. Das stellt die SeelsorgerInnen auch vor die Herausforderung: Wie finde ich jene Menschen, die Seelsorge wünschen, es aber niemanden mitteilen?
Mit Nähe und Distanz heilsam umgehen
Wer sich für diesen beruflichen Weg entscheidet muss sich bestimmter Voraussetzungen bewusst sein, wie ein abgeschlossenes Theologiestudium oder eine abgeschlossene Ausbildung am Seminar für kirchliche Berufe mit anschließender berufsbegleitender Krankenhausseelsorgeausbildung. Ebenso wichtig sind aber auch persönliche Fähigkeiten wie Einfühlungsvermögen, Wertschätzung der Lebensweise seines Gegenübers, die Fähigkeit mit Nähe und Distanz heilsam umgehen zu können und dennoch feinfühlig und empfindsam zu bleiben. Seelsorge bedürfe auch einer "regelmäßigen Reflexion, der Pflege des eigenen Glaubens und der eigenen Spiritualität und einer kontinuierlichen fachlichen Weiterbildung", betont die langjährige Krankenhausseelsorgerin, "und eine 'gewisse Liebe' zu den Institutionen Kirche und Krankenhaus."
Kirche als "spirituelle Heimat"?
Als zunehmend schwieriger scheint es, Menschen zu "finden", Menschen zu begegnen, die sich noch etwas von Kirche und Seelsorge wünschen und ihr etwas "zutrauen". "Als ich vor 25 Jahren meinen Dienst im Krankenhaus begonnen habe, war 'Kirche' – gerade hier im ländlichen Bereich – so etwas wie eine 'spirituelle Heimat'. Heute ist das nicht mehr so. Über Glaube und Gott zu sprechen, ist fast schon ein 'Tabu'. Erst am Ende des Lebens, da 'traut' man sich wieder …", so Krankenhausseelsorgerin Gabriele Leser. Doch eines ist klar: Jeder Zeitpunkt ist der richtige, um in seine "spirituelle Heimat" zurückzukehren oder sie (neu) zu entdecken.
Die Frauen und Männer in der Krankenhausseelsorge bieten einen wichtigen Dienst. Sie hören zu, helfen Hoffnung zu fassen, loszulassen, sich nicht alleine zu fühlen. Es ist ein Begegnen, Wahrnehmen, manchmal ein gemeinsames Beten, Lachen oder Weinen mit Menschen in besonderen Lebenssituationen, zwischen Krankheit, Gesunden und Tod.
Sie können von PatientInnen sowie deren Angehörigen jederzeit kontaktiert werden, wenn sie Unterstützung brauchen. In der Diözese Eisenstadt gibt es fünf Krankenhaus-Seelsorgestellen und aktuell neun KrankenhausseelsorgerInnen.
Nora Demattio, BA