35 Jahre Hilfe: Burgenländische Telefonseelsorge feiert Jubiläum
Die Telefonseelsorge Burgenland bietet rund um die Uhr Hilfe in schwierigen Lebenssituationen. Heuer feiert sie ihr 35-jähriges Bestehen.
Eisenstadt – Unter der kostenlosen Nummer 142 bietet die 1985 im Burgenland ins Leben gerufene ökumenische Einrichtung Gesprächsmöglichkeiten mit in Gesprächsführung ausgebildeten MitarbeiterInnen. Verschwiegen, vorurteilsfrei und verständnisvoll hören sie den AnruferInnen am Telefon zu – ohne zu bewerten oder zu urteilen. Im Jahr 2006 kam die Online-Beratung hinzu, 2012 die Chatberatung.
Was sind die Herausforderungen und Anforderungen dieser Arbeit? Was motiviert Menschen sich dieser Aufgabe anzunehmen, und was können die Frauen und Männer am Telefon den AnruferInnen mitgeben? Darüber wissen Mag.a Petra Lunzer (Psychotherapeutin) und Maria Pöplitsch, Leiterinnen der TelefonSeelsorge Burgenland, genau Bescheid. Anlässlich des 35-Jahr-Jubiläums geben sie und eine ehrenamtliche Mitarbeiterin Einblick in die Arbeit.
Grundpfeiler der Telefonseelsorge
"Wir sind ein niederschwelliges Mensch-zu-Mensch Angebot. Wir bieten ein offenes, wertschätzendes, akzeptierendes Ohr – das sind die Grundpfeiler der Telefonseelsorge. Ich nehme dich an mit all deinem Ringen und Problemen. Anonym. Kostenlos. Ich bin für dich da, ohne Bewertung, ohne ein vorgefasstes Lösungsangebot!", so Mag.a Petra Lunzer.
Und das wissen die AnruferInnen zu schätzen, viele melden sich immer wieder. Aktuell sind rund 80 ehrenamtliche MitarbeiterInnen in der Telefonseelsorge tätig. Insgesamt wurden in den 35 Jahren 271 ehrenamtliche MitarbeiterInnen ausgebildet und haben mitgearbeitet. "Es ist die sinnstiftende Aufgabe, die Frauen und Männer über viele Jahrzehnte hinweg, dabei bleiben lässt", weiß Maria Pöplitsch zu berichten. Und die Anrufenden erleben die emphatische Haltung der MitarbeiterInnen gerade jetzt. Seit Beginn der Corona-Pandemie stiegen die Anrufe um rund ein Drittel.
Ehrenamtliche MitarbeiterInnen gesucht
Ehrenamtliche MitarbeiterInnen werden immer gesucht, so auch für den nächsten Ausbildungslehrgang. Dieser beginnt im Frühjahr 2021. All jene, deren Interesse geweckt wurde, wenden sich an die Telefonseelsorge, Maria Pöplitsch, 02682/777-341. Weitere Informationen zur Telefonseelsorge, der Online- und Chatberatung gibt es unter www.martinus.at/telefonseelsorge oder www.telefonseelsorge.at.
"Man ist ganz auf sein Ohr angewiesen"
Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin blickt bereits auf eine langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Menschen zurück, lange Zeit war sie im Lehrberuf tätig. In ihrer Pension wurde sie auf die Telefonseelsorge aufmerksam, da die Stelle eine Ausbildung in psychotherapeutischer Gesprächsführung angeboten hatte. Die Besonderheit ihres Dienstes in diesem Bereich der Seelsorge kennt sie: "Unterschiede werden deutlich, bei einer persönlichen Begegnung kann ich Emotionen sehen. Am Telefon bin ich ganz auf mein Ohr angewiesen. Um Emotionen und Anliegen unserer AnruferInnen herauszuhören, muss ich mich ganz hineinhören. Oftmals sprechen die Menschen am Telefon lange, bis sie zum Kern ihres Anliegens kommen."
Dieses Wissen und diese Sensibilität lerne man kontinuierlich. Sowohl in der neunmonatigen Ausbildung vor Arbeitseinstieg, als auch in der monatlichen Supervision wird die Reflexionsfähigkeit erweitert. "Wir Ehrenamtlichen möchten und brauchen beides, weil auch unsere Befindlichkeit und Begleitung einen hohen Stellenwert hat. In der Supervision hat die Frage "Wie geht es dir?" seinen Platz. Wir können gut für andere Dasein, gute ZuhörerInnen sein, wenn es uns selber gut geht", so die ehrenamtliche Mitarbeiterin. Große Bedeutung kommt auch den Gemeinschaftsfeiern zu, denn: Wer nicht feiern kann, der kann auch nicht arbeiten. Das Zusammengehörigkeitsgefühl wird großgeschrieben. "Wir Ehrenamtlichen sind beseelt von der Idee: gemeinsam können wir unsere AnruferInnen unterstützen. Jede und jeder mit dem je eigenen Beitrag. Das schweißt zusammen", so die ehrenamtliche Mitarbeiterin.
Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics beschreibt und würdigt den seelsorglichen Dienst der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen als "Martinstaten". Wo einem Menschen zugehört werde, wo ihm in einsamen Momenten der Mantel des Zuspruchs sanft um die Schultern gelegt werde, dort fände – ihrem tiefsten Wesen nach – die christliche Tat des hl. Martin statt, so der Diözesanbischof.
Ein Blick in die Zukunft: "Wir sind da!"
Die TelefonSeelsorge ist für alle Menschen da. Manche meinen, sie müssten alles mit sich selber ausmachen, andere sind sehr streng und unbarmherzig mit sich selber. Darüber Reden erleichtert und verringert die Einsamkeit. Am Ende von Gesprächen kommt den MitarbeiterInnen oft eine große Dankbarkeit entgegen. Spannungen konnten abgebaut werden und Entlastung wurde wahrgenommen.
Die TelefonSeelsorge ist erreichbar über die Kanäle von E-Mail, Chat und Telefon. "Reden oder Schreiben hilft, wir hören zu!" Ob die Ratsuchenden lieber anrufen, mailen oder chatten, bleibt ihnen überlassen. Das Angebot steht rund um die Uhr an 365 Tagen zur Verfügung. "Wir sind da!" TelefonSeelsorge 142
Nora Demattio, BA