Kanjirapally – Eisenstadt: 40 Jahre Partnerschaft
Vom Grundstein zu den "Martinsbrücken der Menschlichkeit" zwischen der südindischen Diözese Kanjirapally und der Diözese Eisenstadt
Eisenstadt – Als Bischof Stefan László im Jahr 1981 Indien seinen ersten Besuch abstattete, legte er den Grundstein – nicht nur für ein Bildungszentrum, sondern für eine prosperierende Partnerschaft mit der südindischen Diözese Kanjirapally. Ausgebaut und vertieft wurde sie durch seinen Nachfolger Altbischof Paul Iby, wie auch durch Bischof Ägidius J. Zsifkovics. Erst Anfang des Jahres besuchte er anlässlich der Installierung des neuen Bischofs von Kanjirapally, Jose Pulickal, die südindische Partnerdiözese.
Das Knüpfen der Bande
Die Diözese Kanjirapally liegt im südindischen Bundesstaat Kerala, der zu den bevölkerungsreichsten des Landes gehört. Bischof László lernte diese damals gerade vier Jahre junge Diözese Kanjirapally, in der Mar Joseph Powathil der Oberhirte war, persönlich kennen. Mar Joseph Powathil wurde 1986 Erzbischof von Changanacherry, der größten Diözese in Kerala. Als Bischof der Diözese Kanjirapally folgte Mar Mathew Vattakuzy, der maßgeblicher Architekt der zunehmend vertiefenden Partnerschaft war. Er war es auch, der erste Priester in die Diözese Eisenstadt sandte, um der Freundschaft ein konkretes pastorales Gesicht zu verleihen. Auch Ordensschwestern der Diözese Kanjirapally, die im Bundesstaat Kerala Medizin studierten, kamen in die Diözese Eisenstadt. Mit Hilfe eines Stipendiums absolvierten sie in Wien und Eisenstadt weitere fachspezifische Ausbildungen. Eine von ihnen ist Ordensfrau und Gynäkologin Dr. Ildephonse der "Congregation of Sisters of Charity". Sie erhielt ab 1985 ihre Facharztausbildung am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, die sie einige Jahre später erfolgreich abschloss. Seitdem stellt sie ihr Wissen in den Dienst der geburtenstarken Region Kanjirapally. Heute arbeitet sie in dem 2001 von der Diözese Kanjirapally übernommenen und seit 50 Jahren bestehenden Armenspital Mundakayam Medical Trust, deren Umbau von der Diözese Eisenstadt mitfinanziert wurde.
"Martinsbrücke der Menschlichkeit"
Als "Martinsbrücke der Menschlichkeit" bezeichnet Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics dieses kontinenteübergreifende Netzwerk der Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft, die im Laufe der Zeit zwischen den zwei Diözesen gebaut wurde. "Martinsbrücken zu bauen bedeutet durch Begegnung auf Augenhöhe mitzuhelfen am Aufbau von Daseinsräumen für eine würdevolle, selbstbestimmte Existenz", so der Diözesanbischof weiter. Das gegenseitige voneinander Lernen sieht er dabei als besonders wertvoll: "Was wir von Indien lernen können ist die allgegenwärtige Kraft der Spiritualität und Religiosität der Menschen, ihr Gespür für das Transzendente und wie es sich auf schier unerschöpflich vielfältige Art und Weise im ganz alltäglichen Leben manifestiert." In der Diözese Eisenstadt bereichern seit Jahrzehnten Priester und Ordensschwestern der Diözese Kanjirapally das pastorale Wesen und wirken als Seelsorger.
Mit einem klaren und visionären Blick für die Zukunft
"Eine gute Partnerschaft braucht Kontinuität und Verlässlichkeit sowie Nachhaltigkeit, mit einem klaren und visionären Blick für die Zukunft", betonte Bischof Zsifkovics.
Insgesamt konnten beinahe 40 große Projekte aus den Bereichen Bildung, Gesundheit, Soziales sowie der Bau von Kirchen und Seminaren in partnerschaftlicher Zusammenarbeit umgesetzt werden. Unterstützt wurden sie unter anderem durch das Hilfswerk "Fastenaktion". Mar Mathew Vattakuzys Nachfolger, Bischof Mar Mathew Arackal, drückte in der Begegnung mit Diözesanbischof Zsifkovics im Jahr 2016 Dankbarkeit und Wertschätzung der mehr als drei Jahrzehnte bestehenden Partnerschaft aus. Die Partnerschaft beschränke sich nicht einzig auf die Unterstützung konkreter nachhaltiger Hilfsprojekte, sondern es sei "das Band der Seelsorge, der christlichen Caritas der Mitmenschlichkeit und der Glaubenstiefe", betonte Mar Mathew Arackal.
Die Partnerdiözese Kanjirapally
Die Partnerdiözese Kanjirapally gehört der syro-malabrischen Kirche an und geht auf die urkundliche Missionstätigkeit des Apostels Thomas zurück. Nach Jahrhunderten der eigenständigen Entwicklung kam die Wiederanbindung an das Papsttum in Rom 1599. Als eigenständige Eparchie – Diözese – wurde Kanjirapally 1977 von Papst Paul VI. mit der Apostolischen Konstitution "Nos Beati" errichtet. Sie hat eine Gesamtfläche von 2017 km2 und umfasst die Distrikte Kottayam, Idukki und Pathanamthitta im indischen Bundesstaat Kerala. Von den 1.425.824 Einwohnern der Diözese sind 214.900 Katholiken – etwas mehr als 15 % der Menschen. Die Gottesdienste werden in der Amtssprache Malayalam gehalten. Seit Jänner 2020 ist Jose Pulickal Bischof von Kanjirapally.
Nora Demattio, BA