Zsifkovics bei Jubiläumsmesse: Streit kann gefährlicher als Coronavirus sein
Eisenstädter Bischof feierte am Freitag Chrisammesse und zehnjähriges Weihejubiläum – "Priester sollen fähig sein, sich Zeit zu nehmen und Menschen spüren zu lassen, dass Gott auch für sie Zeit hat und ihnen Vergebung und Heilung schenkt"
Eisenstadt – Gefährlicher als das Coronavirus kann nach Meinung des Eisenstädter Bischofs Ägidius J. Zsifkovics sein, wenn in der Kirche Uneinigkeit und Streit vorherrschen. Das betonte der seit zehn Jahren amtierende Bischof am Freitag bei seiner Jubiläumsmesse im Martinsdom, die gleichzeitig die nachgeholte Chrisammesse (Erneuerung der Weiheversprechen) war.
Corona-bedingt in reduzierter Form feierte die Kirche im Burgenland am Freitag mit der feierlichen Messe auch den 10. Jahrestag der Bischofsweihe von Ägidius J. Zsifkovics. Er war im Juli 2010 durch Papst Benedikt XVI. zum Nachfolger des Eisenstädter Bischofs Paul Iby ernannt worden. Die Bischofsweihe hatte Zsifkovics vor genau zehn Jahren, am 25. September 2010, in der Eisenstädter Domkirche St. Martin durch Kardinal Christoph Schönborn empfangen.
Mit dem Jubiläum wurde am Freitag der ansonsten traditionelle liturgische Auftakt der Karwoche, die Chrisammesse – mit Ölweihe und Aufnahme der Kandidaten für das Weihesakrament –, nachgeholt. Dieser in Rom bereits für das 5. Jahrhundert überlieferte Ritus in der Karwoche soll an sich zeitnah zu Ostern gefeiert werden. Man will damit die Teilnahme aller Priester, Diakone und vieler Gläubigen aus der ganzen Diözese ermöglichen, was sich allerdings heuer als unmöglich erwiesen hat.
Zahlreiche Priester aus allen Teilen der Diözese Eisenstadt
Die Jubiläums- und Chrisammesse im Dom konnten zahlreiche Priester aus allen Teilen der Diözese Eisenstadt mitfeiern; unter Einhaltung der Covid-Hygienevorschriften. Unmittelbar im Altarraum waren als Konzelebranten unter anderen Altbischof Iby, Generalvikar Martin Korpitsch, die Bischofsvikare László Pal, Željko Odobašić, P. Karl Schauer und P. Lorenz Voith, Dompfarrer P. Achim Bayer, Dompropst Franz Xaver Brandmayr (Wr. Neustadt) und Pastoralamtsleiter Richard Geier. Als Bewerber um die Aufnahme als Kandidaten für das Weiheamt traten die Seminaristen Zoltan Csiki, Zoran Nadrcic und Andreas Gold vor den Bischof. Musikalisch gestaltet wurde die Messe von der Dommusik St. Martin unter der Leitung von Dom- und Diözesanmusikdirektor Thomas Dolezal.
Hinausgehen, um Menschen zu begegnen und ihnen beizustehen
Bischof Zsifkovics ging in seiner Predigt auf das Zeugnis der Kirche in der Zeit der Covid-Pandemie ein. Es dürfe kein Streit und keine Uneinigkeit herrschen, aber auch kein Abtauchen der Kirche in die Abwesenheit. In Anlehnung an eine Ansprache von Papst Franziskus sagte er, dass trotz Corona sich "ein Priester nicht hinter einer Maske verstecken darf, oder nicht vorziehen darf, bloßer Funktionär zu sein, sondern dass er hinausgehen soll, um Menschen zu begegnen und ihnen beizustehen".
Priester sollten fähig sein, sich Zeit zu nehmen und "Menschen spüren lassen, dass Gott auch für sie Zeit hat und ihnen Vergebung und Heilung schenkt", so der Bischof, der auch damit auf ein Papstwort Bezug nahm.
Bischofsapell: Ehrfurcht, Brüderlichkeit und Eintracht leben
Für Zsifkovics als Richtschnur bedeutend ist auch der Heilige Bruder Klaus (Nikolaus von Flüe) und dessen Einsatz für Friede und Versöhnung sowie Papst Benedikt XVI. Bruder Klaus habe 20 Jahre lang nur von der Eucharistie gelebt, und sein Leben sei vom Blick auf das Kreuz geprägt gewesen. Ebenso habe Papst Benedikt ihm, Zsifkovics, nach der Bischofsweihe gesagt: "Das Bischofsamt ist kein Spaziergang, sondern ein Kreuzweg. Umso schwerer es wird, umso mehr müssen Sie auf das Kreuz sehen, und Sie werden die Geheimnisse des Kreuzes erfahren." Dies treffe besonders dann zu, "wenn es Ablehnung gibt, und wenn sie aus den eigenen Reihen kommt", so der Bischof. Es gelte dann, "nicht zu verbittern, sondern auch dadurch zu wachsen und zu reifen". Er appellierte dazu, dass in der Kirche "Ehrfurcht, Brüderlichkeit und Eintracht" gelebt werden und sichtbar werden: "Wenn wir so mit unseren Mitarbeitern umgehen, werden wir auch von den Menschen außerhalb unserer Gemeinde geschätzt werden." Uneinigkeit dagegen "macht uns vor dieser Welt lächerlich und unglaubwürdig".
Hervorragendes ökumenisches Klima im Burgenland
In einer abschließenden Dankansprache hob Bischof Zsifkovics das hervorragende ökumenische Klima im Burgenland hervor. Durch die Grundsteinlegung zum orthodoxen Kloster, die am Samstag in St. Andrä erfolgen werde, gehe man wieder einen Schritt weiter zum Miteinander. Zsifkovics erinnerte auch an den Beitrag des Judentums für das Burgenland. Er wolle ganz bewusst an diese Gemeinde erinnern, und es schmerze ihn, dass sie im Land nicht mehr vorhanden sei, "aber wir wollen zumindest im Gebet an die burgenländischen Juden denken."
Gratulationen, ein Pilgerstab und Kinderbriefe
Danksagung und Gratulation an Diözesanbischof Zsifkovics gab es von Generalvikar Martin Korpitsch im Namen der Priester, Diakone und aller Ordensleute, im Namen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Bischofshof und der Caritas. Im Rahmen dessen wurde ihm zum 10. Weihetag ein Pilgerstab als Geschenk überreicht. "Bleib mit uns auf dem Weg, lieber Bischof, als Pilger und als Christ", betonte Generalvikar Korpitsch. Andrea Berger Gruber, Leiterin des Schulamtes, überreichte ein weiteres Geschenk – in Worten. Sie las aus Briefen dreier Schulkinder, die sie zu diesem Anlass an Diözesanbischof Zsifkovics verfasst hatten und gratulierte dem Jubilar im Namen der Kinder und Jugendlichen, der ReligionslehrerInnen und im Namen des Schulamtes.
Superintendent Koch: "Gemeinsam auf den Weg zum Kreuz Christi"
Der evangelische Superintendent Manfred Koch hob bei der Feier die vielen gemeinsamen Initiativen mit Bischof Zsifkovics hervor, die "uns gemeinsam auf den Weg zum Kreuz Christi, aus verschiedenen Richtungen, gebracht haben". Im Einzelnen erwähnte der Superintendent die beiden Hirtenbriefe – zum Reformationsjubiläum und zum Novemberpogrom –, die "weit über das Burgenland hinaus Beachtung gefunden haben", sowie die beiden Pilgerfahrten von burgenländischen Katholiken und Evangelischen. Sie führten ins Heilige Land und in die ostdeutschen Lutherstädte.
Metropolit Arsenios: besonderer Dank für erstes Orthodoxes Kloster in Österreich
Der orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis nannte in seiner Gratulation Bischof Zsifkovics einen mit ihm "brüderlich und freundschaftlich verbundenen Mitchristen". Er danke Gott, dass er ihn gefunden habe. Die Freundschaft mit Zsifkovics gebe ihm Zuversicht, dass in der Ökumene "Lösungen gefunden werden, die uns helfen, voranzukommen". Ganz besonders dankte Metropolit Arsenios dem Bischof für die Hilfe beim Baustart für das orthodoxe Kloster, für das am Samstag der Grundstein gelegt wird.