Kardinal Koch: Kloster St. Andrä bedeutendes katholisch-orthodoxes Gemeinschaftsprojekt
Hochrangige Vertreter der Kirchen, der Landespolitik und der Diplomatie bei Grundsteinlegung des Mönchszentrums im Seewinkel – Bischof Zsifkovics betont Vielfalt des Burgenlandes: "In Parndorf haben wir ein Outlet-Center, das neue orthodoxe Kloster wird ein Inlet-Center sein" – Glückwünsche von Papst Franziskus und Patriarch Bartholomaios
St. Andrä – Hochrangige Vertreter der Kirchen, der Landespolitik und der Diplomatie – darunter Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, Metropolit Arsenios Kardamakis, Superintendent Manfred Koch, Abt Maximilian Heim OCist, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Botschafterin Catherine Koika (Hellenische Republik) und Botschafter Alfons Kloss (Pro Oriente) – haben am Samstag den Grundstein zum orthodoxen Kloster "Maria Schutz/Agia Skepi" im Seewinkel gelegt. Das symbolträchtige und auf die jahrhundertelange österreichisch-byzantinische Geschichte verweisende Projekt wird auf einem Grundstück der Diözese Eisenstadt in St. Andrä am Zicksee stehen.
Die Grundsteinlegung nahmen bei sonnigem, aber kaltem Wetter Metropolit Arsenios Kardamakis, Bischof Ägidius J. Zsifkovics, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Abt Paisios Jung, der "Maria Schutz" leiten wird, gemeinsam vor. Auch die Inschrift auf dem aus Marmor gefertigten Grundstein für den künftigen Bau im Stile der Athos-Klöster nimmt auf die ökumenische Dimension von "Maria Schutz/Agia Skepi" Bezug: "Diese Grundsteinlegung fand in St. Andrä am Zicksee auf dem Grundstück statt, das S. E. Bischof Ägidius J. Zsifkovics und die Diözese Eisenstadt großzügig gestiftet haben, auf dass dieses Kloster ein Ort der Begegnung mit Gott und den Menschen sei", so der Goldlettern-Text auf der Marmorplatte.
Der Präfekt des päpstlichen Ökumenerates, Kardinal Kurt Koch (Vatikan), griff in seinem von Diözesansprecher Dominik Orieschnig verlesenen Grußwort die Bedeutsamkeit des Gelingens eines spirituellen Vorhabens von zwei Schwesternkirche auf, und nannte es ein "Gemeinsames Projekt der Katholischen Diözese Eisenstadt und der Griechisch-Orthodoxen Metropolis von Austria". Die Verwurzelung des Mönchtums in den beiden Kirchen sei der "lebende Beweis, dass wir in den gegenseitigen Begegnungen und Beziehungen noch mehr und noch tiefer in der Doxologie – im betenden Lobpreis des Dreieinen Gottes – zusammenfinden", betonte Kardinal Koch.
Ein "Haus für alle"
Das an Athos inspirierte Kloster im Burgenland werde ein "Zentrum der Begegnung zwischen Ost und West", sagte Metropolit Arsenios Kardamakis. Ursprünglich hätte der ökumenische Patriarch Bartholomaios I. persönlich zur Grundsteinsegnung ins Burgenland kommen sollen, was aber coronabedingt nicht möglich war. Das neue Kloster wolle die Menschen "auf der Grundlage des Evangeliums" im Gebet miteinander verbinden, sagte der Metropolit.
"Maria Schutz" verstehe sich als "Bollwerk der Nächstenliebe, der engen Beziehung der Menschen, die Sehnsucht nach Gott haben", als "Ort des Dialogs, der Begegnung und der Besinnung". Zugleich sei die Entstehung des ersten orthodoxen Klosters im mitteleuropäischen Raum ein "historisches Ereignis im Leben des Ökumenischen Patriarchats", betonte Metropolit Arsenios Kardamakis – und für ihn persönlich sei es "die Realisierung eines Traums" seit seinem Amtsantritt.
Der Metropolit brachte die Dankbarkeit gegenüber Patriarch Bartholomaios, Papst Franziskus, Diözesanbischof Zsifkovics, Landeshauptmann Doskozil, dem "Verein der Freunde des Klosters Maria Schutz" sowie den burgenländischen Großspendern für die Unterstützung des Klosterprojekts zum Ausdruck. Das neue Kloster wolle ein "Haus für alle" sein, die Grundsteinlegung für das Kloster sei ein "historischer Tag für die Einheit der Kirche gemäß dem Willen Christi".
Sowohl Bartholomaios I. als auch Papst Franziskus brachten ihre Glückwünsche zum Ausdruck. St. Andrä am Zicksee möge in der Mitte Europas ein "Ort der Verherrlichung des Namens Gottes" sein (Bartholomaios), aber auch eine Stätte, wo die Christen in Freundschaft im "betenden Gotteslob" zueinander finden (Franziskus).
"Beglückendes Ereignis" im "sorgenvollen Jahr 2020"
Bischof Zsifkovics erinnerte in seinem Grußwort daran, dass die Grundsteinlegung des orthodoxen Klosters ein "beglückendes Ereignis" im Corona bedingt "sorgenvollen Jahr" des 60. Jahrestages der Gründung der Diözese Eisenstadt sei. Der Eisenstädter Bischof erinnerte an das Wort von Johannes Paul II., dass die Christenheit mit beiden Flügeln – dem westlichen und dem östlichen – atmen müsse. Es sei zu hoffen, dass auch vom neuen Kloster "gemeinsam ein kräftiger Atem" hinausgetragen werden möge.
Der Bischof sprach vom Kloster als "Inlet-Center": "In Parndorf haben wir ein Outlet-Center, das neue orthodoxe Kloster wird ein Inlet-Center sein, wo man die Menschen einlässt, um Ruhe, Beschaulichkeit und Frieden zu finden, um sich ins eigene Innere zu wenden und wieder einmal nachzuschauen, wie es der vernachlässigten Seele geht." Das Kloster werde ein Ort sein, "wo man den echten 'Lockdown' finden kann".
Zsifkovics unterstrich, dass sich die Diözese Eisenstadt – ebenso wie das ganze Burgenland – als "Brücke" empfinde. Die erhoffte volle Einheit der Christen sei zweifellos weniger ein intellektueller als vielmehr ein spiritueller Prozess. Es gehe darum, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen, "miteinander zu beten und miteinander zu arbeiten".
Martin, der Heilige von ganz Pannonien, als Projekt-Inspirator
Der Eisenstädter Bischof nahm bei der Feier in St. Andrä auch auf den "pannonischen" Heiligen Martin – einen Heiligen der bis zum Jahre 1054 ungetrennten Christenheit – Bezug: "Als mein Freund und Bruder Metropolit Arsenios mir vor sieben Jahren von seinem Wunsch erzählte, im Burgenland ein orthodoxes Kloster errichten zu wollen, fiel mir als Bischof einer Martinsdiözese der geteilte Mantel des heiligen Martin ein. Martinus ist ein Heiliger, der die Tat und die Liebe über das Wort setzt – und er lebte zu einer Zeit, in der unsere beiden Kirchen noch eins waren. So wusste ich, was zu tun war."
Das neue orthodoxe Kloster werde "als Martinstat für die orthodoxen Christen Österreichs und Ungarns in einem heute vereinten Europa" auch zur Heilung der in Ungarn gefühlten Wunde von 1921 – der Abtretung des Gebiets des Burgenlandes von den westlichen Komitaten an Österreich – beitragen. "Einmal mehr wird Martin, der große Europäer, Grenzen überwinden und versöhnend wirken. Für unsere Kirchen, unser Burgenland, unser Österreich, unser Europa", so Zsifkovics.
"Ein burgenländisches Kloster"
Landeshauptmann Doskozil unterstrich, dass das Burgenland ein "Land des Miteinanders" sei. Das neue orthodoxe Kloster sei im Burgenland "herzlich willkommen", als "Haus der Offenheit" und als "burgenländisches Kloster". Offenheit sowie Verbundenheit und Zusammenhalt im Land und unter den Menschen sei bezeichnend für das Burgenland. Das betreffe sowohl die verschiedenen Volksgruppen als auch die Kirchen im Land.
Auch der Bürgermeister von St. Andrä, Andreas Sattler, sprach vom Kloster als "spirituellen Ort des Dialogs und der Begegnung" und einer "Stätte des Friedens" für Gäste und Einheimische. An der Grundsteinlegung nahmen neben zahlreichen orthodoxen Geistlichen und Gläubigen von katholischer Seite außer den anfangs genannten Würdenträgern auch der Wiener Weihbischof Franz Scharl – als Vertreter der Österreichischen Bischofskonferenz –, der Eisenstädter Bischofsvikar P. Lorenz Voith und der Eisenstädter Generalvikar Martin Korpitsch teil.
Kuppelkirche und Ikonenwände
Das Kloster "Maria Schutz/Agia Skepi" soll aus vier etwa sechseinhalb Meter hohen Trakten bestehen, die in Form eines Quadrates angeordnet sind. In der Mitte ist eine Kirche vorgesehen, deren Kuppel etwa 13 Meter in die Höhe ragen wird. In einem ersten Schritt soll die Kirche gebaut werden. Dann sollen die weiteren Gebäude folgen, darunter Zellen für die Mönche, Empfangsräume, Bibliothek, Refektorium, Nebenräume und Werkstätten. Acht bis zwölf Mönche sollen in dem Gebäude Platz finden. Auch ein Gästehaus ist geplant.
Der Grundriss der Kirche hat die Form eines griechischen Kreuzes und besteht aus vier Halbtonnen mit einer zentralen Kuppel. Der Innenraum wird vollständig mit Ikonen bemalt.
Die Kosten für den Bau der Kirche belaufen sich laut Architekt Themistoklis Ioannou auf rund 1,1 Millionen Euro ohne Innenausstattung bzw. Ikonenmalereien. Ioannou zeigte sich zuversichtlich, "dass wir die Kirche bis Weihnachten 2021 fertig bauen und einweihen können". Dazu wird dann auch Patriarch Bartholomaios im Burgenland erwartet.
Das Kloster-Projekt wurde 2014 gestartet, als die Diözese Eisenstadt ein Grundstück in St. Andrä dafür zur Verfügung stellte. Beim Martinsfest am 11. November 2014 im Eisenstädter Dom überreichte Bischof Zsifkovics die Stiftungsurkunde persönlich an Patriarch Bartholomaios.
Auch wenn mit dem Klosterbau noch nicht begonnen wurde, lebt die orthodoxe Mönchsgemeinschaft bereits seit 2016 in einem angekauften Haus in St. Andrä. Der Klostergemeinschaft gehören Abt Paisios Jung, vier weitere Mönche und derzeit zwei Novizen an.
Unterstützung am Bau
Unterstützt wurden die Kirchenvertreter bei der Grundsteinlegung von zwei Maurerlehrlingen der Berufsschule Pinkafeld; zwischen Kloster und Berufsschule wird es weiterhin eine Kooperation geben. So ist vereinbart, dass Schüler für ihr Lehrabschlusszeugnis am Bau mitarbeiten sollen. Der Bereich, den sie dann handwerklich umsetzen werden, wird noch in Absprache mit dem Architekten definiert.
Der Bau des Klosters und handwerkliche Fertigkeiten sind laut Direktor Wilhelm Pfeiffer aus handwerklicher Sicht sehr interessant für Lehrlinge ebenso wie für Lehrer. "Was die orthodoxe Kirche mit der christlichen Kirche gemeinsam hat, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten es gibt, und warum dieses Kloster in Österreich gebaut wird, wird in den nächsten Jahren ein Thema in unserer Schule sein. Es soll intensiv in verschiedenen Unterrichtsgegenständen diskutiert und besprochen werden", so Pfeiffer.