Zsifkovics: Gebet, Gemeinschaft und Nächstenliebe geben Halt im Lockdown
Eisenstädter Diözesanbischof sprach bei Festmesse zum Martinsfest im Dom der burgenländischen Landeshauptstadt zu Leben als Kirche in der Coronazeit – Sich in Weggemeinschaft einordnen und Talente einbringen – Zsifkovics ging auch auf jüngsten Terroranschlag ein
Eisenstadt – Der aktuelle zweite Lockdown bringt zwar "viele an ihre Grenzen", und es gibt unter den Menschen "große Angst und Verzagtheit", aber die Orientierung an Gebet, Gemeinschaft und Nächstenliebe – bzw. den drei "S" Spiritualität, Synodalität und Solidarität – ist für Christen der Schlüssel zu innerem Halt in der Krise. Das betonte der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics am Mittwoch bei der Festmesse zum Martinsfest, dem Landespatronatsfest, im Martinsdom der burgenländischen Landeshauptstadt. Auch Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil nahm an der Messe, die unter strengen Restriktionen stattfand, teil.
"Dieses Martinsfest sollte eigentlich der Abschluss des Jubiläumsjahres 60 Jahre Diözese Eisenstadt sein. Wir konnten unser Diözesanjubiläum aber nicht begehen. Jetzt soll das Jubiläumsfest gemeinsam mit dem Jubiläum 100 Jahre Burgenland im kommenden Jahr begangen werden", zeigte sich der Bischof in seiner Ansprache zuversichtlich im Blick auf ein nicht zu fernes Ende der Covid-Notsituation.
Er ging auch auf das Terrorattentat vom 3. November ein. Vier Menschen seien in Wien aus Hass und Fanatismus getötet worden. "Unsere Gedanken sind bei den Familien. Der Polizei und der Rettung gilt unser Dank für die geleistete Hilfe", so Zsifkovics: "Unsere Antwort auf diese abscheuliche Tat soll aber Liebe, Dialog und Zusammenhalt sein." Nicht wegschauen dürfe man allerdings, "wenn sich Parallelgesellschaften bilden, die unsere europäischen Werte nicht respektieren wollen".
Der heilige Martin – er ist seit 1924 Landespatron des 1921 gegründeten Bundeslandes Burgenland – habe symbolisch gesprochen "die Kleidergröße S/Small" gehabt, sagte der Bischof. Er habe sein Ego hintangestellt, ein tiefes geistliches Leben geführt, die Synodalität der frühen Kirche gelebt und den Armen geholfen, wofür symbolisch die Mantelteilung am Stadttor von Amiens stehe.
Für das Leben als Kirche in der Coronazeit sei wichtig, das eigene Ich nicht dominant werden zu lassen, sondern sich in eine Weggemeinschaft einzuordnen, wie dies Papst Franziskus einmal gesagt habe, appellierte der Diözesanbischof: "Aufeinander hören, voneinander lernen, füreinander da sein. Und dazu verpflichtet uns der Landespatron Martin – in der Kirche, in der Ökumene, im Zusammenleben der Volksgruppen, in den politischen Parteien. Wir versuchen, den Weg immer gemeinsam zu gehen – das ist und bleibt der burgenländische Weg. Gehen wir diesen Weg weiter, und bringen wir unsere Talente in Kirche und Gemeinschaft ein!"
Konkret rief der Bischof die Katholiken auf, neue Arten der Armut zu sehen, die aufgrund der Pandemie aufbrechen würden. Es seien Formen der Armut, “die wir als Christen mit Martinstaten beantworten sollen“.
Geflüchteten weiterhin Beistand leisten
Im Blick auf Geflüchtete äußerte Zsifkovics die dringende Bitte, ihnen weiterhin Beistand zu leisten und keine Verdächtigungen zu hegen. Die Terroristen würden nämlich siegen, "wenn wir uns polarisieren lassen, wenn geschürte Vorurteile und Angst über Mitleid und Menschlichkeit siegen".
Im Rahmen des Gottesdienstes wurden auch die fünf neuen Kanoniker der Domkirche von dem nunmehr seit zehn Jahren amtierenden Diözesanbischof installiert. Zudem verlieh er einige diözesane Auszeichnungen. Die traditionelle Festakademie musste coronabedingt abgesagt werden.
In einem Hirtenbrief zum 11. November hatte Bischof Zsifkovics bereits vor dem Fest betont, dass Corona die oft schon vergessene Erfahrung wieder hervorgehoben habe, "dass unser Lebensweg nicht vollständig vorausplanbar ist". Es zeige sich, "dass viele unserer gewohnten Sicherheiten trügerisch sind und dass unser menschliches Wohl äußerst zerbrechlich ist". Das Virus habe "unserer technologisch so hoch entwickelten und vor Überfluss strotzenden kleinen Welt vor Augen geführt, dass nicht einmal das nackte Leben, die Gesundheit, zwischenmenschliche Kontakte und das tägliche Brot eine Selbstverständlichkeit sind".
Hier geht ' s zur Predigt von Diözesanbischof Zsifkovics im Wortlaut.