Dommusik St. Martin: STABAT MATER
Die Passionsmusik im Martinsdom findet dieses Jahr im Rahmen des Dommusikzyklus "Haydn 20I21" statt – Samstag, 20. März 2021, 17:00 Uhr
Eisenstadt – Eine der ältesten Perspektiven in der Betrachtung der Passion Christi ist der Blick auf jene Menschen, die sich unmittelbar bei seinem Kreuz befunden haben: der Schächer Dismas und Longinus, der bekennende Hauptmann der Soldaten, vor allem aber Maria, die Mutter Jesu, inmitten Johannes und Maria Magdalena.
Die Betrachtung der Schmerzensmutter (Mater Dolorosa) ist aus dem Mittelalter überliefert. Der künstlerischen Befassung hat die Thematik eigenständig Antrieb gegeben, etwa im Bild der Pietá, einem Hauptmotiv der bildenden und darstellenden Kunst, ganz berühmt in der Skulptur Michelangelos im Petersdom in Rom.
Ein weiterer Beitrag ist die christliche Trauerdichtung "Stabat Mater". Ausdruckstark beschreibt sie Schmerz und Trauer Marias unter dem Kreuz Jesu und nimmt den Betrachter in die Passion, in das Mitleid(en) hinein. Seit jeher ist die Poesie auch Stoff der zyklischen Sakralmusik, Komponisten von Palestrina bis Penderecki haben die Dichtung vertont, als berühmteste Werke gelten jene von Haydn, Dvorak, Schubert und eben jenes von Giovanni Pergolesi.
Die Passionsmusik im Martinsdom findet dieses Jahr im Rahmen des Dommusikzyklus "Haydn 20I21" statt. Ursprünglich war dafür das Stabat Mater von Joseph Haydn vorgesehen, welches er 1767, rund dreißig Jahre nach Pergolesi, komponiert hat. Aufgrund der geltenden Covid 19-Verordnung ist die Darbietung von Haydns größer besetztem Werk nicht möglich. An seiner Stelle wurde das Stabat Mater von Pergolesi, das für Haydns Stabat Mater ein Vorbild war, ins Programm genommen.
Der Komponist Giovanni Pergolesi zählt wie Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert zu den früh verstorbenen herausragenden Persönlichkeiten der Musikgeschichte. Im Alter von 26 Jahren erlag er der Tuberkulose. Und ähnlich Mozarts Requiem war auch Pergolesis Stabat Mater in den letzten Lebenswochen des Komponisten entstanden, hier wie da als ein Meisterwerk an Ausdruckskraft in ergebener Erwartung des nahenden Todes. Pergolesi vertonte sein Stabat Mater im Auftrag der "Confraternità die Cavalieri di S. Luigi di Palazzo", einer adeligen Bruderschaft, die sich der Verehrung der Schmerzensreichen Gottesmutter Maria verschrieben hatte und in diesem Streben an den Freitagen im März (in der Fastenzeit) in ihrer Kirche in Neapel ein musikalisches Stabat Mater zur Aufführung bringen ließ. Pergolesi hatte den Kompositionsauftrag Ende 1734 erhalten; vollenden konnte er das Werk aber erst mit letzter Kraft auf dem Sterbebett im Franziskanerkloster von Pozzuoli, wohin er sich für seine letzte Lebenszeit zurückgezogen hatte. Gleich nach Pergolesis Tod wurde das Stabat Mater zu einem der populärsten Sakralwerke der spätbarock-frühklassischen Zeit, zahlreiche Drucke und Abschriften verbreiteten diese Ikone der italienischen Sakralmusik in ganz Europa. Mit Sicherheit hat auch Joseph Haydn das Werk gekannt, jedenfalls ist dessen Einfluss auf sein eigenes Stabat Mater (1767) nicht zu überhören.
Mag. Thomas Dolezal
Giovanni Battista Pergolesi
STABAT MATER
Samstag, 20. März 2021, 17:00 Uhr
Domkirche St. Martin
Barbara Böcskör-Titz, Sopran
Magdalena Gerner, Alt
Mitglieder des Haydnorchesters
Haydn 20I21 – Nr. 18
Biennaler Jubiläumszyklus
der Dommusik