"Da geht mein ♥ auf!" – Fastentücher von Kindern
Die diözesane Arbeitsgemeinschaft der ReligionslehrerInnen "feel the pulse" lud zum Online-Workshop "Mit dem Hungertuch von MISEREOR durch die Fastenzeit". Entstanden sind beeindruckende und berührende Kunstwerke von Kindern.
Eisenstadt – Über 50 Anmeldungen aus ganz Österreich verzeichnete das Team von "feel the pulse" für ihren vom MISEREOR-Hungertuch inspirierten Workshop. Drei Wochen lang wurde gemeinsam gearbeitet. Dabei setzten sich die Kinder und Jugendlichen mit unterschiedlichen Aspekten des von der Chilenin Lilian Moreno Sánchez geschaffenen Werkes mit dem Titel "Du stellst meine Füße auf weiten Raum" (Psalm 31 Vers 9), auseinander.
Zwischen Bruch und Heilung
Das MISEREOR-Hungertuch, ein Triptychon, entstand zu Beginn der Corona-Pandemie. Die Künstlerin arbeitete auf drei, mit Bettwäsche aus einem Krankenhaus und aus einem Kloster bespannten Keilrahmen. Basis des Bildes ist eine Röntgenaufnahme – der gebrochene Fuß einer Person, die in Santiago de Chile bei Demonstrationen gegen soziale Ungleichheit durch die Staatsgewalt verletzt wurde. Zeichen der Heilung sind eingearbeitet: goldene Nähte und Blumen als Zeichen der Solidarität und Liebe. Leinöl im Stoff verweist auf die Frau, die Jesu Füße salbt (Lk 7,37f) und auf die Fußwaschung (Joh 13,14ff ).
In diesem Spannungsfeld, zwischen Bruch und Heilung, arbeiteten die Kinder und Jugendlichen im Rahmen des Workshops und schufen individuell und gemeinsam Werke, die sich sehen lassen können und berühren. "'Da geht mein Herz auf!' steht stellvertretend für viele WhatsApp und Facebook-Postings zu den überaus beeindruckenden Ergebnissen", so Walter Hermann von "feel the pulse".
"Gebrochenes" aufzeigen
Jugendliche aus Pöttsching thematisierten in ihrer Firmvorbereitung das "Gebrochene". Der gebrochene Fuß auf dem Hungertuch steht dabei als Symbol für alle Verletzungen, seien es physische oder psychische. Wenn Menschenrechte verletzt werden, Menschenwürde missachtet wird, schmerzt auch das bis in die Seele. Ihre Beiträge am Fastentuch zeigen die Risse in ihrem Leben und in der Gesellschaft. Mit Goldfäden als Zeichen der Heilung werden die Bruchstellen verbunden.
Goldene Nähte und Blumen als Zeichen der Solidarität und Liebe
Die Botschaft "Du stellst meine Füße auf weiten Raum" begleitete auch die Schülerinnen und Schüler der Klosterschule Neusiedl am See durch die Fastenzeit. Ihr Tuch regt einen Wandlungsprozess an. Es ermutigt trotz aller Enge und Einschränkungen nicht wegzusehen und neue Wege der Hoffnung zu gehen. In ihren Werken weisen sie auf die Bedeutung hin, den Blick füreinander nicht zu verlieren, achtsam zu bleiben und achtsam zu werden dafür, was der Nächste, was die Nächste braucht, woran er leidet, wonach sie sich sehnt. Mit goldenen Nähten und Blumen wurden Zeichen der Solidarität und Liebe gesetzt.
Was Heilung bedarf
Die SchülerInnen der Mittelschule Gols gingen in ihren Arbeiten zur Gestaltung des Fastentuches der Frage nach, was in unserer Gesellschaft und Welt alles "Unheil" ist und einer "Heilung" bedarf. Verschiedene Interpretationen und Wahrnehmungen finden sich in Bildern und Worten auf einer bunt gemalten Blumenwiese wieder. Die einzelnen Arbeiten sind durch einen goldenen Blütenfaden verbunden, goldene Schmetterlinge stehen für die Hoffnung auf Wandel. Zwei riesige Betonfüße vor dem Gesamtwerk verleihen dem Psalmwort "Du stellst meine Füße auf weiten Raum" besondere Ausdruckskraft und lassen die BetrachterInnen etwas von "weitem Raum" erahnen.
Zu schwer für mich – Ein Kinder-Tryptichon
Mit dem Bilderbuch von Peter Carnavas "Zu schwer für mich" startete die Volksschule Ritzing in die Fastenzeit. Gemeinsam wurde philosophiert und das Herz erforscht. Dabei ein gemeinsames Fastentuch zu den Fragen:
"Was liegt mir am Herzen? Was belastet/erdrückt mich?"
"Was lässt mich leicht werden? Wer oder was gibt mir das Gefühl zu fliegen?"
"Wer hilft mir mein Herz/Leid zu tragen bzw. hält mich fest, damit mich der Sturm nicht mit sich reißt"
Schmetterlinge und goldene Symbole sollen daran erinnern, trotz schwierigen Zeiten nicht die Hoffnung zu verlieren, Hoffnung auf Wandel und neues Leben.
Das MISEREOR-Hungertuch
Das MISEREOR-Hungertuch ist ein zentraler Bestandteil der MISEREOR-Fastenaktion. Seit 1976, als diese Initiative ihren Anfang nahm, wird alle zwei Jahre ein neues Kunstwerk von einer Künstlerin oder einem Künstler gestaltet. Es soll der Meditation dienen und zur Auseinandersetzung mit Themen der Entwicklungsarbeit einladen. Zusammen mit "Brot für die Welt" setzen die Organisationen in der Fastenzeit 2021 zusätzlich ein Zeichen für die Ökumene.
In diesem Jahr schuf die chilenische Künstlerin Lilian Moreno Sánchez das neue Hungertuch. Unter dem Titel "Du stellst meine Füße auf weiten Raum" (Psalm 31 Vers 9) entstand das dreiteilige Werk, ein Triptychon, zu Beginn der Corona-Pandemie.
Lilian Moreno Sánchez wurde 1968 in Buin/Chile geboren. Sie studierte Bildende Kunst an der Universität von Chile in Santiago de Chile und an der Akademie der Bildenden Künste in München.
Die Kunstwerke finden Sie hier.
Nora Demattio, BA