Robert Jonischkeit – Vorstellung des neuen Superintendenten im Bischofshof
Der Kufsteiner Pfarrer Robert Jonischkeit trat am 1. September sein Amt als Superintendent der Evangelischen Diözese Burgenland an. Gemeinsam mit seinem Vorgänger Manfred Koch war er bei Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics zur offiziellen Vorstellung geladen
Eisenstadt – Das Superintendentenamt sieht er als "Knoten im Netz der Gemeinschaft im Glauben", gemeinsam mit allen Mitarbeitenden und Mitgliedern der Evangelischen Kirche. "Ich bin kein Freund von Konjunktiven. Deshalb wollte und will ich selbst aktiv Teil der notwendigen Entwicklungen sein, die unsere Kirche fit für die Zukunft macht", so Robert Jonischkeit in seiner Vorstellung vor den Delegierten zur Wahl im März 2021. Am 1. September hat er als neuer Superintendent der Evangelischen Diözese Burgenland sein Amt angetreten. Vergangene Woche war er, gemeinsam mit seinem Vorgänger Manfred Koch, bei Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics im Bischofshof. Ein offizieller Akt der Vorstellung.
"Das Gefühl der Verantwortung für so viele Pfarrgemeinden in einem ganzen Bundesland" mache "demütig", betont Jonischkeit gegenüber dem Medienbüro der Diözese Eisenstadt. Er fühle sich getragen von vielen haupt- und ehrenamtlich tätigen MitarbeiterInnen. "Ohne die könnte ich meine Arbeit gar nicht machen." Eine Vision anlässlich seiner Vorstellung bei der Wahlveranstaltung lautete: "Gemeinsam statt einsam." Nun wisse er, so Jonischkeit, "dass es gar nicht anders möglich ist, wenn man seine Ziele erreichen will. Es ist das Zusammenspiel vieler Menschen, die in den Gemeinden Verantwortung tragen, das eine gelingende Zukunft von Kirche und Gesellschaft verspricht."
Große ökumenische Offenheit und breite Erfahrung
Robert Jonischkeit habe breite Erfahrungen als langjähriger Gemeindepfarrer, bringe sie aber auch aus gesamtkirchlichen Gremien mit, unterstrich Michael Chalupka, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich bereits im März. Der Kufsteiner Pfarrer sorge für eine "bereichernde Perspektive aus anderem Blickwinkel" und zeichne sich durch große ökumenische Offenheit und Engagement im interreligiösen Dialog aus, so Chalupka.
In diese Kerbe schlägt auch Jonischkeit selbst: Eine "gelebte und echte Ökumene" sei ihm, ähnlich wie Vorgänger Manfred Koch, sehr wichtig. Aus diesem Grund habe er sein Doktoratsstudium auch in römisch-katholischer Theologie abgeschlossen. "Ökumenische Gottesdienste und Segnungsfeiern waren daher immer Teil meines Alltags als Gemeindepfarrer", so Jonischkeit. "Sogenannte ökumenische Trauungen mit wechselseitiger Assistenz, ökumenische Gottesdienste und Segnungsfeiern" gehören für ihn "zum gelebten Miteinander". Superintendent Manfred Koch habe diese Tradition ökumenischer Beziehungen "nicht nur gepflegt, sie war ihm ein Herzensanliegen". Von regelmäßigen Treffen evangelischer und römisch-katholischer Seelsorgerinnen und Seelsorger bis zu ökumenischen Pilgerreisen ließen sich viele gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen aufzählen. "Ich möchte diese gute und bewährte Tradition fortsetzen", betont Jonischkeit.
Eine schmerzende Wunde bleibe ihm aber: "Dass es nicht möglich ist, dass Christen aller Konfessionen sich zum Herrenmahl um einen Tisch versammeln. Die gemeinsame Eucharistie wäre für mich der nächste Meilenstein, den es zu erreichen gilt. Vereint in der Taufe und im Glauben, aber getrennt am Tisch des Herrn, ist kein Dauerzustand. Realistisch gesehen werde ich nicht viel zu einer Änderung der kirchenrechtlichen Bestimmungen beitragen können, aber wünschen darf man sich ja alles und die Gedanken sind frei", so der neue Superintendent.
Jonischkeit sei ein "erfahrener und gut ausgebildeter Pfarrer, der sicher hier im Burgenland neue Wege gehen" werde und mit dem "eine gute Weiterarbeit möglich ist", "ich wünsche ihm für seine Arbeit alles Gute und Gottes Segen", so der scheidende Superinendent Manfred Koch.
Zsifkovics: "Erfahrener und engagierter Theologe"
Mit Jonischkeit sei die Wahl auf einen erfahrenen und engagierten Theologen gefallen, so Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics. "Ich freue mich auf die zukünftige Zusammenarbeit der Konfessionen, an deren Entwicklung in den vergangenen Jahren schon intensiv gearbeitet worden ist", betont Zsifkovics in Hinblick auf die Fortsetzung des erfolgreichen Weges der Ökumene im Burgenland. Dem langjährigen Superintendenten Manfred Koch dankte Zsifkovics für die freundschaftliche und vertrauensvolle ökumenische Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche im Burgenland in den vergangenen 18 Jahren.
Schwerpunkte des neuen Superintendenten
Seine Schwerpunkte benennt Jonischkeit im Gespräch mit dem Medienbüro der Diözese Eisenstadt klar und deutlich: Künftig wolle er, "die persönliche Gemeinschaft im gottesdienstlichen und gemeindlichen Leben wieder herstellen, so weit es das Pandemiegeschehen zulässt". Darüber hinaus sei es ihm ein Anliegen, "neben den traditionellen Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern der Kerngemeinde auch die Kirchenfernen, die Zweifler und Kritiker der Kirche anzusprechen. Ein kritischer Dialog bringt oft mehr Früchte als ein liebenswürdiges, aber inhaltsleeres Konsensgespräch". Zudem, so Jonischkeit, "fürchte ich auch keine Auseinandersetzungen und Diskussionen, wenn man seinem Gegenüber in Liebe und Achtung begegnet."
Tirol – Kolumbien – Burgenland
Robert Jonischkeit wurde 1973 in Innsbruck geboren. Nach dem Studium der Theologie absolvierte er ein Diakoniepraktikum in Kolumbien. Er war Pfarrer in Wels, Fresach und Saalfelden und sieben Jahren lang als Pfarrer in Kufstein, Tirol tätig. 2010 schloss Jonischkeit sein Doktoratsstudium an der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Innsbruck mit einer Arbeit zur Friedensethik ab. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne.
Die evangelische Diözese Burgenland
Der 1924 gegründeten evangelischen Diözese Burgenland gehören 31.259 Evangelische in 29 Pfarrgemeinden an. Jede Gemeinde der evangelisch-lutherischen Kirche (A.B.) entsendet Delegierte in die Superintendentialversammlung, die den/die SuperintendentIn in geheimer Wahl bestimmt. Für eine gültige Wahl ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich. Die Amtszeit des neuen Superintendenten beträgt 12 Jahre. Eine Wiederwahl ist möglich.
Nora Demattio, BA