Neue Gedenkstätte mit Ratzinger-Bezug
In Deutsch Jahrndorf entsteht eine Gedenkstätte, die an die Grenzsituation der Region und Errichtung des Südostwalls am Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert. – Unter den Zwangsverpflichteten war der damals 17-jährige Joseph Ratzinger
Eisenstadt – In Deutsch Jahrndorf wird eine neue Gedenkstätte entstehen, die an die Grenzsituation der Region und die schlimme Zeit des Zweiten Weltkriegs erinnern soll. In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs befand sich bei dem Ort ein Lager des Reichsarbeitsdienstes. Junge Männer, zum Teil noch Kinder, waren dort stationiert, um den Südostwall zu bauen. Unter ihnen war auch der damals 17-jährige Joseph Ratzinger und spätere Papst Benedikt XVI. Reste des Lagers findet man heute noch. Der ORF-Burgenland berichtete am Montag, 18. Oktober über das Projekt.
Die Errichtung ist eine gemeinsame Initiative der Gemeinde, des Landes Burgenland, der Diözese Eisenstadt und der Erzabtei Pannonhalma, die das Grundstück zur Verfügung stellt. Die Genehmigungsverfahren sind abgeschlossen, im Frühjahr 2022 wird mit dem Bau der Gedenkstätte begonnen.
Vierköpfiges Expertenteam plante und entwickelte
Die Gedenkstätte an der Stelle des ehemaligen Arbeitslagers besteht aus einer symbolisierten Dornenkrone und einem aus der Erde ragenden Kreuz. Diese christlichen Symbole wurden von einem vierköpfigen Expertenteam geplant und entwickelt. Diesem gehörten neben Dominik Orieschnig, Pressesprecher der Diözese Eisenstadt, der Künstler Heinz Ebner, der Architekt Michael Eckel und der Techniker Markus Zechner an.
Platz des Innehaltens, des Nachdenkens und des Vorausdenkens
"Grenzen haben schmerzhafte Zäsuren in Biografien und ganzen Staatsgebieten hinterlassen. Gerade das Burgenland hat Lehren daraus gezogen und verspürt auch die Verpflichtung, den Blick in die Zukunft zu werfen. Insofern soll dieser Ort hier auch ein Platz des Innehaltens, des Nachdenkens, aber auch des Grenzerlebnisses und des Vorausdenkens sein", so Orieschnig gegenüber dem ORF.
Ratzingers Abkommandatur erst vor wenigen Jahren bekannt geworden
Joseph Ratzinger war abkommandiert, beim Südostwall-Bau mitzuarbeiten. "Er war einer der Zwangsverpflichteten hier und dass er diese Arbeit verrichtet hat, ist erst vor wenigen Jahren, im Zuge eines Interviews mit einem deutschen Journalisten, bekannt geworden. Das hat für den Bischof von Eisenstadt und das Expertenteam den Ausschlag gegeben, hier ein Denkmal zu errichten", so Orieschnig.
Emeritierte Papst schrieb Brief an Bischof Zsifkovics
Laut dem Pressesprecher der Diözese Eisenstadt verfolgt der emeritierte Papst das Projekt mit großem Interesse und Wohlwollen. Im Blick auf die Gedenkstätte schrieb der emeritierte Papst auch einen Brief an Bischof Zsifkovics, aus dem Orieschnig zitierte: "Lieber Herr Bischof, in den zwei Monaten, die ich in Deutsch Jahrndorf verbracht habe, habe ich nicht daran denken können, dass eines Tages der Fleck, an dem wir in den Dienst der zerstörerischen Macht gestellt waren, Ort eines Denkmals sein werde, an dem Kreuz und Dornenkrone sowohl an das Leid der Welt, wie auch an die rettende Macht unseres Herrn Jesus Christus erinnern werden."
Nora Demattio, BA