"Wir haben seinen Stern gesehen..."
Von 18. bis 25. Jänner feiert die Kirche traditionell die "Weltgebetswoche für die Einheit der Christen". Heute, am 17. Jänner, wird der "Tag des Judentums" begangen. Eine Erinnerung an wesentliche Fundamente einer Beziehung und die Eröffnung von Perspektiven, an der sich auch die Diözese Eisenstadt aktiv beteiligt.
Eisenstadt – Von 18. bis 25. Jänner findet die internationale "Gebetswoche für die Einheit der Christen" statt. In dieser Gebetswoche kommen weltweit Christen aus unterschiedlichen Konfessionen zusammen, um gemeinsam für die Einheit der Christenheit zu beten. Heute, am 17. Jänner, wird der "Tag des Judentums" gefeiert, im Rahmen dessen der jüdischen Wurzeln des Christentums gedacht, durch gemeinsame Initiativen zwischen Christen und Juden der Dialog gefördert und begangenem Unrecht gedacht werden soll. Zu diesen beiden Anlässen finden auch in der Diözese Eisenstadt ökumenische Gottesdienste statt. Alle Menschen sind herzlich zur Mitfeier eingeladen – auch per Live-Stream.
Weltgebetswoche für Einheit der Christen
Der Gottesdienst am Grab des Völkerapostels Paulus am 25. Jänner mit den Vertretern der anderen Kirchen ist seit vielen Jahrzehnten der wichtigste Ökumene-Termin für den Vatikan. Doch in der gesamten katholischen Weltkirche und in mehr als 100 evangelischen und orthodoxen Landeskirchen weltweit wird von 18. bis 25. Jänner, zwischen den Gedenktagen für das Bekenntnis des Apostels Petrus und die Bekehrung des Apostels Paulus, die Weltgebetswoche für die Einheit der Christen begangen. Auch für die Diözese Eisenstadt ist die Woche das zentrale Ökumene-Ereignis, das am 25. Jänner, 18 Uhr, Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics mit einem ökumentischen Gottesdienst in Eisenstadt feiert.
Mit Blick Richtung Osten
Dieses Jahr hat der Rat der Kirchen im Mittleren Osten mit Sitz in Beirut (Libanon) die gemeinsame Arbeitsgruppe für die Gebetswoche für die Einheit der Christen einberufen. Christen und Christinnen aus dem Libanon, Syrien und Ägypten erstellten als lokale Gruppe – angeleitet durch die Bibelstelle "Wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten." (Matthäus 2,2) – die liturgischen Materialien.
Inhaltlich widmet sich die Gebetswoche heuer besonders der Suche nach einem Licht, einem Hoffnungszeichen, in dieser zerbrechlichen Welt. Reflexionen gehen der Frage nach, "wie Christinnen und Christen dazu aufgerufen sind, für die ganze Welt ein Zeichen der Einheit zu sein, die Gott uns bringt", wie es in einer Aussendung des Weltkirchenrates heißt.
17. Jänner – Tag des Judentums
Im Vorfeld der Weltgebetswoche wird am 17. Jänner der "Tag des Judentums" gefeiert. Dieser geht auf die 2. Europäische Ökumenische Versammlung 1997 in Graz zurück. Der im Jahr 2000 vom ÖRKÖ im Kirchenjahr eingeführte Gedenktag soll einerseits das Bewusstsein über die Weggemeinschaft des Christentums mit dem Judentum fördern, andererseits auch des an jüdischen Menschen und ihrem Glauben begangenen Unrechts in der Geschichte gedenken.
Aus diesem Anlass findet heute, am 17. Jänner 2022, 19 Uhr, ein ökumenischer Gottesdienst in der evangelischen Kirche Oberwart statt, an dem Pfarrer Matthias Platzer in Vertretung von Bischof Ägidius J. Zsifkovics und der Diözese Eisenstadt mitfeiern wird.
Bewusst sein, Herkunft erkennen und Dialog leben
Die gemeinsame geistige Grundlage, sowohl für das heutige Judentum als auch für das zeitgenössische Christentum, bildet das Judentum zur Zeit Jesu. Jesus wurde als Jude geboren, lebte in den jüdischen Traditionen seiner Epoche und ist als Jude am Kreuz gestorben. Seine Mutter sowie seine engsten Weggefährten entstammten demselben Umfeld, dem Judentum Galiläas in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr.
Aufgrund des gleichen Mutterbodens von Judentum und Christentum ergeben sich vielfältige Gemeinsamkeiten, die im christlich-jüdischen Dialog ausgelotet und für eine gelungene Zusammenarbeit fruchtbar gemacht werden können. Für Christen ist der Dialog mit den Juden Teil der eigenen Identitätsvergewisserung. Diesen Dialog zu leben, dem Bewusstsein über die Weggemeinschaft Raum zu geben und begangenen Unrechts zu gedenken steht hinter dem "Tag des Judentums", dessen Geist die Kirchen anschließend in die weltweite "Gebetswoche für die Einheit der Christen" weitertragen.
Ein besonderer Zufall
Heute, am 17. Januar 2022 wird dieses Jahr außerdem Tu biSchevat gefeiert, das jüdische Neujahrsfest der Bäume. Nach dem jüdischen Kalender findet dieser Feiertag üblicherweise am 15. Tag des Monats Schevat statt, was auch die Übersetzung von Tu biSchevat darstellt. Das jüdische Neujahrsfest der Bäume findet stets im Januar oder Februar statt und stellte früher das Ende der Regenzeit beziehungsweise des Winters in Israel dar. Daher ist es üblich an Tu biSchevat Bäume zu pflanzen – als Zeichen für Israels Fruchtbarkeit. So wie alle jüdischen Feiertage beginnt Tu biSchevat schon am Vorabend.
Heute ist es Brauch an Tu biSchevat Obstsalat zu essen. Dabei sollten am besten 15 verschiedene Arten von Früchten verwendet werden, die in Israel angebaut werden. Außerdem sollen Früchte verzehrt werden, die in diesem Jahr bislang noch nicht serviert wurden. Dies ist als Erinnerung an das Gebot zu sehen, dass die ersten drei Ernten neu gepflanzter Bäume nicht gegessen und die des vierten Jahres Gott geopfert werden sollen. Die Früchte werden mit der Segnung "Schehechejanu" bedacht, was "der uns am Leben erhalten hat" bedeutet.
Ökumenischer Gottesdienst zum Tag des Judentums
Montag, 17. Jänner 2022, 19 Uhr
Evangelische Kirche Oberwart, Evang. Kirchengasse 6, 7400 Oberwart
Zelebrantin: Pfarrerin Marianne Pratl
Ökumenischer Gottesdienst zur Einheit der Christen
Dienstag, 25. Jänner 2022, 18 Uhr
Zelebrant: Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics
Details werden noch bekannt gegeben.
Nora Demattio, BA