Burgenland – "Ordensland"
Das Ordensleben steht im Mittelpunkt des "Tages des geweihten Lebens", der vor 25 Jahren von Papst Johannes Paul II. am Kirchenfest "Mariä Lichtmess", 2. Feber, eingeführt wurde. – Anlässlich dazu Pontifikalvesper mit Diözesanbischof Zsifkovics am 30. Jänner, 15 Uhr, in Loretto
Eisenstadt – Zum "Tag des geweihten Lebens" laden in ganz Österreich die Diözesankonferenzen der Männer- und Frauenorden mit den Bischöfen zu Gottesdiensten, Gebetszeiten und weiteren Veranstaltungen ein. Im Mittelpunkt steht der Dialog mit den Ordensleuten, das Kennenlernen ihrer Arbeit und Anliegen und das Bewusstmachen des Ordenslebens als spirituelle Kraftorte in der Vielfalt und im eindrucksvollen Reichtum ihrer einzelnen Dienste. In der Diözese Eisenstadt feiert Bischof Zsifkovics die traditionelle Pontifikalvesper dieses Mal in der Basilika Loretto – einer der bekanntesten Wallfahrtsorte der jungen Diözese und Zuhause der Patres des Ordens der Oblaten der Jungfrau Maria.
"Im Burgenland erinnert man sich noch an die an vielen Orten tätigen Erlöser-Schwestern, oder an Brüder und Patres. Die Franziskaner, die Zisterzienser, die Barmherzigen Brüder, die Redemptoristen, oder neuerdings die Kalasantiner, die Patres in Loretto, Frauenkirchen und Güssing … nicht zu vergessen die Schwestern von Marienkron mit ihrem Kurhaus, oder die indischen und bosnisch-kroatischen Schwestern in Pflege- und Krankenhäusern. Das sind gar nicht wenige. Viele sind aber auf den ersten Blick nicht mehr als Ordensleute erkennbar", so Pater Lorenz Voith, Bischofsvikar für die Ordens- und religiösen Gemeinschaften.
Knapp 140 Ordensfrauen und Ordensmänner
In den letzten hundert Jahren waren viele gebürtige BurgenländerInnen als Ordenschristen in andere Teile Österreichs und auch weltweit eingesetzt; es waren überdurchschnittlich viele Berufungen. Heute wirken im Burgenland knapp 140 Ordensfrauen und Ordensmänner. Obwohl die großen Stifte und Klöster im Land fehlen, ist ihre Anwesenheit doch prägend. "Ein buntes Bild von Weltkirche zeigt sich uns; ein Drittel der Mitglieder kommt aus anderen Teilen der Welt. Gerade in den letzten 10 Jahren kamen neue Gemeinschaften ins Land – auch auf Initiative des Diözesanbischofs. Die Orden in der Diözese Eisenstadt sind eher in kleineren Gemeinschaften organisiert, bilden viele 'geistliche Oasen', arbeiten in sozialen und pastoralen Feldern und leiten auch viele Pfarren. In diesem Sinne: Das Burgenland ist ein kleines 'Ordensland'!", so Pater Voith.
Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam – Gelübde neu verstanden
Obwohl die Lebensform nach den evangelischen Räten heute von vielen Zeitgenossen nicht mehr richtig verstanden werde, blieben diese doch ein Schatz für die Kirche und ein Zeigefinger auf das 'Mehr' unseres Lebens und unserer Mühen, betont der Bischofsvikar: "Die Zugänge zu den drei Gelübden haben sich verändert: Was heißt Armut heute, wo doch Wohlstand und Sicherheit ein hohes Gut sind? Armut heißt auch bewusster leben, den Luxus in Frage zu stellen, vieles auch als Geschenk wahrzunehmen. Was heißt Ehelosigkeit in einem säkulären Umfeld, wo nicht verstanden wird, warum jemand freiwillig auf eine intime Beziehung verzichtet? Ehelosigkeit heißt auch frei und offen zu werden für Menschen – über Familie und Freundeskreise hinaus, für ein gemeinsames Unterwegs-Sein in Aufgaben für Gesellschaft und Kirche. Was heißt Gehorsam, wo doch die Freiheit, die Selbstverwirklichung an oberster Stelle steht – auch bei jungen Leuten? Und: Wo auch ein falsch verstandener Gehorsam in der Vergangenheit mit christlicher Spiritualität wenig zu tun hatte. Richtschnur für den Gehorsam ist heute immer die Heilige Schrift, die Ordensregel, sowie die Verbundenheit mit der Gemeinschaft und letztlich: das eigene Gewissen. Eine Ordensfrau sagte mir kürzlich: ‚Letztlich ist meine Lebensform fordernd, aber auch ein großes Geschenk; dafür bin ich dem Herrgott sehr dankbar‘."
Experten für den synodalen Prozess
Heute leben und wirken knapp eine Million katholische Ordensfrauen- und Männer weltweit. "Sie sind von ihrer Form her eigentlich Experten für einen 'synodalen Prozess', den Papst Franziskus im letzten Jahr ausrief. Es gibt in ihren Gemeinschaften demokratische Prozesse; Entscheidungen werden zumeist von unten nach oben gefällt, in Haus-, Provinz- oder Generalkapiteln. Viele Ordenschristen versuchen heute in einem 'missionarischen Geist' zu leben und haben das 'Ohr beim Volk', stehen weltweit Menschen in Not bei, fördern Gerechtigkeit und Bildung für alle, den Schutz der Schöpfung, und erzählen von der Frohen Botschaft Jesu Christi. Viele Ordensleute werden deshalb jährlich Opfer von Verfolgung und staatlichem Terror. Eine traurige Bilanz", so Pater Voith.
Neue Wege
"Ordensleben ist", wie Papst Franziskus vor wenigen Monaten sagte "kein Auslaufmodell". Dennoch ist die Sorge um Neueintritte in die Orden im Westen seit längerem virulent, wie der Bischofsvikar für die Ordens- und religiösen Gemeinschaften aufzeigt: "Heute kommen viele neue Schwestern und Patres aus anderen Ländern nach Europa und beleben die Gemeinschaften neu. Die Frage bleibt: Ist das der einzige Weg? Und: wie fördern oder ermutigen heute Familien und Pfarren neue Berufungen aus ihrer Mitte? Papst Franziskus rief die Orden weltweit auf, "Lärm zu machen, hinauszugehen an die Ränder und Neues zu versuchen. Die Frage dazu: Auch im Burgenland?"
Pontifikalvesper mit Bischof Zsifkovics zum
Tag des Geweihten Lebens
Sonntag, 30. Jänner, 15 Uhr
Basilika Loretto
Anschließend findet die Ehrung der Jubilarinnen und Jubilare aus den burgenländischen Ordensgemeinschaften statt.