Lieferkettengesetz als Chance nützen
Am 23. Februar 2022 stellte die EU-Kommission ihren Entwurf zum EU-Lieferkettengesetz in Brüssel vor. Ein "Meilenstein", der Unternehmen verpflichten soll, Risiken im Zusammenhang mit der Wahrung der Menschenrechte und mit Umweltauswirkungen in globalen Lieferketten zu ermitteln und zu mindern. Die Diözese Eisenstadt nützt diesen Anlass, in "ihr Haus" Einblick zu geben und Möglichkeiten aufzuzeigen, Schritte in Richtung Verbesserung zu setzen. – Dazu findet am 27. April die Veranstaltung "Kakao – bittersüße Bohne" im FreuRaum Eisenstadt statt
Eisenstadt – Kirchliche Organisationen und Vertreter sind seit langem Befürworter eines Lieferkettengesetzes. Im September 2020 forderten katholische Bischöfe aus 43 Staaten der Welt strengere Gesetze, um Unternehmen und Konzerne zu Umweltschutz und zur Achtung der Menschenrechte zu verpflichten. Dementsprechend setzt sich auch die Diözese Eisenstadt für ein EU-Lieferkettengesetz ein. Jetzt nimmt die Diözese, angespornt durch den Einsatz der Dreikönigsaktion (DKA), den bedeutenden "Meilenstein" als Anlass, um genauer hinzusehen und sich die vielen Ebenen bewusst zu machen, auf denen Verantwortung wahrgenommen und entsprechend gehandelt wird, oder Möglichkeiten einer Veränderung bestehen. Denn: Es ist immer die richtige Zeit, wertvolle Entscheidungen zu treffen und Schritte zu setzen, um im Sinne der Nachhaltigkeit, zum Schutz von Menschenrechten und der Umwelt, und als Christen den Forderungen Papst Franziskus' in seiner Enzyklika "Laudato si'" folgend, aktiv an einer positiven Veränderung teilzuhaben, die Welt – ihre Gegenwart und Zukunft – mitzugestalten und motivierende Beispiele aufzuzeigen.
Für einen Lebensstil, der uns nicht das Letzte raubt
"Wo Menschenwürde mit Füßen getreten, Kinderarbeit immer noch für Billigproduktion eingesetzt wird, die Schöpfung ausgelaugt und die Ressourcen dieser Welt ausgebeutet werden, ist ein klares NEIN zu sagen!", so Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, der darauf hinweist, dass in diesen Krisenzeiten – gesundheitlich, sozial, ökologisch, human – man darüber nachdenken müsse, wie schädlich der Umgang mit vielen materiellen Gütern sein kann, wie entstellt die menschliche Würde immer noch ist und wie sehr weltweit Kinder und Arme immer noch ausgenutzt werden. "Wir müssen uns entscheiden für einen Lebensstil, der uns nicht das Letzte raubt, was uns vielleicht noch geblieben ist", betont Zsifkovics. Bewussteres Leben bedeute nicht kärgliches Leben, bewusst einkaufen bedeute nicht teuer kaufen, bewusst essen heiße nicht Dauerverzicht und Fasten. Dass auch die Herkunft der Waren in den Gaststuben deklariert werden muss, halte er für selbstverständlich.
Sensibilisierung junger Menschen
Andrea Berger-Gruber, Direktorin des Schulamtes und des Gymnasiums der Diözese, setzt besonders auf die Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen hinsichtlich Nachhaltigkeit sowie Menschenrechte und Umweltschutz. Die Verantwortung und Möglichkeiten im Rahmen der Lehreinrichtung sieht sie eindeutig: "Die Einhaltung der Menschen- und Umweltrechte sowie die Sensibilisierung junger Menschen für diese erscheint mir sehr wichtig. Deshalb sehe ich es auch in der Verantwortung einer Schule, darauf zu achten und entsprechende Erfahrungsmöglichkeiten zu schaffen. Mit der Umweltzertifizierung der Schule im EMAS-Projekt und der Zertifizierung als Fair-Trade-Schule setzen wir Maßnahmen dazu."
Umweltschutz und Gerechtigkeit gehören zusammen
Lois Berger, Umweltbeauftrage der Diözese und Leiter der kirchlichen Liegenschaftsabteilung, sieht den Auftrag an die Kirche und den individuellen Einsatz der Menschen klar in der von Papst Franziskus verfassten Enzyklika "Laudato si'" festgehalten. "Papst Franziskus hat in seiner vielbeachteten Enzyklika 'laudato si' ganz klar festgestellt, dass Umweltschutz und Gerechtigkeit zusammengehören. Leider sind Menschenrechte und Umweltschutz in der Produktion von Gütern oft nicht gewährleistet. Das Lieferkettengesetz wird helfen, die für uns selbstverständlichen Menschenrechte überall einzufordern", betont Berger.
"Was oft als ausweglos erscheint, ...
kann auf wirksame Weise geändert und verbessert werden. Das sehen wir in unserer täglichen Caritas Arbeit im In- und Ausland. Aufgrund nachhaltiger Ernährungssicherungsprogramme, etwa im Kongo, können sich tausende Kleinbauern nun selbst versorgen und gestärkt in die Zukunft blicken. Als Caritas sehen wir es als unsere Pflicht, verantwortungsvoll, sparsam und gerecht mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen", so Melanie Balaskovics, Direktorin der Caritas Burgenland und Leiterin der Hauptabteilung Diözesane Medien. "Wie es schon Papst Franziskus in seiner Enzyklika 'Laudato si'' beschreibt: Wir sind zu einem globalen Dorf zusammengewachsen, in dem jeder und jede die Verantwortung seines Nachbarn trägt", betont sie. Konkret gehe es darum, ein Leben zu führen, das nicht auf Kosten der Menschen in benachteiligten Ländern geht, sondern ein gerechtes Miteinander darstelle. "Ich denke hier vor allem auch an die Klimakrise, die jene am stärksten trifft, die sie am wenigsten verursacht haben. Dieses Ungleichgewicht wollen wir als Caritas in unserem täglichen Tun und Wirken beseitigen", so Balaskovics.
Unternehmensverantwortung verbindlich machen
"Unternehmen, die die Rechte von Menschen und Natur verletzen, müssen dafür zur Verantwortung gezogen werden! Wir müssen aufhören, Kinderarbeit, Abholzung von Urwäldern und Verschmutzung von Trinkwasser mit zu importieren", betont Veronika Thaller von der Dreikönigsaktion der Abteilung Kinder- und Jugendpastoral. Thaller setzt sich im Rahmen ihrer Arbeit vor allem gegen Kinderarbeit und für Nachhaltigkeit ein. Denn: Menschenrechtsverletzungen in globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten wirken sich direkt und indirekt auf die Rechte von Kindern aus, die in vielen Ländern des globalen Südens mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung ausmachen. Kinder bauen nach wie vor unter gefährlichen Bedingungen Gold ab, tragen aufgrund von Pestizideinsätzen in der Landwirtschaft schwere gesundheitliche Schäden davon, oder können nicht zur Schule gehen, weil ihre Eltern nicht ausreichend verdienen. Auf diese Missstände weist die DKA österreichweit in ihrer Kampagne "Kinderarbeit stoppen" hin. "Ein starkes Lieferkettengesetz wäre ein wichtiger Schritt, damit ausbeuterische Kinderarbeit beendet wird", so Thaller.
Gemeinsam Realitäten verändern
Positive Ansätze zeigt Veronika Thaller der DKA im Rahmen des Vortrags "Kakao – bittersüße Bohne", am 27. April 2022 um 17 Uhr im FreuRaum Eisenstadt auf. Eine Verkostung gibt es für alle Interessierten bereits um 16 Uhr.
Von Mitte Mai bis zum 12. Juni, dem Internationalen Tag gegen Kinderarbeit, wird außerdem österreichweit – unter Beteiligung möglichst vieler Kinder und Jugendlicher – eine Kampagne unter dem Motto "Menschenkette gegen Kinderarbeit" ausgetragen. Details dazu gibt es auf der Website www.kinderarbeitstoppen.at
Nora Demattio BA
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