Bischof Zsifkovics segnet renoviertes Kolpinghaus
Eisenstadt – 1905 entstand das Kolpinghaus in der Haydngasse in Eisenstadt, 1863 gründete man den "Katholischen Gesellenverein". Zwei Jahre lang liefen die Bauarbeiten in diesem geschichtsträchtigen Haus. Es entstand ein Wohngebäude mit sieben Mietwohnungen und zehn Garconnieren. Das Wohnhaus in der Joseph-Haydn-Gasse bietet Unterkunft, Gemeinschaftsräume und eine breite Infrastruktur.
Vor einigen Tagen wurde das neugestaltete, umgebaute und erweiterte Haus eröffnet und gesegnet. Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics gab Einblick in die Geschichte und Bedeutung des Hauses sowie seines Gründers und unterstrich die Notwendigkeit, die neue Offenheit und Sensibilität für den Arbeitsmarkt mit dem Bedarf an Lehrlingen zu fördern.
Älter als Land, Stadt und Diözese
"Kolping ist der älteste immer bestehende Verein in Eisenstadt und das Haus hat eine große Tradition. 1905 entstand das erste Kolpinghaus in Eisenstadt, 1863 wurde hier der 'Katholische Gesellenverein' gegründet. Lehrlings-, Gesellenverein und Sonntagsschule – religiöse Unterweisung – bildeten eine Einheit", so Bischof Zsifkovics. Das Kolpingwerk geht zurück auf den deutschen Priester und Sozialreformer Adolph Kolping. Er gründete Mitte des 19. Jahrhunderts den katholischen Gesellenverein. Es ging ihm darum, die oft elenden Lebensbedingungen junger Arbeiter während der industriellen Revolution zu verbessern. Mittlerweile ist das Kolpingwerk in 60 Ländern der Erde vertreten.
Zeit heute eine andere, doch Herausforderungen nicht geringer
Bischof Zsifkovics erinnerte in seiner Ansprache bei der Segnung an die große Geschichte der Kolping-Bewegung, die auch einen wichtigen Platz in der Zukunft habe. Armut, fehlende Ausbildungsmöglichkeiten, Nicht-Finanzierbarkeit dieser Ausbildung, keine Verkehrsanbindungen - das sei die Realität zur Zeit der Gründung gewesen, die sich in den Zeiten zweier Weltkriege und des Wiederaufbaues wiederholt habe. Die Zeit sei heute ganz anders, doch die Herausforderungen seien nicht geringer, wies Zsifkovics hin und regte an: "Viele der aktuellen offenen Fragen, wie Fachkräftemangel, Lehrlingsangebote, Entlohnung, Arbeitsbedingungen usw. könnten auch im Blick auf Kolpings Grundidee neu reflektiert werden."
Hilfe auf dem Ausbildungsweg: "Bischof Ägidius-Lehrlingsfonds"
Dass Zsifkovics das Thema Jugend und Arbeit am Herzen liegt, verdeutlicht der "Bischof Ägidius-Lehrlingsfonds", den er zum zehnten Jahrestag seiner Bischofsweihein der Diözese Eisenstadt einrichtete. "Auch dieser möchte, mit vielen anderen Initiativen auf pädagogischer, kommunaler und staatlicher Ebene, die jungen Mädchen und Burschen ermutigen, Berufe zu wählen, ohne die unser Leben zusammenbrechen würde." Die Ausbildungswege zu solchen Berufen seien heute anspruchsvoller und komplexer geworden, so der Bischof. "Bildung muss großgeschrieben werden!" betonte Zsifkovics und befürwortete auch "eine neue Offenheit und Sensibilität, die hoffentlich nicht nur den Entwicklungen am Arbeitsmarkt geschuldet ist, sondern den Menschen, vor allem den jungen Menschen!"
Im Geiste Kolpings: Menschen in den Mittelpunkt
Auch der selige Adolph Kolping habe als einer der großen Wegbereiter der Christlichen Soziallehre den Menschen in den Mittelpunkt gestellt. Der 1813 geborene kirchliche Sozialpionier habe nach einer Schuhmacherlehre erst das Gymnasium, dann ein Studium absolviert, wurde mit 32 Jahren Priester, mit 35 Präses des "Katholischen Gesellenvereins", danach Präses des deutschen Kolpingwerkes. Schon mit 52 Jahren verstarb er. "Kolping - damit meine ich ihn und alle, die in seinem Geiste arbeiten - ist nicht veraltet", betont Bischof Zsifkovics.
In Österreich umfasst Kolping 35 Jugendwohnhäuser für Lehrlinge und Studierende. Sowie 20 Sozialeinrichtungen für Menschen in unterschiedlichsten Notlagen. Kolping Burgenland überlegt derzeit im neuen Haus in Eisenstadt auch Lernhilfe anzubieten.
Personen am Bild: v.l.: Anton Mittelmeier (Neue Eisenstädter), AK-Präsident Gerhard Michalitsch, Johann Lackner (WK Burgenland), Johannes Fenz und Gabriele Reisner (Kolping Burgenland), Bischof Ägidius J. Zsifkovics, Bgmst. Thomas Steiner, Christine Leopold (Kolping Österreich) Landesrätin Daniela Winkler, ÖVP-Landesparteiobmann Christian Sargartz und Albert Pribyl (Kolping Österreich).
Nora Demattio BA
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