400 Plus – Eine Fahne, die vom Gestern in das Morgen weht
Die Gemeinde Neckenmarkt feiert am Sonntag nach Fronleichnam, am 19. Juni 2022, 400 Jahre "Neckenmarkter Fahnenschwingen". Das Jubiläum zelebriert die Diözese Eisenstadt gemeinsam mit der Gemeinde Neckenmarkt. – Fronleichnamsprozession mit Bischof Zsifkovics, Kunstprojekt mit Jugendlichen und Ausstellung historischer Zunftfahnen.
Eisenstadt/Neckenmarkt – Hinter den historischen Fahnen Neckenmarkts steht ein kulturgeschichtlich so bedeutendes Ereignis, dass die Tradition des Fahnenschwingens 2018 als UNESCO-Kulturerbe eingetragen wurde. Das Schwingen der Fahne erinnert an den Einsatz der Neckenmarkter Bauernmilizen im 30ig-jährigen Krieg, deren Sieg über die Truppen des Siebenbürger Fürsten Gabor Bethlen den Grundstein für den späteren Aufstieg der Familie Esterházy legte. In der modernen Perspektive wird der alljährliche Akt am Sonntag nach Fronleichnam pazifistisch und Gemeinschaft stiftend gedeutet, und als Mahnruf gegen den Krieg gesehen.
In Zusammenarbeit der Diözese Eisenstadt, dem Diözesanmuseum unter der Leitung von Bernhard Weinhäusel – er selbst stammt aus Neckenmarkt –, mit der Gemeinde und dessen Bürgermeister Johannes Igler, wurde anlässlich des 400-Jahr-Jubiläums der "Neckenmarkter Fahnenschwinger" eine besondere Festveranstaltung konzipiert: Beginnend mit dem alljährlichen, historischen Fronleichnamsumgang – angeführt durch Bischof Ägidius J. Zsifkovics – reicht sie über ein Kunstprojekt mit Jugendlichen aus Neckenmarkt – unter der Leitung der Künstler:innen Martin Helge Hrasko und Anna Mattes – bis hin zu der Sonderausstellung "400 Plus – Eine Fahne, die vom Gestern in das Morgen weht".
Fronleichnamsumgang mit Bischof Zsifkovics
"Es ist schön, dass sich unser Bischof Zeit nimmt und diese historische Fronleichnamsprozession leiten wird", betont Weinhäusel, der selbst in Neckenmarkt zuhause ist. Seit der gewonnenen Schlacht – und in Folge des Ausbaus der Gemeinde zum Wirtschaftszentrum der Esterházy durch Ansiedelung der Zünfte– findet das "Neckenmarkter Fahnenschwingen" am "Tag der Fahne" oder "Umgangssonntag", dem Sonntag nach dem Fronleichnamsfest, statt. Beim Umgang am 19. Juni wird eine Auswahl historischer Zunftfahnen mitgetragen und von den Mitgliedern der Neckenmarkter Burschenschaft, die aus der von Fürst Nikolaus Esterházy mit einer Fahne beschenkten Bauernmiliz entstand, geschwungen.
"400 Plus – Eine Fahne, die vom Gestern in das Morgen weht"
Die Ausstellung im Vereinsgebäude der Neckenmarkter Burschenschaft gibt Einblick in die Geschichte sowie in die historischen Begebenheiten und präsentiert weitere Zunftfahnen. Unter ihnen befindet sich auch die bis Dato älteste Zunftfahne des Burgenlandes: "Das ist die Fahne der Neckenmarkter Fassbinder aus dem Jahr 1770", so Weinhäusel. Die Zunftfahnen, Kunstwerke aus Stoffen mit Ölbildern im Zentrum, wurden bis vor ein paar Jahren im Landesmuseum Eisenstadt gelagert und nun durch die Diözese aufwendig restauriert. "Nach jetzt über 90 Jahren – wenn man die Jahre ab 1933 bis Kriegsende wegnimmt –, werden sie wieder der Öffentlichkeit gezeigt, in der Ausstellung '400 Plus – Eine Fahne, die vom Gestern in das Morgen weht'", freut sich der Leiter des Diözesanmuseums.
Ein (Jugend)Projekt, das Gemeinschaft stiftet
"Ich mache nur dann etwas, wenn wir auch ein Projekt machen, in das die Jugendlichen eingebunden werden, nicht nur eine Ausstellung!" Das waren die richtungsweisenden Worte von Bernhard Weinhäusel zu Planungsbeginn der Festveranstaltung. Gemeinsam mit Martin Helge Hrasko, dem Art-Designer des Diözesanmuseums und dessen Kollegin Anna Mattes, wurde schließlich die Idee geboren: "Wir machen ein Gemeinschaftsprojekt, ein gemeinschaftsstiftendes Projekt zum Thema 'Krieg und Frieden', bei dem im Rahmen einer großen 'Graffiti-Aktion' mit Jugendlichen der Rathausplatz gestaltet wird. Jetzt steht in riesigen Lettern "Eine Fahne, die vom Gestern in das Morgen weht" an der Fassade des Vereinshauses, das sich neben dem Rathaus befindet. Die alte Rathaus-Feuermauer wurde mit den Kriegsparteien gestaltet. "Ich finde, das ist ein tolles kirchliches Projekt!", so Weinhäusel begeistert.
"Das Wichtigste ist Zusammenhalt, gemeinsam etwas zu schaffen, Zukunftsaussichten zu entwickeln – im Hinblick auf die Frage: Was sind die Werte, die mein Leben – auch als Jugendliche – tragen? Dazu gehört für mich auch Gott und eine Perspektive, die über das rein Materielle hinausgeht. Das Mindeste, wenn jemand mit Gott nichts anfängt, ist für mich das 'Du'", betont Bernhard Weinhäusel.
Festveranstaltung "400-Jahre Neckenmarkter Fahnenschwinger"
Zeit: Sonntag, 19. Juni 2022
Ort: Schwanaplatz (Rathausplatz), 7311 Neckenmarkt
Programm:
8.15 Uhr: Festansprache in der Kirche
8.30 Uhr: Gottesdienst und Fronleichnamsprozession mit Bischof Zsifkovics
14.15 Uhr: Fahnenschwingen vor der Kirche
14.30 Uhr: Gedenkandacht in der Pfarrkirche
15.00 Uhr: Empfang durch die Fahnenpatin Silke Racz und des Bürgermeisters Johannes Igler am Schwanaplatz
Im Anschluss Präsentation des Fahnenschwingens mit Moderation durch Dr. Sepp Gmasz am Schwananplatz und Ehrung der Jubilare.
Nora Demattio BA