Maria, Mutter Gottes
Das Hochfest Mariä Himmelfahrt (Mariä Aufnahme in den Himmel), auch Großer Frauentag genannt, wird in der römisch-katholischen Kirche alljährlich am 15. August gefeiert. – Fest seit Antike, Dogma seit 1950, seit 1961 Weihetag der Diözese Eisenstadt an die Gottesmutter.
Eisenstadt – "Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt." (Off 12,1) – Wenngleich das Neue Testament nichts von einer leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel berichtet, so werden einige Schriftstellen wie dies als Hinweise darauf gedeutet. Der Glaube an die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel ist seit Mitte des 5. Jahrhundert bezeugt und wurde 1950 von Papst Pius XII. in der apostolischen Konstitution "Munificentissimus Deus" als Dogma verkündet. 11 Jahre später, am 15. August 1961, weihte der erste Bischof der Diözese Eisenstadt, Stefan Laszlo, die Diözese der Gottesmutter. Im Jahr 2000 wiederholte der damalige Eisenstädter Bischof Iby diese Weihe. Und 60 Jahre später, im Zusammenhang mit dem Diözesanjubiläum, erneuerte Bischof Zsifkovics diese Weihe abermals in der Berkirche Eisenstadt.
Mehr als 30 Marienkirchen
"Die meisten größeren Wallfahrtsorte im Burgenland sind der Jungfrau Maria geweiht, wie Maria Weinberg, Maria Loretto, Lockenhaus, Eisenstadt-Oberberg, Maria Bild, Rattersdorf, Güssing, Frauenkirchen, Ollersdorf, Forchtenstein oder Dürnbach", so Karl Schauer Bischofsvikar für Wallfahrt und Berufung in der Diözese Eisenstadt. Es verwundert nicht, dass Burgenland mehr als 30 Marienkirchen (39 an der Zahl) hat. In Bad Sauerbrunn, Dürnbach, Forchtenstein, Gaas, Kleinfrauenhaid, Klostermarienberg, Mariasdorf, Ollersdorf, Oslip und Unterfrauenhaid ist Mariä Himmelfahrt das Patronatsfest.
Am 15. August begeben sich jedes Jahr, so auch dieses, viele Menschen auf Wallfahrt, um besonders in den Mariä Himmelfahrt geweihten Gotteshäusern zusammenzukommen, gemeinsam Gottesdienst zu feiern und jahrhundertealte Bräuche zu leben.
Kräuter- und Blumensegnungen
Der alte Brauch der Kräutersegnungen am 15. August geht auf den Kirchenvater Johannes von Damaskus zurück, der als Mönch um 700 im Kloster Mar Saba bei Jerusalem lebte. Seiner Erzählung nach ist dem Grab Mariens in dem Augenblick, in dem Maria in den Himmel aufgenommen wurde, ein wunderbarer Duft wie von Kräutern und Blumen entstiegen. Eine andere Legende erzählt, dass die Apostel das Grab Mariens noch einmal öffnen ließen. Dabei fanden sie nicht mehr den Leichnam, sondern Blumen vor. Das heutige Ritual der Kräutersegnung sieht vor, dass am Hochfest "Maria Himmelfahrt" Kräuter zu einem Strauß gebunden und mit zur Kirche gebracht werden. Diese werden dort im Gottesdienst oder aber im Anschluss an diesen vom Priester gesegnet. Nach der Segnung der Kräuter am 15. August werden diese im Haus aufbewahrt. Die Kräuterweihe zählt in der katholischen Kirche zu den Sakramentalien.
Maria zwischen "dormitio" und "assumptio"
In Liturgie, Theologie und Volksfrömmigkeit wird Maria am 15. August einerseits als "Mutter" dargestellt - Mutter Jesu und Mutter der Menschen -, andererseits aber auch als "Urbild des Glaubens" und "Vorbild der Kirche". Die östliche und die westliche Kirchentradition setzten später unterschiedliche Akzente: Die ostkirchliche Theologie spricht von der "Entschlafung" (dormitio) Mariens, die westkirchliche von der "Aufnahme in den Himmel" (assumptio). Papst Pius XII. (1939-1958) erklärte im Jahr 1950 - nach einer Befragung aller Bischöfe der katholischen Weltkirche - die "leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel" als bislang letztes katholisches Dogma. Er proklamierte damit feierlich eine seit vielen Jahrhunderten von Theologie und Volksfrömmigkeit bezeugte Glaubenslehre, die auch in der Kunst seit Jahrhunderten Eingang und Ausdruck gefunden hat.
Mariä Himmelfahrt in der Kunst
Die Aufnahme Mariens in den Himmel wurde zum ersten Mal im 12. Jahrhundert ein beliebtes Thema in der westlichen christlichen Kunst, zusammen mit anderen Erzählszenen aus dem Leben der Jungfrau, besonders die Krönung Mariens. Gefördert hat diese "marianischen" Themen besonders der Zisterzienserorden und der Heilige Bernhard von Clairvaux (1090 - 1153). Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Formen der Darstellung herausgebildet. Die bekannteste, bei der die Muttergottes von Engeln getragen nach oben in einen nicht sichtbaren Himmel aufsteigt, folgt Tizians "Assunta" (1516-1518) in der Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari in Venedig. Der zweite Typus zeigt Maria mit dem die Bildmitte dominierenden und überirdisch strahlenden Licht Gottes verschmelzen. Diese Form der Darstellung geht auf Gotteserfahrungen zurück, wie sie von Mystikern und Sterbenden gemacht werden. Beide Darstellungsformen finden Besucher auch in Gotteshäusern der Diözese Eisenstadt.
Nora Demattio BA
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