Handeln | Händeln | Handzeichen – Digitales Fastentuch im Martinsdom
Im Live-Stream-Gottesdienst am Aschermittwoch, 22. Februar 2023, 18.30 Uhr, im Martinsdom wird erstmals das neue digitale Fastentuch des Künstlers Heinz Ebner präsentiert.
Eisenstadt – Dem in den Alpenländern einzigartigen Brauch – das Aufziehen eines Fastentuchs, das von Aschermittwoch bis zum Karfreitag das Altarkreuz verhüllt – wird in der Diözese Eisenstadt auch dieses Jahr in besonderer Weise neues Leben eingehaucht. Künstler Heinz Ebner schuf dafür auf Initiative von Bischof Ägidius J. Zsifkovics ein neues digitales Fastentuch, das ab morgen im Martinsdom zu sehen ist.
Wenn Hände sprechen
Die Darstellungen in Form einer digitalen Bildanimation lassen heuer Hände sprechen. Vor dem Hintergrund von drei Textblöcken aus der Heiligen Schrift (Genesis – Matthäuspassion – Offenbarung), gleichsam ein Grundraster wie im Zeitungsdruck, formulieren verschiedene Darstellungen von Händen Bezüge zu Mythologie, Religion und Alltag: Hände geben und nehmen ... einen Apfel, Hände behüten und bewahren ... ein ungeborenes Kind, Hände beten und bitten ... um Linderung, Hände waschen und werden gewaschen ... die Füße eines anderen, Hände verweisen und verurteilen ... auf Fremdes und Unwillkommenes.
Individuelle Formensprache und Kontemplation
Die digitale Animation dauert insgesamt 65 Minuten und besteht aus rund 100 Sequenzen, die in "Slow-Slow-Motion" – wie Heinz Ebner seine Präsentationstechnik nennt – gezeigt werden. Konzipiert als Endlosschleife, beginnt und endet das Fastentuch mit demselben Bild.
"Dieses Fastentuch lebt von der Verwandlung", betont der Künstler.
"Abstraktes kristallisiert zu erkennbar Gegenständlichem, Formloses erhält Kontur und Inhalt, Farbe moduliert bis zur Farblosigkeit. Verdichtung und Auflösung lassen Unscheinbares bildbestimmend werden. Zeit und Geschwindigkeit verwandeln das Fastentuch zu Beschaulichkeit, Erwartung und Kontemplation. Der Ablauf als 'Slow-Slow-Motion' fesselt den Blick. Augenblicke öffnen sich und bleiben offen", so Ebner.
Fastentücher – Ein in den Alpenländern einzigartiger Brauch
Fastentücher gibt es seit dem 11. Jahrhundert. Bei den traditionellen Fastentüchern handelt es sich meist um Tuchmalereien mit biblischen Darstellungen der Schöpfungs- und Erlösungsgeschichte Gottes. Zudem bekam das Fastentuch auch die Funktion des "Fastens mit den Augen". Einfache Tücher verhüllten bis Karfreitag die Altarkreuze. Zu Ostern wurden sie wieder neu sichtbar.
Das digitale Fastentuch kann ab Aschermittwoch (22. Februar) bis Karfreitag (7. April) täglich von 7 Uhr bis nach den abendlichen Gottesdiensten besichtigt werden.
Heilige Messe am Aschermittwoch mit Präsentation des Fastentuchs
Zeit: 22. Februar 2023, 18.30 Uhr
Ort: Martinsdom, Domplatz 1, 7000 Eisenstadt
Nora Demattio BA
Link
Das digitale Fastentuch - in voller Länge auf unserem YouTube-Kanal