Gedenkfeier anlässlich des Genozids an Roma und Sinti am 2. August in Oberwart
Manuela Horvath, Leiterin der Romapastoral der Diözese: "Das viel geforderte 'Niemals wieder' muss zur Zivilcourage gegen Antiziganismus, Intoleranz und Rassismus in unserer Gegenwart führen".
Eisenstadt – Das Europäische Parlament erklärte im Jahr 2015 den 2. August zum Internationalen Tag des Gedenkens an den Völkermord an Roma und Sinti. Ende Jänner 2023 wurde dieser nun auch in Österreich vom Nationalrat einstimmig als nationaler Gedenktag anerkannt. Der traurige Anlass für diesen Gedenktag ist, dass in der Nacht vom 2. auf 3. August 1944 an die 4.000 Roma und Sinti in den Gaskammern des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau ermordet wurden.
500.000 Roma und Sinti in Europa ermordet
Im Burgenland findet aus diesem Anlass eine Gedenkfeier am Mittwoch, 2. August, 18 Uhr, im Stadtgarten Oberwart statt. Das Gedenken gilt den von 1939 bis 1945 im Rahmen des NS-Vernichtungsprogramms ermordeten 500.000 europäischen Roma und Sinti. Die Feier wird von der Romapastoral der Diözese Eisenstadt veranstaltet, in Kooperation mit den Vereinen Roma-Service und Hango Roma, sowie der Roma Volkshochschule Burgenland. Als Unterstützer sind der Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, der Zukunftsfonds der Republik Österreich, die Österreichische Bischofskonferenz und die Stadt Oberwart beteiligt.
Überlebende des Lagers Lackenbach Rosa Taubmann als Hauptrednerin
Manuela Horvath, Leiterin der Romapastoral der Diözese Eisenstadt, Emmerich Gärtner-Horvath, Vorsitzender des Volksgruppenbeirates der Roma und Angehörige der Volksgruppenjugend werden neben der Hauptrednerin, Rosa Taubmann, Überlebende des Lagers Lackenbach, zu Wort kommen. Landtagspräsidentin Verena Dunst, Abgeordneter zum Nationalrat Nikolaus Berlakovich, sowie Bürgermeister Georg Rosner sind als Redner:innen geladen. Musikalisch umrahmt wird die Gedenkfeier von der Leon Berger Band. Nach dem ökumenischen Gebet mit Pfarrerin Sieglinde Pfänder, Pfarrer Richárd Kádas und Pfarrer Matthias Platzer folgt eine Kranzniederlegung. Anschließend wird zu einer Agape eingeladen. Bei Schlechtwetter findet die Veranstaltung im Kontaktzentrum (Steinamangerer Straße 13) statt.
Wichtiger Schritt in der Gedenkarbeit
Wie Manuela Horvath betont, sei mit der Anerkennung des 2. August als Gedenktag an den Genozid an Roma und Sinti durch das österreichische Parlament heuer ein sehr wichtiger Schritt in der Gedenkarbeit gesetzt worden. "Wir gedenken der hunderttausenden ermordeten Roma und Sinti Europas, der rund 10.000 ermordeten Roma und Sinti Österreichs. Aber das Gedenken alleine reicht nicht aus. Das viel geforderte 'Niemals wieder' muss zur Zivilcourage gegen Antiziganismus, Intoleranz und Rassismus in unserer Gegenwart führen", so die Leiterin der Romapastoral.
Anmeldung und Rückfragen zur Gedenkveranstaltung am 2. August:
Manuela Horvath, E: manuela.horvath@martinus.at, T: 0676/880701721.
Für Burgenlandroma begann Verfolgung im Mai 1938
Die Verfolgung der Burgenlandroma begann im Mai 1938. Die kurz nach dem "Anschluss" 1938 verordneten Verfolgungsmaßnahmen griffen dem Verfolgungsprogramm in anderen Teilen des Nazi-Herrschaftsbereichs vor. Dies war maßgeblich auf die Person von Landeshauptmann Tobias Portschy zurückzuführen. Portschy beschrieb Roma und Sinti als "nomadische Schmarotzerrasse", welche die ansässige Bevölkerung durch zahlreiche ansteckende Krankheiten in Gefahr bringe und die ausschließlich vom Betteln und Stehlen lebe.
In den ersten Verhaftungswellen Mai/Juni 1938 wurden Hunderte burgenländische "Zigeuner" als "Asoziale" verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt. Im September wurde burgenländischen Roma-Kindern der Besuch von Schulen verboten. Zahlreiche diskriminierende Anordnungen wurden erlassen, etwa das Verbot der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel.
Im November 1940 wurde auf einem stillgelegten Gutshof das "Anhaltelager" Lackenbach errichtet, das erste KZ-ähnliche Lager auf dem Boden des Burgenlandes. Den höchsten Lagerstand mit 2.335 Häftlingen gab es am 1. November 1941, kurz vor den Deportationen ins Ghetto Lodz. Insgesamt wurden 3.000–4.000 Roma und Sinti im Lager Lackenbach inhaftiert. Dieses war Arbeitslager und auch Sammelpunkt für Transporte in die Vernichtung. KZ-ähnliche Lebensumstände führten zu hohen Todeszahlen.
Deportationen wurden bis 1943 nach Lodz, Dachau, Buchenwald, Ravensbrück und Mauthausen durchgeführt. Unter den 5.007 Toten des Ghettos Lodz waren besonders viele Burgenländer:innen. Ab April 1943 erfolgten die Deportationen ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Von den ca. 12.000 österreichischen Roma und Sinti überlebten nur ca. 1.500 den Nazi-Terror. Im Burgenland verhält es sich ähnlich. Ausgehend von einem Bevölkerungsanteil von ca. 8.000 Burgenlandroma überlebten nach einer Befragung aus dem Jahr 1948 ca. 900 Personen, knapp 11 Prozent, das Terrorsystem der Nazis.
Nora Demattio BA