In Stein gemeißelt: 100 Jahre Erhebung Martins zum Landespatron
Mit Beginn des neuen Kirchenjahres – also in dreieinhalb Monaten – beginnt im Burgenland und der Diözese wieder ein Festjahr. Gefeiert wird das Jubiläum "100 Jahre Landespatron hl. Martin". Die Geschichte(n) des heiligen Martin, sein Leben und Wirken, sind nicht nur in Worten festgehalten, sondern auch in der Bildenden Kunst.
Eisenstadt – Der Soldat, Bischof und Patron der Nächstenliebe Martin von Tours (316-397) wurde 1924 Landespatron des Burgenlands, Patron der Apostolischen Administratur und 1960 Diözesanpatron. In Stein gemeißelt heißt er Gläubige und Besucher:innen vor dem Martinsdom in Eisenstadt willkommen.
Die eindrucksvolle expressionistische Martinsstatue des Salzburger Bildhauers Jakob Adlhart (1898-1985) vor dem Martinsdom entstand 1954 und stand ursprünglich im Altarraum der dem hl. Martin geweihten Hauptkirche des Burgenlands. Der lateinische und der ungarische Name der Landeshauptstadt, Minor Martinus (lat.) bzw. Kismarton (ung.; Klein-St.Martin), erinnern noch an die im Jahre 1264 erfolgte Weihe eines Kirchleins zu Ehren des hl. Martin in der damals kleinen Burgsiedlung am Fuß des Leithagebirges. Fast 700 Jahre später sollte am Ort des Kirchleins ein Dom stehen. Vom ursprünglichen Bau ist noch ein romanisches Fundament im Bereich des Presbyteriums erhalten.
Jakob Adlharts Martinsstaue
In dem noch in Planung befindlichen Martinsdom in Eisenstadt wurde 1951 der Apostolische Administrator Josef Schoiswohl zum ersten residierenden Bischof im Burgenland geweiht. Er war Initiator des Kirchenumbaus zu einem Dom und Initiator der Martinsstatue. Der von ihm beauftragte Künstler Jakob Adlhart, ein Schüler von Anton Hanak (wie auch Fritz Wotruba), war der hierzulande bedeutendste auf Sakralskulptur spezialisierte Bildhauer jener Zeit. "Traumatisiert vom ersten Weltkrieg wandte sich der Künstler von der 'zarten' Kunst ab und der Moderne zu. Nachdem er für die Erzabtei St. Peter (Salzburg) ein Kruzifix geschaffen hatte, war das Schlüsselerlebnis geboren – alle wollten diese moderne Kunst haben", so Bernhard Weinhäusel, Leiter des Diözesanmuseums in Eisenstadt. Adlharts Skulptur zeigt den Heiligen im Bischofsgewand mit dem knieenden Bettler. Dieses Motiv existiert seit dem Mittelalter; häufiger sind allerdings Darstellungen, die Martin als Soldat zeigen, wie er mit dem Schwert seinen Mantel teilt.
Hl. Martin im Diözesanmuseum
Das von Bernhard Weinhäusel geleitete und kuratierte Diözesanmuseum im ehemaligen Franziskanerkloster in Eisenstadt erinnert mit Dokumenten und Exponaten an die Suche nach einem Landespatron und an große Martinsfeiern im Lauf der Geschichte. Zu sehen ist u.a. eine eindrucksvolle moderne Martinsdarstellung des St. Pöltner Künstlers Martin Helge Hrasko mit dem Titel "Was ihr meinen geringsten Schwestern und Brüdern tut". Der Heilige, der auch Patron der Nächstenliebe ist, und der Bettler sind in dem Werk auf gleicher Ebene dargestellt. Martin fällt vor dem Bettler auf die Knie, gibt ihm seinen Mantel und legt seine Hand auf die Schulter des Frierenden.
Diözesanmuseum Eisenstadt
Joseph Haydn-Gasse 31/1, Erdgeschoß und 2. Stock
T: 0676 880701017, E: museum@martinus.at
Öffnungszeiten: August, September, Oktober (bis 11. November 2023) jeweils Mittwoch bis Freitag 10-13 und 14-17; Samstag, Sonn- und Feiertag für Gruppen gegen Voranmeldung
Website: www.martinus.at/dioezesanmuseum
Heiliger Martin – Soldat, Bischof und Patron der Nächstenliebe
Landespatron Martinus wurde im pannonischen Savaria (Szombathely) geboren und war römischer Offizier. Er diente in Gallien, ließ sich dort taufen und gründete eine monastische Gemeinschaft. Historisch überliefert ist, dass Martinus im Auftrag des Bischofs Hilarius von Poitiers noch einmal in seine Geburtsstadt Savaria zurückkam. Er sollte dort predigen und die zur arianischen Irrlehre abgewanderten Katholiken zurückführen. Die Mission hatte allerdings keinen bleibenden Erfolg.
Zwei Legenden aus dem Leben Martins haben ihn sehr bekannt gemacht. In seiner Armee-Dienstzeit teilte er vor dem Stadttor von Amiens seinen Mantel mit einem frierenden Bettler; in der Nacht erschien ihm dann Christus als der vermeintliche Bettler, der ihn in Wahrheit prüfte. Als Martin später, inzwischen als Mönch lebend, zum Bischof gewählt wurde, soll er sich in einem Gänsestall versteckt haben, da er lieber sein monastisches Leben weiterführen wollte. Das Geschnatter der Gänse habe ihn aber verraten. So wurde er schließlich dennoch zum Bischof von Civitas Turonorum (Tours) in Gallien (Frankreich) geweiht.
Schon unmittelbar nach Martins Tod setzte seine Verehrung ein. Im Jahre 480 legte Perpetuus, der dritte Nachfolger Martins als Bischof von Tours, den Gedenktag des hl. Martin auf den Tag seiner Beisetzung, den 11. November. Martin und Michael galten später als Schutzherren des Fränkischen Heeres. Damals entstanden Martinskirchen auch in Österreich, später in Ungarn. Die im Jahr 1777 gegründete Diözese Szombathely/Steinamanger erwählte den hl. Martin zu ihrem Schutzpatron.