Burgenlandkroaten stehen für Versöhnung in Europa
Mehr als 5.000 Teilnehmende pilgerten bei der Jubiläumswallfahrt der Burgenlandkroaten nach Mariazell
Eisenstadt / Mariazell – Die Bedeutung der Burgenlandkroaten für Österreich und ganz Europa hat Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics in seiner Predigt bei der Wallfahrt der Burgenlandkroaten nach Mariazell betont: "Ich bitte die Mariazeller Muttergottes um ihre Fürsprache, damit unser Volk weiterhin diesen pannonischen Raum bereichern kann und eine feste Brücke und ein Vermittler ist für Frieden und Versöhnung im Herzen Europas."
Mehr als 5.000 Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus dem Burgenland, Ungarn, der Slowakei, und Kroatien waren am Wochenende nach Mariazell gekommen – zur 100-Jahr-Jubiläumswallfahrt. Mit dabei waren mehrere Bischöfe und auch Vertreter:innen der Politik. Landtagspräsidentin Verena Dunst in Vertretung von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Landtagsabgeordneter Christoph Zarits und Präsident der Burgenländischen Landwirtschaftskammer Nikolaus Berlakovich pilgerten zum Marienheiligtum.
Festes Schuhwerk, Rucksack und Pilgerstab
Für eine Wallfahrt brauche es ein festes Schuhwerk, einen Rucksack und einen Pilgerstab, so Bischof Zsifkovics in seiner Predigt. "Gutes und festes Schuhwerk ist auch ein Symbol für unseren Lebens- und Glaubensweg, der nicht immer gerade und einfach, sondern oft holprig, schmerzhaft und schwierig ist", so der Bischof. Gute und solide Schuhe könnten auch Familie, Glaube und christliche Werte sein: "Auf diesem Fundament bauen unsere Gesellschaft, unsere Kirche und unser gemeinsames Leben."
In einen Rucksack packe man nur das Nötigste und Wichtigste, damit man keine unnötigen Lasten mit sich herumschleppt, so Zsifkovics: "Wie viele unnötige Lasten tragen wir mit uns herum? Unsere moderne Lebensweise zwingt und belastet uns oft, sodass wir das Wesentliche und Wichtige des Lebens nicht sehen und aus den Augen verlieren." Der Rucksack erinnere an einen bescheidenen Lebensstil, der die Nächsten, die Armen und die Ausgegrenzten in den Blick nimmt.
Der Stab sei für die Pilger eine wichtige Stütze auf dem Weg, wenn sie erschöpft sind. "Für uns Gläubige sind der Glaube, das Wort Gottes, die Eucharistie, das Gebet sowie die Sakramente Pilgerstab und Stütze in unserem Leben", formulierte der Bischof.
In früheren Zeiten hätten die Pilger den Stock auch zur Verteidigung benützt. Die Gefahren der gegenwärtigen Zeit seien freilich nicht geringer als die der Vergangenheit, sie seien nur anders: "Säkularismus, Fundamentalismus, Populismus, Konsumsucht, religiöse Oberflächlichkeit, für uns Kroaten auch: Billige Anpassung, Verlust der Sprache und der Gemeinschaft". Die Gemeinschaft der Burgenlandkroaten brauche "Menschen, die ihr Volk lieben, den Glauben leben und ihre Sprache und Kultur pflegen", so Bischof Zsifkovics.
Lebendiges Glaubenszeugnis
Unter den Teilnehmer:innen der Wallfahrt waren die Bischöfe Bože Radoš aus Varaždin (Kroatien) – der bei der Festmesse die Predigt hielt –, Weihbischof Jozef Halko aus der Erzdiözese Bratislava (Slowakei), der Vorsitzende der Ungarischen Bischofskonferenz Bischof Andras Veres aus Győr (Ungarn), Bischof Janos Szekely aus Szombathely (Ungarn) sowie der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl, der die traditionelle Lichterprozession am Samstagabend leitete. Den Bischöfen, sowie Abt Benedikt Plank, Abt der Benediktinerabtei St. Lambrecht und von Mariazell und dem für die Wallfahrt verantwortlichen Bischofsvikar Željko Odobašić wurden Pilgerstäbe überreicht. Diözesanbischof Zsifkovics danke Odobašić für seinen Dienst als Bischofsvikar für die Kroaten und für seinen Einsatz als Wallfahrtsleiter. Mit ihm wurde auch allen Verantwortlichen und Mithelfern der kroatischen Wallfahrten und und allen Gläubigen für ihr lebendiges Glaubenszeugnis in den Pfarren gedankt.
Neue Hymne an die Muttergottes
Der von Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics ins Leben gerufene länderübergreifende Chor "Pax et Bonum" gestaltete die Gottesdienste musikalisch. Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde eine neue Hymne an die Muttergottes von Mariazell vorgestellt, die der Leiter des Chores "Pax et Bonum", Ivo Šeparović, für diesen Anlass komponiert hatte. Bischof Zsifkovics sang sie solo vor dem Gnadenaltar in der Mariazeller Basilika.
Votivbild und Spende an Mariazell
Im Rahmen der Feierlichkeiten übergab Diözesanbischof Zsifkovics eine Spende von € 10.000 an die Basilika und ein Votivbild an die Gnadenmutter: "Das Bild möge ein bleibendes Andenken an unsere jahrhundertealte Verbundenheit mit der Muttergottes von Zell sein, die bereits in das 15. Jahrhundert zurückweist und mit all den Generationen der Kroaten im Burgenland, in Ungarn und in der Slowakei tief verbunden ist", betonte Zsifkovics. Das Votivbild zeigt die Gnadenmutter von Mariazell ohne Prunkkleid. In den beiden roten Seitenflügeln des Bildes sind die Basilika von Mariazell und der Martinsdom von Eisenstadt erkennbar; ein Verweis auf die enge Verbundenheit der Diözese mit Mariazell.
Wandermuttergottes ging an die Pfarre Dürnbach
Nach der Festmesse am Sonntag bildete auch heuer wieder die Übergabe der Wandermuttergottes den feierlichen Abschluss der Wallfahrt. Die Pfarre Kaisersdorf reichte die Statue der Muttergottes an die Pfarre Dürnbach weiter – eine Tradition die seit 1973 existiert. Die Idee hatte Diözesanbischof Stefan László, der darin ein Symbol des friedlichen Miteinanders und des Brückenbaus zur Zeit des Eisernen Vorhangs und des Kalten Krieges erkannte.
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Predigt von Diözesanbischof Zsifkovics im kroatischen Wortlaut