Grenzüberschreitendes Fest der Kreuzerhöhung
Die St. Emmerichskirche bei Inzenhof im Bezirk Güssing – auch als "die Kirche am Grenzstreifen" u.a. aus dem ORF bekannt – ist am Sonntag, 17. September, wie bereits im vergangenen Jahr, Ort einer Messfeier zum Fest der Kreuzerhöhung mit den Diözesanbischöfen von Szombathely und Eisenstadt, János Székely und Ägidius J. Zsifkovics. Die heilige Messe beginnt um 10 Uhr.
Eisenstadt – Die St. Emmerichskirche, die auf ungarischem Gebiet liegt, wurde vor 150 Jahren als Gotteshaus für mehrere umliegende Ortschaften erbaut. Bis 1948 war diese Kirche eine Pilgerstätte für vier Nationen, die in der Region siedelten: Ungarn, Österreicher, Kroaten und Slowenen. 1948 errichtete das kommunistische Regime einen unüberwindbaren Grenzzaun, den Eisernen Vorhang. Sämtliche Häuser um die Kirche und im gesamten Grenzstreifen wurden abgerissen, das Gotteshaus ließ man stehen, doch der Besuch der Kirche war nicht möglich. Die Kirche verfiel zusehends.
Als 1989 der Eiserne Vorhang gefallen war, ergriff ein neu zur Wiederbelebung gegründeter Verein zusammen mit Bischof Stefan László die Initiative. László sandte den Leiter des Bauamtes der Diözese, Michael Wagner, nach Inzenhof, um sich einen Eindruck über den Zustand der Kirche zu verschaffen. Dieser musste feststellen, dass die Kirche nicht begehbar war und wegen der Grenzregelungen die Renovierung unmöglich schien. Doch Bischof László ließ nicht locker und ließ Pläne anfertigen. Unterstützt wurde er vom Verein "Rettet die St. Emmerichskirche als internationale Begegnungsstätte".
Aufwändige Renovierung 1990-1992
Aufgrund eines Vertrags zwischen Österreich und Ungarn, der im April 1990 in Szombathely unterzeichnet wurde, konnten die Grenzsperren um die Kirche entfernt werden. Die Inzenhofer und auch die Bewohner von Rönök (Felsőrönök) durften erstmals den Kirchenraum ungehindert betreten. Am Pfingstmontag des Jahres 1990 kamen rund 4.000 Gläubige und nahmen an einem Friedensgottesdienst beim Zöllnerkreuz in Inzenhof teil. An diesem Tag wurde auch eine überaus erfolgreiche Kollekte für die Renovierung durchgeführt. Die aufwändige Renovierung der St. Emmerichskirche in Inzenhof – Rönök konnte danach beginnen. Sie wurde zu einem gemeinsamen Projekt der Bischöfe László und István Konkoly (Szombathely). Die Renovierung erfolgte in drei Etappen – Dach, Turm und Kirchenschiff innen und außen. Das Turmkreuz segnete Papst Johannes Paul II. bei seinem Pastoralbesuch in Ungarn am 19. August 1991.
Kirchweihe vor 31 Jahren durch Bischöfe László und Konkoly
Vor 31 Jahren – am 20. September 1992 – wurde die St. Emmerichskirche von den Bischöfen László und Konkoly bei einem viersprachigen Gottesdienst (deutsch, ungarisch, kroatisch und slowenisch) geweiht. An die 5.000 Katholiken nahmen an diesem Fest teil. Bischof Konkoly überreichte drei Schlüssel: einen dem damaligen Ortspfarrer László Rilli, einen an Bischof László als Zeichen des "immerwährenden Beschützerrechtes" und einen an Elfriede Jaindl vom Verein "Rettet die St. Emmerichskirche".
Ein grenzübergreifendes Denkmal
Die St. Emmerichskirche bekam in der Folge für beide Diözesen eine besondere und herausragende Bedeutung. In beiden Diözesen werden die Kirchenschlüssel aufbewahrt; die Schlüsselbewahrer halten diese besondere Pilgerstätte für die Besucher:innen offen. Seit nunmehr 31 Jahren wird in der Kirche auf ungarischem Grund in unmittelbarer Nähe der österreichischen Grenze wieder Gottesdienst gefeiert und Konzerte aufgeführt, die grenzübergreifend besucht werden. Die St. Emmerichskirche gilt heute als Denkmal für den Frieden und das Zusammenwachsen mitten in Europa.
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