Weltsuizidpräventionstag: Einsamkeit lindern und Hoffnung geben
Was tun, wenn Einsamkeit krank macht und Betroffenen den Lebenswillen raubt? Anlässlich des Weltsuizidpräventionstags (10. September) macht die TelefonSeelsorge und OnlineBeratung der Diözese Eisenstadt und der Evangelischen Kirche A.B. Burgenland auf Hilfsangebote aufmerksam.
Eisenstadt – Einsamkeit ist in unserer Gesellschaft ein Tabuthema, doch sie kann jeden treffen. Einsame Menschen kommen sich verlassen und ausgeschlossen vor, fühlen sich unverstanden und nicht liebenswert. In der Folge ziehen sie sich noch mehr zurück – ein Teufelskreis beginnt. Mangelnde Verbundenheit, Bindung und Zuwendung machen auf lange Sicht psychisch und physisch krank. "Betroffene weisen ein erhöhtes Risiko für Depressionen, Angststörungen und Suizidgedanken auf. Sie fühlen sich von Stresssituationen und Krisen stärker bedroht. Das Gefühl der Hilflosigkeit nehmen sie intensiver wahr, weil erfreuliche und entlastende Erlebnisse in der Einsamkeit seltener sind. Das führt unter anderem zu einer pessimistischeren Grundhaltung sich selbst und der Welt gegenüber", weiß Mag.a Petra Lunzer, Leiterin der TelefonSeelsorge – Notruf 142. Wird der Leidensdruck zu groß, stellt sich die Frage, wofür es sich überhaupt noch zu leben lohnt. Dabei wollen Menschen mit Suizidgedanken meist nicht sterben, sondern nicht soweiterleben wie bisher. Lunzer betont: "Sie suchen einen Ausweg aus einem äußerst quälenden Zustand, der für sie nicht mehr zu ertragen ist. Das eigene Leben zu beenden, erscheint ihnen als einzig mögliche Lösung."
Reden hilft!
Über die Einsamkeit bzw. den Wunsch nach Zugehörigkeit nachzudenken und offen für ein Gespräch zu sein, ist ein erster wichtiger Schritt. Die Beratungsangebote der TelefonSeelsorge sind genau dafür da – niederschwellig, vertraulich und kostenlos. Die Mitarbeiter:innen der TelefonSeelsorge sind am Telefon unter der Notrufnummer 142 rund um die Uhr und im Chat täglich von 16.00 bis 23.00 Uhr erreichbar. Der vertrauliche Rahmen ermöglicht es Betroffenen, über ihre Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zu reden auch Suizidgedanken können offen und direkt thematisiert werden. "Unsere Mitarbeiter:innen nehmen sich Zeit, hören aufmerksam zu, zeigen Verständnis für die schwierige Situation und halten die Verzweiflung mit aus. Sie vermitteln den Anrufenden absolute Zugewandtheit und das Gefühl, mit ihren Problemen nicht allein zu sein. Ziel ist es, in eine hoch angespannte Situation etwas Abstand, Ruhe und Klarheit zu bringen", betont die Leiterin der TelefonSeelsorge.
Suizidabsichten immer ernst nehmen
Suizidabsichten sind immer ernst zu nehmen, wie Petra Lunzer unterstreicht: "In jedem Fall sind sie ein Notsignal dafür, dass der bzw. die Betroffene unter einem starken Leidensdruck steht und weder ein noch aus weiß. Dieser Hilferuf sollte keinesfalls überhört werden! Suizidale Absichten oder auch ein Suizidversuch stellen keinen unwiderruflichen Entschluss dar. Hilfe ist möglich!" Suizid sei weder ein einfaches noch ein angenehmes Gesprächsthema. Doch schon eine einfühlsame Frage nach der aktuellen Befindlichkeit und die Bereitschaft zuzuhören könnten helfen und Hoffnung geben, so die Psychotherapeutin. "Menschen, die einen Suizidversuch unternommen haben, berichten später häufig, dass es rettend gewesen wäre, wenn jemand ihre Verzweiflung wahrgenommen und sie gefragt hätte, wie es ihnen geht. Über ihre Not reden zu können, hätte sie entlastet und unter Umständen gestoppt."
Konkrete Schritte aus der Einsamkeit
Vorschläge der TelefonSeelsorge, wie Betroffene einen Weg aus der Einsamkeit hin zu mehr Verbundenheit finden können.
- Sprechen Sie darüber. Viele leiden unter diesem Gefühl. Darüber reden hilft und verbindet.
- Bleiben Sie fähig für Austausch und Kommunikation.
- Legen Sie Ihren Fokus auf Kontakte im echten Leben, nicht auf soziale Medien.
- Gibt es eine Person, die Sie dabei unterstützen kann, neue Kontakte zu knüpfen? Sprechen Sie diese Person an, teilen Sie Ihre Bitte mit.
- Wofür sind Sie dankbar? Was ist Ihnen gut gelungen? Schreiben Sie es täglich auf.
- Was tut Ihnen gut, was macht Ihnen Freude? Malen, Musikhören, Kochen, Basteln, Schreiben oder etwas ganz anderes? Machen Sie mehr davon, planen Sie die Dinge fix in Ihren Tagesablauf ein.
- Strukturieren Sie Ihren Tag, erstellen Sie Tages- und Wochenpläne.
- Gehen Sie hinaus, Bewegung und Natur tun gut.
- Vielleicht wollen Sie sich ehrenamtlich engagieren? Recherchieren Sie für Sie passende Möglichkeiten.
- Laden Sie Leute zu sich ein – und wenn es „nur“ ein kurzer Plausch bei einer Tasse Tee ist. Lassen Sie sich bei Absagen nicht entmutigen, probieren Sie es immer wieder einmal.
- Werden Sie selbst aktiv, probieren Sie Neues aus. Bleiben Sie dran, auch wenn es nicht beim ersten Anlauf funktioniert.