"EUropa im Fokus"
Unter diesem Titel lädt das Forum Kath. Erwachsenenbildung zu einer 9-teiligen Onlinevortragsserie über aktuelle Themenfelder der Politik in Europa ein. – Der Startschuss fällt am Donnerstag, 19. Oktober 2023, 19 Uhr. Den Auftakt der österreichweiten Reihe macht das Katholische Bildungswerk der Diözese Eisenstadt. Alle Vorträge finden über Zoom statt.
Eisenstadt – Krieg, Flüchtlinge, Migration, Integration, Rezession, Inflation, Energiekrise, Klimakrise, Nationalismus, Rechtspopulismus, Terrorismus, Islamischer Extremismus und vieles mehr: Die von der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und von Ratspräsident Charles Michel angeführte Europäische Union muss aktuell mehr Probleme schultern als je zuvor seit ihrer offiziellen Gründung 1992 (als "EG" existierte sie damals schon viele Jahre).
Die katholische Kirche steht durch ihre Einrichtung der COMECE (Commissio Episcopatum Communitatis Europensis) sowie durch engagierte Laienverbände in engem Kontakt mit den Verantwortlichen an den diversen Stellen der EU, wo die genannten und viele weitere Probleme behandelt werden. Österreichs Vertreter in der COMECE ist seit 2015 Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics. Im kommenden Jahr stehen in der EU Wahlen zum Europäischen Parlament an. Sie finden vom 6. bis 9. Juni 2024 in den EU-Mitgliedsstaaten statt. Gewählt werden 720 Abgeordnete, davon 20 aus Österreich.
Informieren und Vorurteile ansprechen
In Teilen der österreichischen Bevölkerung hat die EU ein weitgehend negatives Image. Das Forum Katholischer Erwachsenenbildung Österreichs in Kooperation mit Europe Direct möchte mit einer siebenmonatigen Online-Veranstaltungsserie mit dem Titel "EUropa im Fokus" über unterschiedliche Themen informieren und den Diskurs anregen. Den Auftakt der österreichweiten Reihe aus dem breiten Themenfeld der Politik in Europa macht das Katholische Bildungswerk der Diözese Eisenstadt. Unter dem Titel "Die EU und Österreich, Österreich und die EU" bietet der Politikwissenschaftler Gerd Valchars einen Blick auf Österreich und seine Beziehung zur Europäischen Union, geht der institutionellen Verflechtung der Mitgliedstaaten mit den Organen auf europäischer Ebene und deren Aufgaben nach, beleuchtet die Wahlen zum Europäischen Parlament und diskutiert über das Image, das "die EU" – nicht zuletzt in der österreichischen – Bevölkerung besitzt.
Vielstimmig über brisante Themenfelder in der Europapolitik
Am 23. November hat die Demokratieforscherin Daniela Ingruber zum Thema "Solidarität in der EU" das Wort, am 12. Dezember der Ökonom Arjen Wals zu Wegen aus der Klimakrise, am 11. Jänner 2024 der Terrorismusexperte Florian Hartleb zu "Europa im Zangengriff der Extreme - Was jetzt?". Am 28. Februar geht Eugenia Stamboliev, Philosophin an der Universität Wien, der Frage nach: "Wie viel Maschine braucht die Politik/der Mensch?", am 21. März spricht Niko Paech, Professor an der Universität Siegen, über "Ein zukunftsfähiges Europa ohne Wirtschaftswachstum", am 17. April hinterfragen Literat Hamed Abboud und Schauspielerin Joanna Egger die "EU Flüchtlingspolitik: Balanceakt zwischen Ignoranz und Verantwortungslosigkeit?". Am 16. Mai spricht der Theologe, Philosoph und Religionswissenschaftler Andreas G. Weiß über "Religionspolitische Aspekte der EU-Wahl 2024" und am 27.Mai hat Politikwissenschaftler Gunther Hauser zum Thema "Die EU auf dem Weg zur geopolitischen Macht?" das Wort.
"Ich bin ein überzeugter Europäer!"
So Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics in seiner Stellungnahme zur Vortragsreihe. "Die katholische Kirche denkt von ihrem Ursprung und ihrem Wesen her grenzüberschreitend, ihr Denken und Handeln ist geprägt von der Verantwortung dem Menschen und letztlich Christus gegenüber. Schon am Anfang des gemeinsamen Europas standen und agierten überzeugte Christen, das sollte nicht vergessen werden", betont er. "Das ehrliche Nachdenken und den Dialog über ein künftiges Europa versuche ich in meiner Arbeit als Vertreter der Österreichischen Bischofskonferenz in der COMECE, der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union mit Nachdruck einzubringen, auch mit meiner Geschichte eines Burgenländers mit den verschiedenen Volksgruppen, Sprachen und Kulturen, mit der Erfahrung eines Randgebietes an der Grenze zum 'Eisernen Vorhang' und seiner menschenverachtenden Ideologie und mit der langen Geschichte der Ausgrenzung und der Armut des Burgenlandes", so Zsifkovics.
EU darf keine festgefahrene Institution sein
Bischof Zsifkovics stellt klar, dass es kein Zurück mehr hinter die europäische Realität gäbe und weist darauf hin, dass die EU kein starres Produkt sei, sondern sich ständig weiterentwickeln müsse. "Kein Zweifel, die EU ist kein fertiges Produkt, sie darf keine festgefahrene Institution sein, sondern muss sich der Kritik aussetzen und für Korrektive offen sein. Gerade deshalb braucht sie unsere Mitverantwortung und vor allem unsere demokratische Stimme. Ob die EU fit ist für die geopolitischen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft, hängt wesentlich auch von uns ab, von unserer Offenheit, von unserer Gestaltungsbereitschaft und von unserer Kritikfähigkeit, von unserer Stimme." Kritik sei notwendig, und es sei wichtig, dass die Bürger ihre demokratische Stimme nutzen, betont er und fordert: "Nationale Empfindlichkeiten und überzogene Interessen der Einzelstaaten müssen zurücktreten, um das Gemeinsame zu fördern und die Zukunft voranzutreiben".
Die Antwort auf viele aktuelle Herausforderungen könne niemals Spaltung, sondern nur Einheit lauten. Das so wichtige Streben nach fester Einheit in Europa müsse mit dem Respekt vor der Vielfalt und dem Reichtum der Länder, die die Einheit ausmachen, einhergehen, mahnt der Bischof. "Ich übernehme gerne Verantwortung, damit Komplexitäten nicht ignoriert, sondern gemeinsam gelöst werden. Europa ist nicht Brüssel, Europa, das sind wir. Und wenn wir über Europa reden, dann reden wir über uns!", betont Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics.
Ansprechperson für die Veranstaltungsreihe
Mag. Birgit Prochazka, MA
Pastorale Dienste, Bereich Erwachsenenbildung & Gesellschaft
T 0676 880 701 292
E birgit.prochazka@martinus.at