Europabischof Zsifkovics: Ukraine braucht europäische Perspektive
Im Rahmen der Frühjahrsversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz vom 4. bis 7. März 2024 in St. Georgen am Längssee (Kärnten) betonten die Bischöfe die Solidarität mit der Ukraine, mit dem Heiligen Land und im Blick auf die vielfältigen Herausforderungen Europas verwiesen sie auf die "christliche Wertebasis", auf die Europa gegründet ist.
Eisenstadt – Solidarität und Demokratie müssen gestärkt und ausgebaut werden, die Wiedererringung des Friedens in Europa – nachdem das "Friedensprojekt Europa" brüchig geworden ist, sei eine der primären Aufgaben. Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, in der Bischofskonferenz für die Bereiche Europa, Migration und Integration zuständig, setzt sich für eine bleibende Solidarität mit der Ukraine als Opfer des russischen Angriffskrieges ein und fordert von den politisch Verantwortlichen eine ernsthafte Perspektive für eine mögliche Integration der Ukraine in den europäischen Raum, natürlich unter Berücksichtigung aller Hürden, die sich derzeit noch in den Weg stellen. In der Presseerklärung der Bischofskonferenz heißt es: "Das Drama, das sich vor den Toren der Europäischen Union abspielt, verlangt weiterhin unbedingte Solidarität, auch wenn es uns viel kosten mag. Wenn die Ukraine langfristig voll in den europäischen Raum integriert wird, wird es für sie eine künftige Perspektive geben."
Die Erhaltung des Friedens, so Europabischof Zsifkovics, sei die fundamentale Aufgabe und eines der Hauptziele der Europäischen Union. Im Blick auf die schockierenden Vorgänge im Heiligen Land appellieren die Bischöfe an die Hamas, die verbliebenen israelischen Geiseln unverzüglich freizulassen, die palästinensische Bevölkerung in Gaza nicht länger in Geiselhaft zu nehmen und an die israelische Regierung, den Menschen in Gaza humanitäre Hilfe zukommen zu lassen und auch der palästinensischen Bevölkerung ein Leben in Würde und mit Zukunftsperspektiven zu ermöglichen. Die dramatische Situation im Heiligen Land betrifft nicht nur den Nahen Osten, sondern den Frieden einer weiten Welt. Die Zwei-Staaten-Lösung für die sich Papst Franziskus und der lateinische Patriarch von Jerusalem einsetzen, unterstreichen auch die Bischöfe.
Außenerweiterung vorantreiben
Die Bischöfe sehen die dringende Notwendigkeit auch den "Ländern des Westbalkans" wirkliche Perspektiven für die Aufnahme in die Europäische Union zu geben: "Österreich kann hier aufgrund seiner historischen und kulturellen Nähe zu den Beitrittskandidaten eine besondere Anwaltschaft übernehmen." Voraussetzung für eine Aufnahme in die EU sei freilich die Erfüllung der vorgegebenen Regeln und Kriterien durch die Aufnahmewerber, wobei die EU die Kandidaten bei der Umsetzung "nach Kräften unterstützen" müsse.
Achtung vor dem menschlichen Leben
Obwohl ein Großteil bioethischer Themen in den Kompetenzbereich der Mitgliedstaaten fällt, stellen die Bischöfe mit Bedauern und Sorge fest, dass in wesentlichen Bereichen des Lebens diese Zuständigkeit zunehmend in Frage gestellt wird. Besorgniserregend sei die Tendenz in einigen Mitgliedsstaaten, "in wesentlichen Bereichen des Lebens" die Achtung vor dem menschlichen Leben zu relativieren und zu untergraben. Dazu gehöre auch die Initiative des Europäischen Parlaments und einiger Regierungen, Abtreibung als "Recht" in die Charta der Grundrechte aufzunehmen. Demgegenüber halten die Bischöfe gemeinsam fest: "Ein Grundrecht kann es nur auf Leben geben, nicht aber auf die Tötung der Schwächsten."
Asyl und Migration
Die Bischofskonferenz begrüßt, dass es nach langen Verhandlungen zu einer Einigung der Mitgliedsstaaten auf ein gemeinsames Migrations- und Asylpaket kommen soll. Die menschlichen Grundrechte, das Recht auf Familienzusammenführung und die unabdingbare Menschenwürde, aber auch die Ängste und Sorgen der Menschen in den verschiedenen Ankunftsländern dürfen nicht vergessen werden, betont auch der für Migrationsfragen in der Konferenz zuständige Bischof Zsifkovics.