50 Jahre Pastorale Berufe: 300 Frauen und Männer feierten in Salzburg
Erzbischof Lackner bei Jubiläumsfest: "Wir vergessen leider allzu oft, dass Jesus ein Laie war" - Seit 50 Jahren gibt es in Österreich besonders ausgebildete und offiziell gesendete Laien in der Seelsorge
Salzburg, 14.9.2024 (KAP): Mehr als 300 Frauen und Männer aus ganz Österreich feierten am Samstag gemeinsam mit dem Salzburger Erzbischof Franz Lackner, dem Innsbrucker Bischof Hermann Glettler und dem St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried in Salzburg ihre Berufung und Sendung. Seit 50 Jahren gibt es in Österreich offiziell Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten. 1974 wurde der Berufsstand der Laien-Seelsorgerinnen und -Seelsorger, den Männer und Frauen mit theologischer und seelsorglicher Ausbildung ausüben können, in Österreich von der Bischofskonferenz offiziell eingeführt und die Berufsbezeichnung "Pastoralassistent/-in" geschaffen. Heute prägen diese gesendeten pastoralen Berufe alle Seelsorgebereiche der Katholischen Kirche Österreichs.
Das Jubiläumsfest begann am Vormittag mit einer festlichen Tauferinnerung im Salzburger Dom und folgender Entsendung zum "Weggottesdienst" durch die Salzburger Innenstadt. Am Nachmittag folgte ein Festakt im Augustiner Bräustübl Mülln. Das Jubiläumsfest stand unter dem Motto "begegnungsstark.segenszart.vielfaltsfit. 50".
In seinem Grußwort richtete sich Erzbischof Lackner, der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz, im Salzburger Dom mit großer Dankbarkeit aber auch Nachdenklichkeit an die Laien-Seelsorgerinnen und Seelsorger: "Dem Evangelium wachsen immer wieder neue Berufungen zu. Dabei dürfen wir aber nie vergessen: Auch Jesus war Laie." Deshalb gehe es darum, die Bedeutung dieser Berufungen in die gesamte Sendung der Kirche gut zu integrieren.
Weihbischof Leichtfried bekräftigte die Bedeutung der Pastoralen Berufe: "Seelsorge kann man nicht so nebenbei machen. Sie erfordert die Präsenz eines glaubenden Menschen. Sie ist schlicht und braucht gleichzeitig - in den vielfältigen komplexen Situationen des Lebens - hohe Professionalität. Für diesen besonderen Dienst sage ich den Pastoralassistentinnen und den Pastoralassistenten mit großem Respekt und von Herzen Danke." Leichtfried ist in der Bischofskonferenz der zuständige Referatsbischof für die Pastoralen Berufe.
Die Feier des "Weggottesdienstes"stand unter der Leitung von Weihbischof Leichtfried, der Vorarlberger Pfarrseelsorgerin Heidi Liegel und dem Linzer Pastoralvorstand Matthias List. Pionierinnen der ersten Stunde des Berufes wie die 102-jährige Trude Kirchmair aus Salzburg und Katharina Brod aus Linz nahmen aktiv am Gottesdienst teil.
Beim Festakt in der Müllner Kirche kamen Vertreterinnen und Vertreter des Pastoralen Dienest der österreichischen Kirche zu Wort. Anna Findl-Ludescher, Geschäftsführende Vorsitzende der Österreichischen Pastoralkommission, verwies auf "das segensreiche Wirken vieler Frauen und Männer in den vergangenen 50 Jahren". Diese hätten "das Gesicht der österreichischen Kirche unwiderruflich verändert und verschönert".
Auf den besonderen Zusammenhang von Beruf und Berufung von Laien in Kirche und Welt kam Lucia Greiner, Geschäftsführende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Pastoral- und Seelsorgeamtsleitenden der österreichischen Erzdiözesen und Diözesen zu sprechen: "Die eigene Berufung als Beruf leben, das ist in der Kirche Österreichs durch die Sendung in einen pastoralen Beruf seit mehr als 50 Jahren möglich. Diese Sendung trägt erheblichen Anteil am Aufbau von Gemeinden; sie stärkt Menschen, ihre Taufberufung zu leben."
Durch die vielfältigen Formen, die pastorale Berufe annehmen können, "zeigen sie seismografisch die Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft. Die Fachlichkeit in ihrer Tätigkeit macht sie zu Gesprächs- und Kooperationspartnerinnen und -Partnern auf kommunaler, regionaler, Landes- und Bundesebene", so Greiner.
Für Gabriele Eder-Cakl, Direktorin des Österreichischen Pastoralinstitutes, sind "die gesendeten pastoralen Berufe eine besondere Bereicherung für das konkrete Christin- und Christsein in dieser Welt." Sie wirken nach außen, indem sie "Menschen in der sich verändernden Welt begleiten". Aber auch nach innen in die Kirche: "Sie kultivieren den Samen des synodalen Miteinanders in der Katholischen Kirche."
Verschiedene Ausbildungswege
Zu den pastoralen Berufen gibt es zwei Ausbildungswege: zum einen die akademische Ausbildung über ein Theologiestudium an den Theologischen Fakultäten und den diözesanen Zentren für Theologiestudierende; zum anderen die "Berufsbegleitende Pastorale Ausbildung Österreich" (BPAÖ). Für Fachbereiche werden zudem spezielle - teils mehrjährige - Zusatzausbildungen angeboten.
In den meisten Diözesen in Österreich wird die Berufsbezeichnung "Pastoralassistent:in" verwendet, in der Diözese Graz-Seckau "Pastoralreferent:in" und in der Diözese Linz "Seelsorger:in".
Berufseinsteigerinnen und -einsteiger in die Pastoralen Berufe werden vom jeweiligen Diözesanbischof feierlich gesendet. Im kirchlichen beruflichen Zusammenhang handelt und spricht der/die Gesendete nun im Namen und im Auftrag der Kirche. Die Sendungsfeier bringt auch zum Ausdruck, dass pastorale Berufe geistliche Berufe sind. Sie wurzeln im Evangelium und sind Teil der Sendung der Kirche in der Welt von heute.
Ursprung vor dem Zweiten Weltkrieg
Obwohl der Begriff "Pastoralassistent/in" erst seit 50 Jahren existiert, hat dieser Beruf eine längere Vorgeschichte: Bereits vor dem Ersten Weltkrieg arbeiteten Caritas-Mitarbeiterinnen in Pfarren. Ab 1927 wurden Seelsorge-Helferinnen eingesetzt, für die Hildegard Holzer 1945 in Wien eine diözesane Ausbildungsstätte gründete. Diese wurde 1948 in "Seminar für kirchliche Frauenberufe" und 1968 in "Seminar für kirchliche Berufe" umbenannt und für Männer geöffnet. Das Seminar bestand bis 2010.
Bereits im Jahr 1972 wurden in Wien aber die ersten drei Männer nach ihrem Theologiestudium in einen neu geschaffenen Dienst entsandt: den des Pastoralassistenten. Genannt wurden sie damals scherzhaft "Kapläne ohne Weihe". Die offizielle Einführung dieses kirchlichen Laienberufs erfolgte 1974 im Rahmen des Synodalen Vorgangs, der österreichweit die Tätigkeit von Pastoralassistentinnen und -assistenten etablierte.
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