Lassen wir uns heute, am Ostersonntag von den Frauen aus dem Evangelium an der Hand nehmen und zu Jesu Grab führen. Maria Magdalena kam zeitig in der Früh zum Grab, aber der Leichnam des Herrn war nicht da. Jesus ist nicht da - Verdächtigungen, Fragen, Angst steigt auf, die Hoffnung aber ist entschwunden. Wie viele Menschen, wie viele von uns betrachten diese Feiertage, die Auferstehung voll Zweifel und Fragen, ob es das andere Leben wirklich gibt? Im Menschen steigt Angst auf - was, wenn es das ewige Leben nicht gibt, und wir doch soviel Zeit und Liebe in die Osterfeiertage investieren.
Maria Magdalena weint enttäuscht vor dem leeren Grab. Für die Seele ist es eine Zeit der Dunkelheit, wenn der Mensch weint. Die Bibel sagt, dass Gott Adam und Eva die Tränen gab, als er sie aus dem Paradies vertrieben hat, damit es ihnen leichter wird.
Tränen können in der Trauer helfen. Maria Magdalena sagte nicht: „Alles ist verloren!“, sondern sie weint einfach.
Und während sie weint, hört sie die Worte: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten! Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden.“ Bleib nicht beim Grabe stehen, sondern geh und finde Ihn, den Lebenden, aufs neue! Du suchst am falschen Platz, am Ort des Todes, er aber lebt.
Und Maria Magdalena weint wieder, aber jetzt sind es Tränen vor Freude. Doch der Auferstandene ruft Maria mit ihrem Namen, und sie antwortet: „Rabbuni!, das heißt: Meister.“ Sie erkennt Jesus und sieht ihn nun als den Lebenden, nicht als den Toten und bezeugt: Ich habe den Herrn gesehen!
In unserem Leben fühlen und erleben wir alle Freude, Trauer, Schmerz, die Frage jedoch ist: Haben wir in dieser Zeit geweint? Haben wir die Gnade der Tränen erfahren, die die Augen darauf vorbereiten, den Herrn zu sehen. Die Zeugen der Auferstehung haben geweint.
Jene, die nicht geweint haben, haben die Auferstehung nicht gesehen. Pilatus hat nicht geweint, weil er den Kaiser fürchtete und er hat die Auferstehung nicht gesehen. Die Juden haben nicht geweint, weil sie ihm nicht geglaubt haben und sie haben Jesus nicht gesehen. Das Volk hat nicht geweint, weil es die Ältesten gefürchtet hat und es hat die Auferstehung nicht gesehen.
Wie die in Tränen aufgelöste Maria Magdalena können auch wir den Herrn bitten, uns die Gnade der Tränen zu schenken. Das ist eine große und schöne Gnade: zu weinen vor Freude und dem, was gut ist, aus Trauer zu weinen und wegen der eigenen Sünden. Tränen bereiten uns darauf vor, Jesus zu schauen. Und für das Zeugnis mit unserem Leben gibt uns der Herr die Gnade, uns allen. Leben wir so ein Leben, ein christliches Leben, weil wir den Herrn gesehen haben.
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