Ein Polizist macht abends Dienst vor einem Gasthaus. Als sich die Tür öffnet und ein Mann heraustorkelt, richtet der Gesetzeshüter seine Aufmerksamkeit auf ihn. Dieser steigt in sein Auto, öffnet die Türen und legt sich in das Auto. Er schreckt auf, schaltet die Scheibenwischer ein, fährt dann einen halben Meter nach vor, hupt und legt sich dann wieder hin. Inzwischen verlassen andere Gäste das Lokal und fahren weg. Aber schon bald springt der Mann wieder auf, schaltet die Blinker ein, fährt wieder ein paar Meter. Wieder verlassen andere Gäste das Lokal und fahren mit ihren Autos weg. Aber diese beachtet der Polizist nicht.
Grinsend schaut er dem Spektakel des Betrunkenen zu, in der Vorfreude, nun bald einen Gesetzesbrecher dingfest machen zu können. Und tatsächlich fährt dieser im Schritttempo und in Schlangenlinien auf die Straße. Der Polizist setzt sich in sein Auto und fährt dem Betrunkenen nach. Mit Blaulicht überholt er das Auto des Betrunkenen und stoppt es. Sofort leitet er einen Alkoholtest ein, aber zur großen Überraschung des Polizisten ist dieser negativ. Nun fordert der Polizist den Mann auf, zum Posten mitzukommen, um einen nochmaligen Test zu machen, mit seinem Gerät könne etwas nicht stimmen. Der scheinbar Betrunkene sagt nur: „Auch da wird das gleiche Ergebnis herauskommen, denn heute war ich dran mit dem Lockvogel-Spielen, damit alle anderen betrunken wegfahren konnten.“
Wir richten unsere Aufmerksamkeit oft auf einen Punkt, den wir für wichtig halten und für den es Anzeichen gibt, er könnte unseren Erwartungen entsprechen. Die damit verbundene Konzentration auf dieses eine Ereignis lässt uns all das andere, das vielleicht wirklich wichtig und beachtenswert ist, übersehen und ausklammern.
Gerade angesichts der jetzigen Urlaubszeit sollten wir uns die Frage stellen, ob wir uns nicht in eine falsche Richtung lenken lassen. Es gibt ja so viele Versprechungen eines erfüllten Urlaubs, so viele Angebote, die voll sind mit Aufforderungen, das und jenes tun zu müssen, damit man von einem schönen Urlaub sprechen kann. Diese Angebote gehen meist in die Richtung „mehr, höher, weiter“. Und sie sind verführerisch. Die vielleicht wirklich wichtigen Dinge geraten dadurch oft außer Blickweite. Viele der Angebote lenken uns ab von dem, was uns wirklich gut tun könnte.
Wir gleichen oft jenen Menschen aus dem Gleichnis vom Sämann, bei denen sich der gute Samen nicht durchsetzen kann, weil er vom vielen Unkraut erstickt wird. Es braucht Aufmerksamkeit, damit eine vielleicht kleine, aber gute Idee Boden zum Wachsen gewinnen kann.
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