Ein ehrgeiziger Mann kam zu einem Weisen und beklagte sich, dass all seine gute Einfälle und all seine Bemühungen am Ende doch nichts nutzten. Nie könne er sein Ziel erreichen. Da gab der Weise zu bedenken: „Was heißt: am Ende? Ist es nicht eher das Ende deiner Geduld, das dich am Erfolg deiner Bemühungen hindert?“
Das illustrierte er mit folgender Geschichte: An einem düsteren Frühlingstag kroch die Schnecke auf den Stamm eines hohen Kirschbaums. Sie wollte einmal etwas Besseres haben als das Frühgemüse. Mühsam, im Schneckentempo begann sie den Stamm emporzuklettern.
Die Spatzen in der Baumkrone bogen sich vor Lachen über die Schnecke, denn der Baum hatte eben erst geblüht, und die Schnecke mühte sich ihres Erachtens sinnlos ab. Ein Vogel flog zu Schnecke am Baumstamm und fragte sie voll Mitleid: „Was willst du denn hier? Siehst du nicht, dass der Baum noch gar keine Früchte trägt?“ Da antwortete die Schnecke: „Wohl weiß ich das, aber bis ich oben bin, wird es welche geben.“ Und sie kroch beharrlich weiter.
Wir sind heute oft ungeduldig. Alles muss schnell erreicht werden. Gewohnt, schnell die Erfüllung seiner Bedürfnisse erleben zu können, fehlen vielen Geduld und Ausdauer, etwas zum Ende zu führen. So erleben sie auch nicht, dass ihre Pläne am Ende Erfolg haben. Denn soweit kommt es nicht. Das erleben wir ja in der heutigen Situation der Pandemie: Menschen sehen nicht den Erfolg ihrer Handlungen, weil sie jetzt schon glauben, es müsste alles zu Ende sein.
Wir brauchen einen langen Atem, und wir dürfen das Ziel nicht aus den Augen verlieren, weil wir es noch nicht erreicht haben. Es ist ein langer Weg, der vor uns liegt, sodass wir im Blick auf den beschwerlichen Weg nur zu leicht vergessen könnten, dass das Ziel vor uns ist. Das Jahr hat erst angefangen, da kann nicht schon alles erreicht sein. Das gilt für Corona, das gilt aber auch für unseren Glaubensweg. Es ist nicht das Machtwort, das das Ziel erreicht, sondern die langsame und beharrliche Liebe. Gott, der die Macht hat, ist uns Stütze, dass wir aushalten, den Kurs auf das Ziel hin zu halten.
Wenn es um die Zukunft geht, ist die Zukunft oft am meisten ausgeblendet, weil wir nur auf das Gegenwärtige schauen und uns dadurch entmutigen lassen. Aber die köstlichen Kirschen als Ziel, könnten sie nicht Anstoß dazu sein weiter zu klettern, auch wenn es nur im Schneckentempo sein sollte. Gott möge uns den langen Atem dazu geben.