Auf einem Empfang kommt die Gastgeberin mit einem jungen Mann ins Gespräch. Auf die Frage, was er denn so mache, gibt er zur Antwort, dass er Fallschirmspringer sei. Die Dame ist beeindruckt, doch auch besorgt, dass dies wohl sehr gefährlich sei. Manchmal sei es schon brenzlig, gibt der Mann zu bedenken. Nun ersucht die Gastgeberin den Mann, ihr von seiner schrecklichsten Erfahrung zu erzählen.
Der Mann antwortet ohne zu zögern: „Das war damals, als ich mit dem Fallschirm auf einer Rasenfläche landete und mir ein Schild in die Augen sprang: Rasen betreten verboten!“
Das Ziel ist erreicht, und dann kommt die Erkenntnis, dass der Fallschirmspringer hier nicht hätte landen dürfen. Natürlich werden wir sagen, dass das Verbot des Betretens des Rasens angesichts der glücklichen Landung etwas ist, das man vernachlässigen kann. Wenn es nichts Schlimmeres ist, dann hat er wirklich allen Grund, sich glücklich zu schätzen, werden sich viele denken. Und das soll die schrecklichste Erfahrung sein?
In der Tat ist es sehr oft nicht die Gefahr, die von einer Tätigkeit ausgeht, die man als das Schlimmste empfindet. Ein drohender Absturz, da hat man eingeübte Muster, um ihn möglichst zu verhindern. Auch für das Landen in unwegsamem Gelände hat man Strategien entwickelt. Das hat man in der Hand, oft geübt, und es wird so oft nicht als Gefahr empfunden – und im Letzten kann man dann doch nichts dagegen tun.
Die größte Enttäuschung dürfte aber wohl darin liegen, sich am Ziel zu glauben und dann zu merken, dass man am Ziel nicht bleiben kann. Darauf sind wir nicht vorbereitet. Auch wenn das Schild „Rasen betreten verboten“ nicht wesentlich zu sein scheint, es bedeutet aber doch, dass das erreichte Ziel nur ein Durchgangsstadium ist.
Geht es nicht auch den Jüngern im Evangelium so? Sie sind mit Jesus den Berg emporgestiegen. Sie wähnen sich am Ziel. Dazu kommt: Jeus zeigt sich als der Verklärte, alles scheint in Bezug auf Jesu Sendung erreicht und klar zu sein. Mission erfüllt! Verständlich, dass sie da bleiben wollen, Hütten errichten, das Ziel genießen.
Aber: Bleiben verboten! Jesus und die Jünger müssen zurück in das Tal. Sie müssen auf dem Weg bleiben, der erst zum wirklichen Ziel führt. Das ist der Weg des Leidens und des Mitgehens mit den Menschen in ihren Tiefen. Es würde sich gut anfühlen, hier zu bleiben, aber das wirkliche Ziel kann erst erreicht werden, wenn der Weg zurück ins Tal zu den Menschen genommen wird.