Ein Pfarrer will sich ein Pferd kaufen. Der Pferdehändler empfiehlt wärmstens ein Pferd mit der Begründung: „Bei >Gott sei Dank< rennt es los und bei >Amen< bleibt es stehen.“
Der Gottesmann erwirbt das Pferd und reitet reitet los. Nach einiger Zeit merkt er, dass sein Pferd geradezu auf einen Abhang zuläuft. Vor Schreck kann er sich nicht mehr an das Wort erinnern, mit dem er das Pferd anhalten kann. Also betet er und beschließt das Gebet mit „Amen!“
Das Pferd bleibt wie angewurzelt unmittelbar vor dem Abhang stehen. Daraufhin seufzt der Pfarrer erleichtert: „Gott sei Dank!“
Viele haben ein magisches Verständnis des Gebets: Gott soll auf Zuruf reagieren, eine Formel bringt die Erfüllung, man muss nur darauf bedacht sein, die Formel richtig anzuwenden. Bei dieser Form des Gebets ertappen sich immer wieder auch Menschen, die vorgeben, nichts von Gott zu brauchen, weil sie doch selbst alles schaffen können.
Das sind Menschen, für die das Wort aus dem Evangelium des Sonntags eine Zumutung darstellt: „Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht, denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“
Der heutige Mensch ist ja geprägt von einem Denken in Machbarkeit; alles ist ihm möglich, wie er glaubt. Ohne Gott sollen wir nichts vollbringen können? Im Gegenteil, wir brauchen Gott nicht, wir sind ja doch auch so stark genug. Wie war auf einem Graffiti an einer Hauswand zu lesen, geschrieben von einem offenbar sehr Selbstbewussten: „Gott ist groß, der Mensch ist klein, ich muss da wohl dazwischen sein.“
Jesus verwendet im Evangelium das Bild vom Weinstock und den Reben. Die Rebe kann aus sich heraus keine Frucht bringen, nur in Verbindung mit dem Weinstock. Das Gebet ist ein Mittel zur Herstellung dieser Verbindung.
Der Mensch kann sehr viel, aber zum Vollbringen braucht er den Bezug zum Ganzen, der Gott ist, der den Menschen kennt und in dem der Mensch sich selbst kennenlernen kann. „Wenn unser Herz uns auch verurteilt, Gott ist größer als unser Herz, und er weiß alles.“ So heißt es in der Lesung vom Sonntag.
„Geben wir die einfachen Gebete, die wir als Kinder in unseren Familien gelernt haben und im Gedächtnis und im Herzen bewahren, nicht auf. Sie sind ein sicherer Zugang zum Herzen des himmlischen Vaters.“
So eine Nachricht auf Twitter von Papst Franziskus vom 21. April dieses Jahres. Das könnte ein erster Schritt sein zu einer Verbindung, die Leben schafft, jenseits magischen Erfüllungszwangs, aber in tiefem Vertrauen.