Einige Tage vor der Operation habe ich große Angst gehabt, nicht „positiv“ zu sein, denn sonst müsste ich noch lange auf einen neuen Termin warten. Mein ganzes Leben lang war ich positiv, und nun welch Wunder, heute ist es nicht gut „positiv“ zu sein. Wie sich doch die Wortbedeutung ändert, was für eine Überraschung. Die Leute sagen, dass zwei Gefühle die Welt bewegen: Angst und Liebe. Alles andere sind nur Variationen zu diesem Thema.
Wir alle spüren eine bestimmte Angst und wollen keine Diagnose „positiv“. Angst ist nicht gut, das wissen wir beide: du und ich. Auch die Psychologen sagen, dass sie die Abwehrkräfte schwächt. Es ist nicht leicht aus der Angst in Liebe hinüberzugehen. Aber es gibt einen Weg vom Zweifel zur Möglichkeit, dass etwas Gutes kommt. Wenn die Leute die Diagnose unserer Krankheit hören, geben sie uns Zeit und auf einmal bist Du allein ohne Termine und Verpflichtungen. Am Anfang ist das ein Schock. Aber dann fühlt der Mensch, dass das auch gut ist. Vieles wird unwichtig.
Alle meine Sorgen und die Unruhe haben den Fokus geändert.
Als man mich kurz vor der Operation in den Operationssaal gebracht und auf die Operation vorbereitet hat, habe ich nicht mehr die Menschen um mich herum gesehen, sondern nur mehr meine Seele und die Möglichkeit, dass ich nicht mehr aufwache. In diesem Augenblick hilft kein Wissen mehr und auch keine Theologie - nur der Glaube und das Gebet.
Der Mensch, der beten kann, der Mensch, der von Glauben erfüllt ist, kann sich leichter der Unsicherheit und dem Unbekannten überlassen. Er wird positiv gegenüber sich selbst und positiv gegenüber seiner Seele. Er fürchtet sich nicht. Die Welt und das Leben um sich herum wird mit anderen Augen gesehen. Der Mensch wird mit neuer Freude erfüllt, denn er weiß, wohin und zu wem er geht. Dennoch: Dem Herrn hat es gefallen, mich auch heute noch weiter hier zu belassen.
Nach der Operation bin ich wieder aufgewacht, aber in Schmerzen und Sorgen.
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