Der Bischof kommt ins Kloster und fragt einen Ordensmann, was er den ganzen Tag tut. Der Geistliche antwortet: “Herr Bischof, ich habe soviel Arbeit, dass ich nicht weiss, wo ich anfangen soll. Meine beiden Vögel fliegen den ganzen Tag herum, ich weiß auch gar nicht wohin, und sie möchten alles sehen. Große Sorge bereiten mir die Schweine, die ich jeden Tag hüte. Das größte Problem für mich ist aber die Schlange, die immer aus dem Loch heraus will, und ich fürchte, dass sie jemanden beißt. Jeden Tag versuche ich auch den Esel zu überreden, dass er etwas arbeiten soll, und das ist auch so mühsam. Und auch mein Hund bellt so viel, dass sich die Leute fürchten, in das Kloster zu kommen.”
Der Bischof wundert sich und kann es nicht glauben, dass es so viele Tiere im Kloster gibt. Und dann erklärt ihm der Priester: “Herr Bischof, alle diese Tiere sind in mir. Die Vögel sind meine Augen, die alles sehen möchten, die Schweine meine Gedanken, die nicht immer gut sind, die Schlange ist meine Zunge, die ich nur schwer kontrollieren kann, der Esel das bin ich selbst, und der Hund ist meine Natur und mein Temperament. Sie sehen also, wieviel Arbeit ich jeden Tag mit mir selbst habe.”
Gerade deshalb brauchen auch wir Priester Zeit, um unseren Geist zu prüfen, sich selbst kennenzulernen und zu einem realistischen und objektiven Bild von uns selbst zu kommen. Kommende Woche wollen wir, alle kroatischen Priester, Exerzitien machen, die Kardinal Vinko Puljić aus Sarajewo leiten wird. Wir alle sind das, was wir in den Augen Gottes sind, und nicht das, was wir in unseren Augen sind. Im Gebet und in der Reflexion will ich mich selbst verstehen und aufs Neue meinen Frieden finden. Ich möchte mich zum Guten ändern und anders zu denken beginnen.
Damit ich anderen helfen kann, muss ich meinen Geist und meine Seele erneuern. Möge uns, alle kroatischen Priester, bei der geistlichen Erneuerung kommende Woche auch die Gnade Gottes begleiten!
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