Der Kölner Dom ist eines der größten Bauwerke im gotischen Stil. 1248 wurde der Grundstein für dieses Gebäude gelegt, erst 1880 wurde der großartige Dom vollendet. Obwohl im 13. Jahrhundert die Baumeister noch nicht vorhersehen konnten, wie lange der Bau dauern würde, sie haben ihn begonnen. Sie hatten natürlich Vorstellungen, wie das Gebäude ausschauen sollte, ob die Pläne auch ausführbar sein würden, das wussten sie nicht. Die Idee war aber da und die Bereitschaft, geduldig daran zu arbeiten. Dabei mussten sich die Menschen damals darauf verlassen, dass die nachkommenden Generationen die Idee aufnehmen und sie fortführen würden. Und sie taten dies. Und noch mehr: Wegen seiner ausgewogenen und einheitlichen Form wird er von manchen als vollkommener Dom bezeichnet.
Vieles kann im jeweiligen Zeitpunkt nur angedacht werden, und es erfordert viel Geduld, einen langen Atem, das Begonnene zu Ende zu führen. Von Katharina von Siena stammt das Wort: „Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.“ Das Durchhalten fällt aber oft sehr schwer, die Spannung auf das Ziel hin kann oft nicht aufrechterhalten werden. So ging es offensichtlich auch den Christen in der Frühzeit. Sie erwarteten den Herrn, der bald kommen sollte, er kam aber nicht so, wie sie es sich vorstellten. Für so manchen bedeutete das ein Aufgeben der Hoffnung auf den, der da kommen soll.
Warten und erwarten, das ist nicht leicht, vor allem auch, wenn etwas der Vollendung harrt. Der große Künstler Michelangelo signierte seine Pietà mit dem lateinischen Wort „faciebat“, was so viel bedeutet wie „versuchte fertigzustellen“, um darauf hinzuweisen, dass das Werk noch nicht vollendet ist. Auch die Vollendung in der Wiederkunft steht trotz aller Nähe aus. Und es liegt auch nicht an uns, den Herrn, der da wiederkommen soll, herbeizuzwingen. Es ist vielmehr unsere Aufgabe zu warten. Die schon genannte Katharina sagte auch: „Geduld ist das Vertrauen, dass alles dann passiert, wenn die Zeit reif dafür ist.“ Dieses Vertrauen zu haben, das ist aber nicht immer leicht. So wird manches getan, bevor die Zeit reif ist, und ist dann nicht erfüllend.
Manche beten: „Herr, gib mir Geduld! Aber schnell!“ Oder es heißt: „Als die Geduld verteilt wurde, stand ich gerade hupend im Stau.“ Man braucht aber Geduld, die nicht die Hände in den Schoß legt, sondern das Warten mit gezielten Schritten der Umsetzung füllt. Ein französisches Sprichwort sagt: „Hab Geduld, alle Dinge sind schwierig, bevor sie leicht werden.“ Durchhalten, auch wenn es mühsam ist: Wenn die Zeit reif ist, dann wird das Werk zu Ende geführt werden.
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