Die Sonne spielt für die Zukunft unserer Erde eine wesentliche Rolle, sie ist mit Wärme und Licht Lebens- und Energiespender. Diese grundlegende Bedeutung der Sonne spiegelt sich auch in verschiedenen Religionen, in denen sie eine religiöse Verehrung genießt. In der slawischen Mythologie geschieht dies etwa in der Figur des Sonnengottes Dažbog, des Gebers alles Guten. Als wesentlicher Faktor bei der Schöpfung wie auch als ein Sinnbild für Jesus Christus, der Sonne der Gerechtigkeit, hat die Sonne auch für uns Christen einen hohen Stellenwert. Das Weihnachtsfest ist ja nicht umsonst an die Stelle des Festes des Sol Invictus, des unbesiegten Sonnengottes, getreten. Die Sonne als ein Quell des Lebens ist nach christlicher Anschauung ein von Gott gespeister Anfang allen Lebens. Sie ist nicht selbst Gott, sie gibt nach christlicher Lehre das in Gott gelegene Gute weiter.
Um dies zu erkennen, braucht es aber einen Blick hinter die Dinge. Wir haben es verlernt, hinter die Dinge zu blicken, hinter das, was unmittelbar nützlich ist. So hat schon Leo Tolstoi darauf hingewiesen, dass der moderne Mensch, wenn er durch den Wald geht, nichts als mögliches Brennholz sieht. Mit der Betonung dessen, was man unmittelbar verwerten kann, bleibt der Blick auf die tragenden Hintergründe, auf das, was das tiefere Wirkliche ist, verschlossen. In Bezug auf die Sonne sehen wir in der Folge oft nur das, was wir aus ihr gewinnen können. Wir wollen die Sonne als Energie- und Wärmequelle beherrschen, werden aber von dem weggeführt, was der Schöpfer in sie als Auftrag für uns gelegt hat, nämlich den Schutz der Erde. Um mit den Herausforderungen fertig zu werden, ist es wichtig, nicht nur einen für uns nützlichen Punkt zu sehen, sondern auch das, was dahintersteckt.
Das muss auch Josef im Evangelium zum 4. Adventsonntag lernen. Die Wirklichkeit ist nicht nur das unmittelbar Sichtbare. Im Traum erfolgt für Josef die Hinführung auf das, was hinter den sichtbaren Tatsachen steht. Das Kind Mariens ist der Immanuel, der Gott mit uns. Die Jungfrau bringt das Kind zur Welt, ein Zeichen für den Neuanfang, den Gott setzt.
Der Advent ist als eine Zeit das Wartens auch eine Aufforderung an uns, hinter die Dinge zu schauen. Erst wenn wir dies lernen, wenn wir etwa in der Sonne nicht nur das Verwertbare, sondern auch die Beziehung zum Schöpfer sehen, werden wir die Herausforderungen bewältigen können. Der Blick in das Dahinter führt uns zum Wesentlichen, zur Krippe, zum Mensch gewordenen Gott.
Foto: Pixabay