Anmerkungen zur Begrüßungsansprache in Györ
Die 70. Arbeiterwallfahrt der Diözese Eisenstadt ist etwas besonderes und sie führt uns in diesem Jahr zu besonderen Orten und Zielen.
Übrigens, diese Wallfahrt ist älter als die Diözese, sie ist aus der Diözese aber nicht wegzudenken.
Sie ist ein Spiegelbild der Menschen unseres Burgenlandes, ein gutes Stück westungarischer Tradition, ein Aufbrechen, ein Sich-auf- dem-Weg-machen, in dem immer alle Platz gefunden haben und finden: Deutschsprechende, Kroaten und Ungarn, ältere und jüngere Menschen, vor allem jene, die voll in die Herausforderungen des Lebens eingespannt waren und sind, oft auch jene, die an keine weiten Urlaubsreisen denken konnten.
Arbeiterwallfahrt wird sie genannt, sie ist aber zugleich weniger und mehr.
Weniger ist sie, weil sie ihrer Bezeichnung nicht wirklich entspricht. Das klassische Profil von Arbeiterinnen und Arbeitern gibt es bei dieser Wallfahrt schon lange nicht mehr, vielleicht hat es dieses Profil in der Engführung „Arbeiterwallfahrt“ auch nie gegeben. Und sie ist zugleich viel mehr als eine Arbeiterwallfahrt: sie ist und bleibt eine Wallfahrt von arbeitenden Menschen, von Frauen und Männern, die ihr Leben von der Arbeit her – und nicht von der Freizeitbeschäftigung oder vom Vergnügen her definieren – sie war und ist eine Wallfahrt von Menschen, die sich für andere Menschen aufreiben, die sich verschwenden und ihren ganzen Einsatz tun.
Auch heute noch gibt es bei uns mehr Pendler als wahrscheinlich anderswo in Österreich. Das ist keine Schande und kein Armutszeugnis. Wien ohne uns Burgenländer wäre schon längst verarmt, unser Know How, unser Einsatz, unser Fleiß wird überall geschätzt. Handwerker, Firmen, Lehrer, Ärzte, Akademiker – sie alle sind gefragt und begehrt und nicht wenige Leitungsfunktionen in Österreich liegen in den guten Händen von uns Burgenländern.
Pendeln ist heute keine Zumutung oder Überforderung, auch nicht mit Negativem behaftet. Auch wir würden verarmen und unsere Infrastruktur würde weitgehend zusammenbrechen, wenn nicht die tausenden Frauen und Männer tagtäglich in unser Burgenland einpendeln und österreichweit auspendeln würden. Dafür sind wir dankbar – das sage ich ganz bewusst hier in Györ, dieser alten Bischofsstadt, die für uns, weit über die Belange der Diözese hinaus, große Bedeutung hat und uns mit dem alten Ungarn verbindet. Ältere unter uns wissen um diese Verbundenheit: Györ/Raab und Szombathely/Steinamanger sind unsere Wurzeln, die Hauptstädte und Umschlagplätze unseres Lebens durch viele Jahrhunderte. Manche von uns sind noch in den Taufbüchern eingetragen, die hier in Györ in den Pfarrarchiven aufbewahrt sind, und nicht nur Archivare sind es, die beruflich keine Trennlinien ziehen dürfen.
Die Grenzen, die wir dieses Jahr mit unserer Arbeiterwallfahrt überschreiten, sind zwar Staatsgrenzen, aber keine Grenzen zwischen den Menschen, keine kulturellen und keine ethnischen Grenzen. Der hl. Martin, auch unser Landes- und Diözesanpatron, der hl. König Stephan von Ungarn, der hl. Laszlo verbinden uns, und vor allem die Gottesmutter Maria, verehrt in vielen Kirchen, in viele Herzen der Menschen tief eingeschrieben, Maria, die wir auch hier im Dom von Györ im Gnadenbild der tränenreichen Jungfrau verehren und bei uns in Frauenkirchen oder Eisenstadt/Oberberg, das sind gemeinsame Heimatorte für uns alle.
Kunst und Kultur ziehen keine Grenzen, das zeigen eindrucksvoll auch die Malereien und Fresken vom bekannten österreichischen Barockmaler Franz Anton Maulbertsch hier in dieser restaurieren und renovierten Kathedrale.
Was Kirche ist und sein soll, das zeigt auch diese unsere gemeinsame Wallfahrt: Pilgerndes Gottesvolk auf dem Weg. Die Wege sind vielfältig, verschieden, oft auch schwierig, aber es macht Sinn, sie zu gehen und sie zu beschreiten.
Nur wer hoffnungslos und ohne Vertrauen ist, bricht nicht auf, sondern bleibt stehen. Wer glaubt, wagt Wege im Vertrauen, dass Er der Weg, das Leben und die Wahrheit ist.
Wer glaubt, ist nie allein!
In diesen Tagen bricht die Kirche auf, die weltweite Synode ist ein großer Sprung nach vorne, aber auch ins Heute. Beten und bitten wir für alle Synodalen, dass Gottes Geist das Hören und Nachdenken begleite und beten wir um den Mut, Kirche zu sein in einer gottmüden Zeit.
Aus dieser Wallfahrt kann viel Gutes wachsen für uns, unsere Diözesen, für unsere Kirche, für unsere Gesellschaft, für ein geeintes Europa.
Möge auch diese Wallfahrt weiterhin wachsen, die nächsten dreißig Jahre und über die 70. und 100. Wallfahrt hinaus, denn das Gute ist nie veraltet, sondern immer gefragt und modern.
Ich danke Ihnen allen, besonders all jenen, die eigentlich schon immer mitgekommen sind, ich danke unserem Bischof Ägidius für die Wegbegleitung, ich danke Bischof Andras Veres für seine Gastfreundschaft und seine Verbundenheit, ich danke den Organisatoren dieser Wallfahrt, all jenen, die sie uns ermöglicht haben und ich danke vor allem diesem Gott Jesu Christi, der immer mit uns geht und immer auf der Seite der Menschen ist.
Am 7. und 8. Oktober wird Bischof Dr. Ägidius Zsifkovics die diesjährige 70. Arbeiterwallfahrt leiten. Ziele sind Bratislava, Györ und Pannonhalma.
Am Samstag, dem 7. Oktober, findet um 10.30 Uhr die hl. Messe in der Domkirche in Bratislava statt und am Haus des ersten Bischofs von Eisenstadt, DDr. Stefan László wird eine Gedenktafel anlässlich seines 110. Geburtstages (25. Februar) enthüllt.
Um 20.00 Uhr Andacht in der Kathedrale in Györ, die von den Bischöfen András Veres und Ägidius Zsifkovics geleitet wird, anschließend Lichterprozession.
Am Sonntag, 8. Oktober, um 8.15 Uhr Messfeier in der Kirche der Abtei Pannonhalma welche vom Bischof von Eisenstadt Ägidius Zsifkovics und Erzabt Cirill Hortobágyi OSB gefeiert wird. Danach können die Gläubigen die Abtei besichtigen.
Foto: Diözese Eisenstadt