Im Zuge der traditionellen Festakademie am burgenländischen Landesfeiertag und Fest des Diözesanpatrons Martin von Tours sind heute im Martinsdom Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Medizin und Rechtswesen mit dem St. Martinsorden ausgezeichnet worden.
Den Martinsorden in Gold erhielten Primarius Lothar Fuith, Grünen-Landessprecherin a.D. Regina Petrik und Wirtschaftskammerpräsident a.D. Peter Nemeth. Zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden sollen die Ehrungen für Landesholding-Direktor Hans Peter Rucker, Rechtsanwalt Werner Dax und Landtagspräsidentin a.D. Verena Dunst (SPÖ), weil die Genannten aus Termingründen nicht kommen konnten.
Univ.-Prof. Primarius Dr. Lothar Fuith
Primarius Fuith steht Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics seit vielen Jahren in Fragen der Medizinethik sowie in speziellen Fragen, die seiner Expertise bedürfen, mit Rat und Tat zur Seite. Er hat den Ruf als "herausragender Arzt und Wissenschaftler" sowie "leidenschaftlicher Christ" und "Verfechter von Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit", wurde betont. Fuith engagiert sich im Kuratorium der Caritas der Diözese Eisenstadt, und seinem großen persönlichen Engagement sei auch zu verdanken, dass vor etlichen Jahren aus Indien Ordensfrauen – die "Charity Sisters" – als Krankenschwestern an das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder nach Eisenstadt gekommen sind und dort auch ein Konvent errichtet werden konnte. Diese Schwestern prägen seitdem maßgeblich die Atmosphäre im Krankenhaus.
LAbg. Klubobfrau Mag. Regina Petrik
Die Grünen-Politikerin Regina Petrik beeindruckt das Martinsorden-Kuratorium als Persönlichkeit mit "aufrichtiger Empathie und einem echten Interesse am Wohl der Gemeinschaft". Sie habe sich über viele Jahre hinweg als Landtagsabgeordnete und Klubobfrau verdient gemacht. Petrik entstammt einem kirchlichen Elternhaus, und ihr Glaube hat sie von Jugend an geprägt. Sie war aktiv in der Katholischen Jungschar tätig, als Vizepräsidentin der Katholischen Aktion setzte sie sich für soziale Gerechtigkeit und Nächstenliebe ein. Sie ist auch in ihrer Wohnpfarre aktiv. Petrik verstehe es, "Brücken zu bauen und die verschiedenen Interessen und Bedürfnisse der Menschen in Einklang zu bringen. Sie hat bewiesen, dass es möglich ist, politische Verantwortung mit Menschlichkeit und Mitgefühl zu verbinden", hieß es bei der Feier im Dom.
Ing. Peter Nemeth
Peter Nemeth wurde für sein Engagement für die Betriebe im Burgenland geehrt, aber auch für sein Wirken als Bürgermeister. Er habe dazu beigetragen, die Wirtschaft zu stärken, Arbeitsplätze zu schaffen und die Lebensqualität der Menschen im Burgenland zu verbessern. In seiner Zeit als Eisenstädter Bürgermeister habe er die Zusammenarbeit mit der Diözese und der Dompfarre gefördert und so die gute Verbindung zum Wohl der Menschen in der Landeshauptstadt gefestigt.
Erzbischof Nemet: Unglaublich große Verschiedenheit der Kirche
Bei der vorangegangenen Festakademie berichtete der Belgrader Erzbischof Ladislav Német – er ist Ehrengast des diesjährigen Martinsfestes und war Zelebrant des Festgottesdienstes am Vormittag – von der Weltsynode, die im Oktober in Rom stattgefunden hatte. Dabei sei die unglaublich große Vielfalt und Verschiedenheit der Katholischen Weltkirche zutage getreten. In den Beratungen habe sich gezeigt, dass es eigentlich nur in der Glaubenslehre und bei den Sakramenten Einigkeit gebe, "aber sonst eigentlich nirgends".
Die versammelten Bischöfe, Ordensleute und Laien hätten sich für eine Aufwertung der Kontinentalsynoden und mehr Freiheit für die Bischofskonferenzen ausgesprochen. Erzbischöfe und Metropoliten sollten Diözesanbischöfe visitieren können, denn heute sei jeder Bischof "ein Papst in seiner Diözese".
Die Forderungen aus dem deutschsprachigen Raum hingegen dürften nicht in dem Maß erfüllt werden, wie dies erwartet werde. Denn vieles davon sei "auf anderen Kontinenten kein Thema".
Als Beispiel nannte der Belgrader Erzbischof die Weihe von Frauen zu Diakoninnen. Afrikanische Bischöfe seien über den Vorschlag "total erstaunt" gewesen: "Die Frauen wollen das nicht." Die Rolle der Frau in der Kirche sei dort vielfach auf Arbeiten im Pfarrhaushalt beschränkt.
Nemet sieht hier und bei anderen Themen die Ursache in völlig unterschiedlichen kulturellen, soziologischen und geschichtlichen Entwicklungen. Das betreffe etwa auch Rechtssicherheit, Schutz vor Gewalt und vor Missbrauch. Hohe Standards fänden sich in europäischen und nordamerikanischen Ländern, aber sonst sehe es nicht so gut aus.
Bischöfe aus Afrika hätten bei der Synode betont, dass bei ihnen die Korruption und die Familiensituation die größten Probleme seien. "70 Prozent der Ehen sind keine Ehen in unserem Sinne. Das betrifft auch Katholiken", so der Erzbischof. Es brauche viel Geduld, um die Einstellungen zu ändern.
Ein großer Unterschied bestehe zwischen Ländern wie Deutschland, Schweiz und Österreich gegenüber dem größten Teil der Weltkirche, was die personelle Struktur betreffe. Denn bezahlte hauptamtliche Laien wie hierzulande seien fast überall unbekannt; alles werde im Ehrenamt verrichtet.
Abschließend ging es im Podiumsgespräch von Erzbischof Nemet mit Caritasdirektorin Melanie Balaskovics um die Situation in Serbien. Dort sind die Katholiken eine Minderheit, wobei südlich der Donau überhaupt nur wenige Gemeinden existieren. Erzbischof Német nannte als großes Problem in Serbien die Gewaltverherrlichung in den Medien und die große Zahl an privaten Waffen. Folge davon seien jüngst mehrere Morde bzw. Massaker gewesen, wobei eines davon von einem 13jährigen Schüler verübt wurde.
Foto: Franz Josef Rupprecht