Die kroatischen Priester der Diözese Eisenstadt mit ihrem Bischof, Msgr. Ägidius Zsifkovics, hielten heuer ihre regelmäßigen geistlichen Exerzitien in Lovran, Kroatien, ab. Neu war in diesem Jahr, dass diese Exerzitien allen Laien unserer Diözese offenstanden, die daran teilnehmen wollten, organisiert wurden sie von der Direktorin des Kroatischen und des Ungarischen Vikariats, Dr. Kristina Glavanics, die auch daran teilnahm.
Die Exerzitien fanden von Montag, 27. November, bis Freitagmorgen, 1. Dezember, im „Domus Laurana“, dem diözesanen Haus der Begegnung der Erzdiözese Rijeka, statt. Die Exerzitien wurden von Msgr. Mario Tomljanović, Generalvikar der Erzdiözese, moderiert. Einen Vortrag hielt der Erzbischof von Rijeka, Msgr. Mate Uzinić.
Auf der Fahrt nach Lovran machten die Teilnehmer der Exerzitien eine Morgenpause in Lendava, einer kleinen Pfarre an der Grenze zwischen Ungarn und Slowenien, wo sie vom örtlichen Pfarrer Martin Dolamič-Konrad begrüßt wurden, der sie in die Geschichte der Kirche von Lendava, dieser Region und des Ordenslebens einführte. Die Priester und der Bischof hatten, nach Gebet und Gesang in der Kirche, beim Mittagessen, das vom Gastgeber und Pfarrmitgliedern bereitet wurde, die Möglichkeit, sich miteinander über wertvolle Erfahrungen aus der pastoralen Arbeit auszutauschen.
Nach Lendava war die nächste Station das malerische Dorf Krašić, dessen idyllische Umgebung mit dem Hauptplatz von der Pfarrkirche der Heiligsten Dreifaltigkeit dominiert werden - der gesamte Ort ist eigentlich ein Heiligtum, das uns an die letzten irdischen Tage eines Großen der Kirche und der Kroaten, den selige Alojzije Stepinac erinnert. Als Gastgeber erwartete den Bischof und die Priester der örtliche Pfarrer, Ivan Vučak, mit dem Dekan des Dekanates Jastrebarsko, Mons. Miroslav Lesičar, die vor der Messfeier eine kurze Einführung in die Geschichte dieses berühmten Ortes und der Kirche gaben. Die Messfeier wurde vom em. Bischof von Varaždin, Msgr. Josip Mrzljak geleitet, in Konzelebration mit unserem Bischof Ägidius und den Priestern. In der Predigt sprach er über das Lebenszeugnis, das der selige Alojzije Stepinac in der Gefangenschaft gab, sein heldenhaftes Auftreten, seine große Demut, aber auch die inspirierenden Reden, die er oft in der Kirche hielt. Der Pfarrer lud die Teilnehmer zu einem reichhaltigen Mittagessen ein, danach besuchten alle das Haus mit dem Museum des kroatischen Seligen, wo sie eine angenehme Zeit im Gebet, beim Nachdenken und im Gespräch mit den Schwestern „Dienerinnen des Kindes Jesu“ verbrachten, die in dieser Pfarre arbeiten und helfen.
Am selben Abend, nach der Ankunft im „Domus Laurana“ in Lovran, begannen die geistlichen Übungen. Das Programm der Vorträge (Impulse) gliederte sich in zwei Teile: Vormittag und Nachmittag, mit Gebet, Besinnung, Andachten und einer heiligen Messe.
Der Leiter der Exerzitien, Msgr. Mario Tomljanović konzipierte die Betrachtungen in sechs Vorträge. Der erste Vortrag war als unser Aufbruch in die Wüste gedacht, nach dem Vorbild des Aufbruchs Jesu in die Wüste, wo er Zeit mit Fasten und Gebet verbrachte. Es ist ein Ort, den wir oft besuchen sollten, damit wir uns selbst, unseren Versuchungen und unseren Bedürfnissen begegnen können, wo wir in unserem Glauben stärker werden, aber auch etwas über unsere Schwächen lernen, gegen die wir kämpfen müssen. Für Priester bedeutet diese Schwäche auch, dass sie bei ihrer Arbeit „ausbrennen“, indem sie zu viel von sich anderen geben, und keine freie Zeit für sich selbst finden.
Diese Gefahr kann überwunden werden, wenn wir lernen, dass Alleinsein bedeutet, mit anderen zusammen zu sein, dass wir uns objektiv mit der Wirklichkeit konfrontieren, welche über uns selbst spricht (ohne Schmeichelei) und vor allem zu verstehen, dass wir nicht das Wichtigste für uns selbst sind, sondern, dass wir unsere alltäglichen Probleme Jesus in die Hände legen und rufen: „Jesus, denk du.“ Er warnte davor, die Spiritualität nicht für unsere selbstsüchtigen Bedürfnisse zu verwenden, sondern sie nach dem jesuitischen Prinzip aufzubauen und zu gestalten, das besagt, mindestens 30 Minuten am Tag mit dem Herrn in Meditation zu verbringen. An der Schwelle des Advents, der nach der Interpretation von Msgr. Tomljanović, zuallererst von der Zukunft spricht, sollten wir ihn so leben, dass wir spirituelle Früchte ernten, indem wir zur Weihnachtszeit das Jesuskind feiern. Am Ende des ersten Vortages forderte er die Anwesenden auf, sich in die Einsamkeit zurückzuziehen und bis zum nächsten Impuls über ihre Wüste nachzudenken.
Der zweite Vortrag befasste sich mit der Perspektive des Lebens nach der Wüste - sein Hauptmerkmal ist das Gespräch als Grundlage der Kommunikation mit den Menschen. Der Vortragende betonte, dass wir Ereignisse nicht nur aus einem Blickwinkel betrachten und darüber nachdenken sollten, sondern wir sollten ein Teil davon sein. Er verglich dies mit einem Samenkorn, das in der Wüste gesät wird, und der Boden gerade die Demut ist, die am fruchtbarsten sei, weil wir nur in dieser Beziehung zu Gott den richtigen Weg zum Bruder Mensch sehen. Communio - Gemeinschaft bedeutet, den anderen vor sich zu haben, aber andere zu suchen, ohne sich selbst zu kennen, ist der falsche Weg. Meditation ist eine der Möglichkeiten, uns selbst in der Kommunikation mit unserem Schöpfer kennenzulernen und unsere „priesterliche Identität“, unser „Wer bin ich“ in Bezug auf uns selbst, andere und die Gemeinschaft zu entdecken. „Menschen der Hoffnung“ ist nach der Interpretation von Msgr. Tomljanović der Name der Priester und die Tatsache, was wir im Laufe unseres Lebens nicht verändern konnten, sollte uns nicht verzweifeln lassen, es liegt an uns, einen Samen der Hoffnung zu säen, der aufgehen wird. Die Grundlage der Beziehung zu Gott ist die Grundlage der Begegnung mit dem Menschen.
Der dritte Vortrag war eine Betrachtung der Heiligste Dreifaltigkeit als ekklesiologische Grundlage für die Bedeutung der Kommunikation über die Liebe. Er verglich es mit dem Dienst eines Bischofs, der seinen Presbytern (Priestern) in Liebe vorsteht. Liebe ist immer Beziehung, und wir Priester sollen die Liebe als Generator und nicht als Hindernisse auf dem Weg zur Spiritualität sehen. Er betonte, dass der priesterliche Zölibat keine Art von Behinderung, sondern ein Vorteil sei, weil wir alle akzeptieren müssen. Denn der Priester ist wie ein Bruder unter Brüdern und Schwestern damit er geistlich helfen kann, um Teil dieser menschlichen Gemeinschaft und Einheit zu sein, ohne geistliche Arroganz, welche den Glauben, aber auch das Evangelium und Jesus selbst privatisiert, der allen gehört - die Priester sind aber verpflichtet, auf diese Weise Hilfe und Notwendigkeit zu sein. Der Vortragende forderte alle Priester auf, sich an ihre Berufung zum Priestertum, an diesen Augenblick zu erinnern, als sie beschlossen, dem Herrn zu folgen, und dieser Augenblick möge ihnen helfen, ihre Mission mit Freude zu erfüllen.
Nach dem Mittagessen am dritten Tag der geistlichen Exerzitien erfolgte ein Besuch des Marienheiligtums in Trsat, und die Teilnehmer wurden von den Franziskanerbrüdern über die Geschichte dieser Stätte informiert, die sich bereits sechs Jahrhunderte um den ursprünglichen Ort des Hauses von Nazareth kümmern, welches im Jahr 1219 auf wundersame Weise nach Trsat kam; dieser Ort wird auch das kroatische Nazareth genannt. Nur wenige Jahre später, fand das Haus erneut auf wundersame Weise seinen festen Platz in der Nähe von Ancona, dem heutigen Heiligtum von Loreto. In der Kirche in Trsat blieb ein herrlicher Altarraum als Erinnerung an die Stelle des Hauses. Im Jahr 1367 schenkte Papst Urban V. dem Heiligtum die Ikone der Gottesmutter, die noch heute an gleicher Stelle verehrt wird. Nach einem Gebet und einem Gruß an die Königin der Adria, einem Rundgang durch das Museum und den Bereich des Franziskanerklosters machten sich der Bischof und die Teilnehmer auf den Weg nach Rijeka.
Sie wurden in den Räumlichkeiten des Ordinariats von Erzbischof Uzinić begrüßt, der nach einer einleitenden Begrüßungsrede und einer kurzen Geschichte der Erzdiözese den vierten geplanten Vortrag hielt, in dem er vier Kriterien hervorhob, die dauerhaft wichtig sind: Freiheit, Loslösung von materiellem Besitz, Loslösung von Vergangenheit und Tradition und Loslösung von der eigenen Familie. Der Erzbischof erläuterte diese thematischen Einheiten im Geiste und Licht des Evangeliums und insbesondere aus der Sicht der Priester und der Personen, die für die Kirche arbeiten. Freiheit bedeutet Freiheit der Akzeptanz, Jesu Wunsch, dass wir durch seine Logik der Liebe frei sind. Materielle Güter können kein Kriterium für eine geistliche Berufung sein, und die spirituelle Dimension übertrifft jedes materielle Gut, und andererseits wird nicht radikale Armut angestrebt, sondern radikale Loslösung.
Vergangenheit und Tradition standen auch im Mittelpunkt des Vortrags des Erzbischofs zum Thema Ungebundenheit, den er mit einem Bild aus dem Evangelium über Jesu Ausspruch über das Begräbnis des Verstorbenen (Mt 8,18-22) ergänzte, doch er glaubt, dass Bräuche und Traditionen nicht zwingend sind, wenn sie nicht den Zweck eines „Motors“ haben, der den Glauben bewahrt, auch wenn sie oft ein Hindernis für die authentische Nachfolge Jesu darstellen, aber das Evangelium ist immer neu. Die Loslösung von der Familie war das letzte Thema, und er vervollständigte es mit dem Bild der Beziehung Jesu zur Familie (z. B. als das Kind im Tempel verloren ging) und er selbst lädt uns in eine Weite ein, die größer ist als die Familie oder die Nation und die Nachfolge in diesem Fall sollte konkret und nicht halbherzig sein.
Nach dem Vortrag gingen die Bischöfe und Teilnehmer zur Kathedrale des Heiligen Märtyrers Vitus in Rijeka, wo sie gemeinsam die hl. Messe feierten, danach waren sie auf herzliche Einladung des Gastgebers Erzbischof Uzinić, Gast beim gemeinsamen Abendessen. Im Namen aller dankte Bischof Ägidius dem Erzbischof herzlich für seine Zeit, die uns spirituell bereichert hat, und hob insbesondere die Tatsache hervor, dass Frau Glavanics, Direktorin des Vikariats, die erste Frau war, die an den Exerzitien teilnahm, was positiv ist und signalisiert, dass sich künftig alle Interessierten, die in der Seelsorge und Kirche tätig sind, anschließen können.
Am folgenden Tag fanden als letztes der fünfte und sechste Vortrag des Leiters der Exerzitien statt. Msgr. Tomljanović befasste sich mit Fragen der Beziehungen, der Zusammenarbeit und des Friedens. Er bezeichnete die Zusammenarbeit als ein grundlegendes und nicht als Grenzthema, das durch eine persönliche Beziehung zu Jesus, wie zu einem Bruder, beobachtet werden müsse, was bedeutet, dass wir durch das Prisma dessen auch alle anderen als Brüder und Schwestern betrachten und erleben. Unterscheidung ist eine Voraussetzung für eine gute Beurteilung, insbesondere in unserem Herzen, das sich danach sehnt, wahre Nähe und damit Spiritualität zu spüren, und in diesem Fall nichts falsch machen kann. Der Vortragende riet dazu, im Leben häufiger Fragen zu stellen und nicht nur nach Antworten zu suchen, und in der Predigt den Menschen vielleicht auch einige „Hausaufgaben“ zu geben, denn die Predigten in der Kirche sind von heranwachsenden Kindern bis zum Universitätsprofessor, vom Mädchen bis zur Großmutter ausgerichtet und diese ganze Breite muss mit derselben Botschaft erfasst werden. Deshalb brauchen wir ein besonderes Gefühl, und am wichtigsten ist es Frieden zu haben, den wir in uns selbst finden müssen - für andere. Weisheit bedeutet, einen Augenblick und eine Zeit für den anderen zu finden und so dem Bruder und der Schwester Wertschätzung entgegenzubringen, aber trotzdem kein „Akkumulator“ von Negativität zu sein, denn wir kämpfen täglich mit emotionalen und spirituellen Angriffen. Wir müssen Frieden in uns selbst finden, aber wir sind nicht immun gegen Wut und Zorn, und in diesem Fall mit Frieden auf Unruhe zu reagieren.
Nach dem Vortrag bedankte sich Bischof Ägidius am letzten Abend im Namen aller Teilnehmer herzlich beim Vortragenden, Msgr. Mario Tomljanović, für seine warmherzigen und gut gewählten Worte, für die Thematik, die er für diese geistlichen Exerzitien gewählt hatte, er wünschte ihm viel Segen und Erfolg bei seiner Arbeit in der Erzdiözese Rijeka, sowie allen, die den Aufenthalt in Lovran angenehm gemacht haben, und überreichte Geschenke aus dem Burgenland. Am nächsten Morgen machten sich alle gemeinsam auf den Heimweg, erfüllt vom Heiligen Geist und dem Wort Gottes, welches sie freudig hörten und deren Früchte sie in ihrer pastoralen und seelsorglichen Arbeit in ihren Pfarren und unter ihren Gläubigen ernten werden.
Jeden Tag feierten der Bischof und die Priester die heilige Messe in der Kapelle „Domus Lauretana“, bei denen der Leiter der Exerzitien predigte, beteten täglich gemeinsam das Stundengebet, den Rosenkranz und verehrten das Allerheiligste Altarsakrament. Für die Liturgie, Musik und den Gesang sorgte Kaplan Mag. Ivan Vukčević. Charakteristisch war, dass sowohl die Liturgie als auch die Andachten in burgenländisch-kroatischer Sprache abgehalten wurden, was sowohl dem Leiter als auch Erzbischof Uzinić eine Gelegenheit bot, sich mit dieser Sprache, dem Reichtum der liturgischen Musik und den liturgischen Ausdrucksformen der Kroaten des Burgenlandes vertraut zu machen, die seit fünf Jahrhunderten ihre Religion und Sprache und dieses Erbe bewahren, dass jeden fasziniert der ihm begegnet.
Bilder: -gk-