Die Botschaft des Papstes zur Fastenzeit unter dem Titel „Durch die Wüste führt Gott uns zur Freiheit“ wurde am 1. Februar von der Pressestelle des Heiligen Stuhls verlautbart.
Wenn unser Gott sich offenbart, teilt er Freiheit mit: »Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus« (Ex 20,2). Dieser Ruf zur Freiheit ist in der Tat ein kraftvoller Ruf. Er erschöpft sich nicht in einem einzigen Ereignis, vielmehr reift er in Verlauf eines Weges, bestätigt der Heilige Vater.
So wie das Volk Israel in der Wüste immer noch Ägypten in sich trägt- es trauert nämlich oft der Vergangenheit nach und murrt gegen den Himmel und gegen Mose -, so trägt das Volk Gottes auch heute erdrückende Bindungen in sich, die es hinter sich lassen muss. Das merken wir, wenn es uns an Hoffnung fehlt und wir durch das Leben ziehen wie durch eine Einöde, ohne ein verheißenes Land, auf das wir gemeinsam zustreben können. Die Fastenzeit ist die Zeit der Gnade, in der die Wüste wieder - wie der Prophet Hose verkündet - zum Ort der ersten Liebe wird (vgl. Hos 2,16-17). Gott erzieht sein Volk, damit es aus seiner Versklavung herauskommt und den Übergang vom Tod zum Leben erfährt, sagt der Papst.
Der Auszug aus der Sklaverei in die Freiheit ist kein abstrakter Weg. Damit auch unsere Fastenzeit konkret wird, besteht der erste Schritt darin, die Wirklichkeit sehen zu wollen. Als der Herr im brennenden Dornbusch Mose zu sich holte und mit ihm sprach, offenbarte er sich sogleich als ein Gott, der sieht und vor allem zuhört. Auch heute dringt der Schrei so vieler unterdrückter Brüder und Schwestern zum Himmel. „Dringt er auch bis zu uns vor? Rüttelt er uns auf?“, fragt der Papst.
Bezugnehmend auf seine Reise nach Lampedusa erinnert der Papst an zwei Fragen, welche er damals stellte: »Wo bist du?« und »Wo ist dein Bruder?« Unser Weg in der Fastenzeit wird ein konkreter sein, wenn wir uns beim erneuten Hören dieser Fragen eingestehen, dass wir noch heute unter der Herrschaft des Pharaos stehen. Es handelt sich um eine Herrschaft, die uns erschöpft und gefühllos werden lässt. Es handelt sich um ein Wachstumsmodell, das uns spaltet und uns die Zukunft raubt.
„Ersehne ich eine neue Welt?“, fragt Papst Franziskus, der auch darauf hinweist: Das Zeugnis vieler Mitbrüder im Bischofsamt und einer großen Zahl von Menschen, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, überzeugt mich mehr und mehr davon, dass ein Mangel an Hoffnung konstatiert werden muss. Es handelt sich um ein Hemmnis für Träume, um einen stummen Schrei, der bis in den Himmel reicht und das Herz Gottes berührt.
Gott ist unserer nicht überdrüssig. Nehmen wir die Fastenzeit an als kraftvolle Gnadenzeit, in der sein Wort wieder neu an uns ergeht.
Anders als der Pharao will Gott keine Untergebenen, sondern Söhne und Töchter, hebt der Papst hervor. Die Wüste ist der Raum, in dem unsere Freiheit zu einer persönlichen Entscheidung heranreifen kann, nicht wieder in die Sklaverei zu verfallen. In der Fastenzeit finden wir neue Urteilskriterien und eine Gemeinschaft, mit der wir uns auf einen noch nie zuvor beschrittenen Weg begeben können. Das bringt einen Kampf mit sich: Das Buch Exodus und die Versuchungen Jesu in der Wüste berichten uns dies anschaulich.
Wir können uns in dieser Weise an bestimmte Projekte, Ideen, Ziele binden. Statt uns in Bewegung zu versetzen, werden sie uns lähmen. Statt uns zusammenzubringen, werden sie uns gegeneinanderstellen.
Es ist Zeit zu handeln, und in der Fastenzeit heißt handeln auch innehalten, merkt Papst Franziskus an. Innehalten im Gebet, um das Wort Gottes aufzunehmen und innehalten wie der Samariter angesichts der verwundeten Brüder und Schwestern. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten ist ein und dieselbe Liebe. Dies ist der Traum Gottes, das Gelobte Land, auf das wir zugehen, wenn wir aus der Sklaverei aussteigen.
Die synodale Form der Kirche, die wir in diesen Jahren wiederentdecken und pflegen, legt nahe, dass die Fastenzeit auch eine Zeit gemeinschaftlicher Entscheidungen sein sollte, weist der Bischof von Rom hin. Gleichzeit lädt er jede christliche Gemeinschaft ein, dies zu tun: ihren Gläubigen Augenblicke anzubieten, in denen sie ihre Lebensweise überdenken können; sich selbst die Zeit zu nehmen, um sowohl die eigene Präsenz innerhalb ihres Gebiets zu reflektieren wie auch den eigenen Beitrag, um ihn weiter zu verbessern.
In dem Maße, in dem diese Fastenzeit eine Zeit der Umkehr sein wird, wird die verstörte Menschheit einen Schub an Kreativität verspüren: das Aufleuchten einer neuen Hoffnung, sagt der Papst.
Wahrlich, wir erleben einen dritten Weltkrieg in Stücken,- aber lassen wir uns auf das Risiko ein, zu denken, dass wir uns nicht in einem Todeskampf, sondern in einer Geburt befinden; nicht am Ende, sondern am Anfang eines großen Schauspiels, schließt der Heiliger Vater in seiner Botschaft für die heurige Fastenzeit.
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