Von den zugegebenermaßen erstaunlichen Texten über die Auferstehung Jesu stellt der Wendepunkt den Höhepunkt der verblüffenden Ereignisse zwischen Jesus und den Aposteln dar, nämlich die Himmelfahrt. Die Himmelfahrt Jesu ist eines jener Ereignisse, die uns manchmal so unglaublich erscheinen, dass wir uns nicht einmal fragen, wie es war und was eigentlich damit gesagt werden will. Es ist offensichtlich, dass Jesus dabei den Willen des Vaters tut, wie er es immer getan hat, oftmals zum allgemeinen Erstaunen, oftmals zum Zweifel der Apostel.
Aber genau diese Apostel, deren Nachfolge bis heute reicht, sind die Schlüsselpersonen, durch die Jesus seine Aufgabe nach der Himmelfahrt erfüllt. Nun es geschah Folgendes: Nach der Auferstehung ist Jesus noch vierzig Tage bei den Aposteln, zahlreiche Zeugnisse sprechen von seinen Erscheinungen (vgl. Apg 1, 1-11). Es waren keine Erscheinungen, wie sie es sich unsere menschliche Fantasie vorstellt, und sie stellt sie sich wie die Erscheinung eines Geistes vor, ein kurzer Hinweis auf seine Anwesenheit, um die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu lenken oder ein anderer nicht so wohlwollender Grund. Jesus wollte seine Anwesenheit zeigen und Aufmerksamkeit an sich ziehen, aber sein oberstes Ziel war es, alles zu einer Einheit zu verbinden (vgl. Joh 17, 20-26).
Die Zahl seiner Erscheinungen nahm mit der Zeit zu und immer mehr Menschen glaubten an seine Auferstehung. Nicht nur an die Wahrheit der Ereignisse, dass sich so etwas wie eine Auferstehung ereignete, sondern sie schlossen sich dieser Nachricht mit ihrem ganzen Wesen an, in der Erwartung, ihm später zu begegnen und mit der Zeit diesen Ausgang des Lebens selbst zu erben (Apg 16, 25– 32). Jesus wollte eine Erwartung wecken, die später durch eine Zusammenarbeit erfüllt werden könnte. Unsere Zusammenarbeit. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, fühle ich mich dankbar und geehrt. Der Schöpfer des Himmels und der Erde möchte Sie, mich, uns alle als Mitarbeiter haben.
Der Geist Christi kommt als willkommene Wende für die Apostel, die sich nun, nachdem Jesus in den Himmel aufgefahren ist, erneut an einem Wendepunkt befinden, der nun bedeutet, an ein weiteres Ereignis zu glauben, das für sie ein Rätsel ist. Bald spürten sie „auf ihrer eigenen Haut“, was seine Himmelfahrt bedeutete. Jesus verließ die Apostel nicht mit dieser Tat, ließ sie nicht allein, um sich mit dieser Frohen Botschaft zurecht zu finden. Am fünfzigsten Tag sendete er ihnen seinen Geist, den Heiligen Geist, der sie aus einer verwirrten Gruppe von Gläubigen in einen vereinten Leib mit Christus als Haupt verwandelte (vgl. Mk 16, 15-20). Sie sind nun Erben verschiedener Dienste, sie sprechen eine verständliche Sprache, sie sind gefasst und mutig. Wir können sagen, dass sich Jesus durch seinen Geist, die Liebe des Vaters und des Sohnes, mit ihnen verbunden hat und in ihnen jene Gemeinschaft zum Leben erweckt hat, die die Kirche ist (vgl. Apg 2, 1-13).
Wie ein Kind, das im Leib der Mutter so groß geworden ist, dass es sich zu bewegen beginnt und sie seine Bewegungen spürt, so erwachte auch die Kirche zum Leben und setzt die Menschwerdung Jesu bis zu seiner endgültigen Geburt fort. Deshalb betrachten wir Pfingsten als Geburtstag der Kirche und wir können unseren Geburtstag mit dem ihren in Verbindung bringen, weil in jedem von uns Kirche aufs Neue geboren wird.
Wenn man die Kirche als einen lebendigen Körper versteht, der wächst, der Christus ist und von dem ich gleichzeitig ein Teil bin, dann hört sie auf, ausschließlich als eine Gemeinschaft von Gläubigen verstanden zu werden, ähnlich einem Verein oder einer Gemeinschaft, in der ich oder jemand anderer eine Rolle erfüllt. Die Kirche ist keine Gemeinschaft, die einige unserer spirituellen Bedürfnisse erfüllt, sondern ein Netzwerk von Jüngern, dessen Aufgabe es ist, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, indem die Worte und Werke, die er uns gezeigt hat, gelebt werden.
Feiern wir deshalb den Geburtstag der Kirche in Würde und fragen uns zuerst im eigenen Herzen: Was kann ich zur Ehre Gottes und zum Wohl meines Nächsten tun, damit dieses Pfingsten zu etwas Besonderem wird? Sicherlich können wir viele kleine Werke der Barmherzigkeit tun und sie als Opfer für unsere Nächsten darbringen. So wächst die Kirche.
Bild: Pixabay