Es ist sehr interessant, dass es vor dem Fest Allerheiligen oft keine besondere geistliche Vorbereitung mit einem Triduum gibt. Die Erwartung dieses Festes wurde durch einige beliebtere Bräuche wie Halloween ersetzt, obwohl das Christentum am Tag vor diesem Fest immer ihre eigene geistliche Vorbereitung hatte. Heute kommt es zum Paradoxon: Das Wort Halloween kommt von All Hallows Eve, die englische Wortschöpfung, die den Abend vor Allerheiligen beschreibt.
Es war der Abend, an dem man glaubte, dass die Seelen der Verstorbenen auf der Suche nach Frieden auf der Erde umherwandern, und es wurden ihnen Geschenke in Form von Essen und Kerzen auf den Fenstern hinterlassen, damit sie ihr Heim erkennen. Hier handelt es sich um die Überreste vorchristlicher Naturreligionen, die Aberglauben mit Respekt vor dem Rhythmus der Natur und dem Wechsel der Jahreszeiten verbanden. Das ist der Zeitpunkt, an dem auch die Herbst-Tagundnachtgleiche zusammenfällt, wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden. Das Wetter ist rauer; die Mäßigkeit des Herbstes wird durch Bedingungen ersetzt, die größere Anstrengungen im täglichen Leben rund um lebensnotwendige Dinge wie Essen oder Heizen erfordern. Es kam schneller und häufiger zu Erkrankungen, für die man weder Ursache noch Heilmittel kannte. Die Natur wurde einst respektiert, für heiliggehalten und gefürchtet. Der Tod war und blieb ein Unbekanntes, dessen intimer Aspekt die Angst der Unsicherheit in das menschliche Herz trägt. Die Dunkelheit, die früh kommt, und die Morgendämmerung, die später kommt, verstärken den Eindruck von „Dunkelheit“, in der es schwierig ist, die Sicherheit des Lebens zu spüren.
Grob gesagt, das Beschriebene stellt den Kontext dar, in dem sich Überzeugungen entwickelten, die die Menschen zur Dankbarkeit betreffend Saat und Ernte, Lese von Früchten sowie Angst vor Dunkelheit, Krankheit und Tod veranlassten.
Heutzutage haben die Menschen weniger Probleme, Nahrung zu finden, sie sind nicht auf ihre eigenen Nutzpflanzen und Tiere angewiesen und die medizinische Versorgung ist besser zugänglich. Wir alle sehnen uns nach einem gewissen Maß an Komfort in unserem Zuhause, aber es ist uns nicht gelungen, die Angst vor dem Tod und die Unmöglichkeit, ihn loszuwerden, zu vertreiben. Die „Feier“ von Halloween spiegelt in einem tieferen Sinne genau diese Ängste wider. In einem „oberflächlichen“ Sinne ist es ein Spiegelbild einer Konsumgesellschaft, die darin kein Fest sieht, sondern eine Gelegenheit für guten Spaß neben ein wenig Angst. Die Schattenseite dieses Brauchtums, das sich in unserem Land etabliert hat, ist das daraus resultierende zunehmende Interesse an okkulten Praktiken wie Spiritismus oder Zaubersprüchen. Der Anstieg ungesunder Spiritualität ist bei der jüngeren Generation zu beobachten, unabhängig von Halloween, aber das ist ein anderes Thema.
Wo haben sich Alle Heiligen in diesem Durcheinander verloren? Nun, für das wachsame, gläubige Herz sind sie nicht verloren. Sie sind immer hier, in der Gemeinschaft der himmlischen, verherrlichten Kirche, bereit, für uns Fürsprache einzulegen und für uns zu beten. Nichts kann die verherrlichte Kirche aufhalten, außer unsere Gleichgültigkeit, unser Mangel an Glauben oder unsere Hinwendung zur falschen Spiritualität - „Fremdheit“, Parteiungen, wie der heilige Paulus sagen würde. Und noch mehr, in seinen Briefen wurden wir schon vor langer Zeit gewarnt.
Die verherrlichte Kirche wartet darauf, dass sie uns in unserem täglichen Leben als ganzes Team von Reservefreunden hilft, zu denen wir, ihrer gedenkend, bei der hl. Messe zu Allerheiligen beten. Sie können an ihren Lieblingsheiligen, ihre Lieblingsheilige, ihren Seligen, ihre Selige denken, oder sich allgemein in einem Fürbittgebet an sie wenden, und die Antwort wird nicht ausbleiben. Ich möchte hier noch ein Detail erwähnen, nämlich den Brauch, auf den Friedhof zu gehen und die Verstorbenen zu besuchen, was realistischerweise an Allerheiligen mehr stattfindet als am Tag danach, an Allerseelen. Das hat eine praktische Grundlage: Allerheiligen ist ein arbeitsfreier Tag, und viele Menschen nutzen diese Gelegenheit, um auf den Friedhof zu gehen und an den Gräbern ihrer Lieben zu beten, wogegen Allerseelen ein Werktag ist und es gehen nicht so viele Menschen auf die Friedhöfe. Es ist nicht falsch, an Allerheiligen auf den Friedhof zu gehen, aber in geistlicher Hinsicht wäre es präziser, zu Allerseelen dahin zu gehen. Dennoch: Ich glaube, wir glauben gerne, dass unsere Verstorbenen in Gemeinschaft mit dem Herrn sind oder dass sie es sein werden, und indem wir an ihre letzte Ruhestätte gehen und beten, drücken wir unseren Glauben aus, dass auch sie heilig sind.
Das Wichtigste lasse ich zum Schluss: Der Feiertag Allerheiligen ist wie eine kleine Zeitreise. Er ist eine Erinnerung daran, was uns erwarten müsste, die Ankündigung unserer Zukunft, wenn wir sie wünschen, wenn wir heilig sein wollen. Heilig sein bedeutet: mit seinem ganzen Wesen Gott angehören, alles tun, um dies zu erreichen, und dabei sind uns eine ewige Hilfe die Sakramente, besonders jene der Versöhnung und die Eucharistie. Wir sind schon mit dem Glauben an das ewige Leben getauft. Es liegt an uns, ihm Inhalt und Bedeutung zu geben.
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