Vom Aschermittwoch bis zu den Drei Österlichen Tagen, also bis zum Gründonnerstag, befinden wir uns im Kirchenjahr in der Fastenzeit. Die lateinische Bezeichnung für vierzig Fastentage: Quadragesima, was übersetzt „vierzigtägig“ - „četrdesetnica“ bedeutet, wurde für diese Zeit auch von den Kroaten übernommen. Außer uns sagen auch die Franzosen „carem“, die Spanier „cuaresma“ und die Italiener „quaresima“. Die Fastenzeit wird in der Kirche seit dem 4. Jahrhundert begangen. Wir können auch ein anderes Wort verwendet, mit dem andere Völker diese Bußzeit bezeichnen: „Fasten“. Denn, sich auf ein großes Fest vorbereiten, kann man– muss man sich - auf unterschiedlichste Weise, mit mehreren Möglichkeiten. Eine davon ist das Fasten.
Körper und Seele werden durch das Fasten gereinigt. Katholiken reinigen ihre Seele auch durch die Beichte. Jetzt fasten wir, indem wir die Anzahl der Mahlzeiten pro Tag reduzieren und auf den Verzehr von Fleisch verzichten. Früher war das Fasten viel strenger. Es ist wahr, dass zu Beginn des Fastens nur am Karfreitag und Karsamstag gefastet wurde, doch vom 4. bis zum 7. Jahrhundert verbreitete sich die Norm des 40-tägigen Fastens vom Aschermittwoch bis Ostern. - Jetzt müssten wir einen Blick in den Kalender werfen, denn auf den ersten Blick kommen wir nicht auf 40 Tage.
Die Sonntage sind Feiertage auch in der Fastenzeit, an denen nicht gefastet wird, nicht gefastet werden muss. Dann zählen wir 38 Tage von Aschermittwoch bis Gründonnerstag. Aber von den Drei Österlichen Tagen wird am Karfreitag und am Karsamstag auch gefastet, und so sind wir schon bei der Zahl, die in der Bibel eine starke und große Vorbereitung symbolisiert: so war – zum Beispiel – Moses 40 Tage lang auf dem Berg, bevor er die zwei Steintafeln, die Zehn Gebote Gottes bekam, 40 Tage war Jesus in der Wüste, 40 Tage sind es von der Auferstehung bis zur Himmelfahrt Christi usw. Das Fasten selbst war rigoros. Daran hielten sich unsere treuen Menschen bis vor nicht so langer Zeit. (Ich wäre froh, wenn ich auch heute noch von solchen Menschen wüsste!) Sie aßen nur einmal am Tag – und das durch die ganze Fastenzeit. Und noch schwerer war das Fasten, wenn sie täglich nichts außer ein wenig Brot und Wasser zu sich nahmen und sonst nichts aßen.
Gefastet wurde auch durch den Verzicht auf Fleisch. Um die Mitte des letzten Jahrhunderts gab es in vielen unserer kroatischen Dörfer des Burgenlandes noch Familien, in denen die Hausherrin alle Schüsseln und Töpfe heraussuchte, in denen das Jahr hindurch mit Schmalz gekocht wurde, und andere nicht mit Fett in Berührung gekommenen Gefäße benutzte, da in der Fastenzeit nur mit Butterschmalz gekocht wurde. „Butterschmalz“ ist geschmolzene, ausgelassene Butter. Denn auch Schmalz selbst ist wie Fleisch. Es wird darauf vergessen, dass im 17. Jahrhundert zwischen Franziskanern und Jesuiten eine lebhafte Debatte darüber geführt wurde, ob ein Fastenessen auch „weiße Nahrung“ ist, also Milch und Eier?!? Denn man hielt noch den Brauch, dass auch dies beim Fasten verboten ist, denn die Milch kommt von den Kühen und aus Eiern unter der Glucke schlüpfen die Küken. Bis zum 17. Jahrhundert durften während der Fastenzeit keine Eier gegessen werden.
Eine typische Fastensuppe war in Narda die „Turusitka“. Diese gewürzte Suppe wurde aus Molke gekocht, die vom Topfen übrigblieb. Es wurde die gleiche Menge Wasser hinzugefügt und alles aufgekocht. Nur der Rahm wurde abgeseiht. (Damit sie dicker wurde konnten auch zwei oder drei Kochlöffel Mehl dazu gegeben werden.) Jeder nahm in seinen Teller den Topfen und schöpfte die Suppe darauf. Wurde sie zu dick aufgekocht, wurde sie kaltgestellt und danach abgeseiht.
Wir dürfen nicht vergessen, dass auch der fastet, der auf Alkohol verzichtet. Aber es fastet auch der, der sich keine Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen anzündet – oder es zumindest seltener tut. Beides ist Abstinenz, für die sich der eine oder andere entscheidet.
Neben dem Fasten war es auch ein wohlgefälliges Werk und angeraten, so viel wie möglich zu beten. Beten zu Gott – und Maria, unserer Fürsprecherin. Beim Fasten wurden auch oftmals die alten, archaischen und apokryphen Gebete gebetet, die seit dem Mittelalter, aber auch seit der Barockzeit gebetet wurden. Und hier gab es auch solche, die von der Kirche nicht gutgeheißen wurden. Auch dann nicht, wenn sie in der Vergangenheit von hohen kirchlichen Würdenträgern gebilligt wurden. Bei den Kroaten des Burgenlandes – wie auch bei anderen Völkern – repräsentierten diese Gebete in großer Zahl das Leiden Christi, die Erlösung. Aber am Ende gab es fast immer eine „Klausur“, die etwas versprach, was die Kirche nicht gutheißen konnte: Wer dieses Gebet betet, dem werden sieben Todsünden vergeben, oder er kommt in den Himmel usw. Aber all das hing mit dem Tod Jesu am Kreuz und seinem Opfer zusammen: unserer Erlösung von allen Sünden. Und diese alten, später missbilligten Gebete – „Gebetchen“, wie unsere Kroaten in der alten Heimat sagen – konnten miteinander verbunden werden und so zu einem „hier und her fließenden“ Gebet werden.
Foto: Pixabay
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